Soziale Vertikalismen sind Denkmuster, die die Gesellschaft vertikal abbilden, wobei Oben mit reich und gut und Unten mit arm und schlecht verbunden wird. Diese sozialen Vertikalismen gehen oftmals mit Klassismus, also mit klassenbezogener Ausgrenzung, Ausbeutung, Verächtlichmachung, Benachteiligung usw. einher.
Ein Artikel in der Süddeutschen machte heute auf eine Rede des Sprechers Bernd Lucke der Alternative für Deutschland aufmerksam. Lucke sprach dort über “ausländische Langzeitarbeitslose”. Diese seien der “Bodensatz” unserer Gesellschaft.
“Lucke erklärt, dass es Menschen gebe, die ins Land kämen, ohne Deutsch zu können, überhaupt ohne Bildung. Sie kämen voller Hoffnung und Naivität. Doch wegen ihrer schlechten Voraussetzungen könnten diese Menschen gar nicht zurechtkommen. Für sie bliebe nur ein Leben in Hartz IV. “Dann bilden sie eine Art sozialen Bodensatz – einen Bodensatz, der lebenslang in unseren Sozialsystemen verharrt.” Ein dauerhaftes Leben in Hartz IV aber wäre nicht menschenwürdig. Man solle sie aus Verantwortungsgefühl auch für sie nicht ins Land lassen. Um sie zu schützen.” (Schneider 2013)
Und weiter heißt es;
“Bodensatz. Welche Menschen meint er? ‘Ich habe keine bestimmte Gruppe im Sinn’, sagt er hinterher. ‘Ausländische Langzeitarbeitslose, die aus der Abhängigkeit nicht herauskommen.’ Aber dieses Wort? Er fragt zurück. Was daran störend sei? Technisch gesehen sei Bodensatz ‘das, was sich nach unten absetzt und nicht wieder hochkommt.’ Klingt das nicht nach Müll, den man nicht brauche? Nein, das habe er gar nicht im Sinn. Lucke ist irritiert. Er werde, sagt er, darüber nachdenken.” (Schneider 2013)
Diese sozialen Vertikalismen finden sich vor allem auch in der Bildungspolitik. Es heißt nicht umsonst “Hochschule” und “Bildungsaufstieg”. Auch der Ausdruck “Bildungsniveau” ist so ein Vertikalismus, da er eine horizontale Ebene benennt. Diese Topologien sind Denkmuster, die die Zuordnung von Menschen erlauben, aber eben auch deren Bewertung. Oben und Unten ist nicht wertneutral, sondern so sehr im Bewertungsystem eingeschrieben, dass dies selbst topologisch gedacht wird, was sich in den Ausdrücken “Aufwertung” und “Abwertung” zeigt.
Im Folgenden möchte ich anhand einer Diskussion im AfD-Forum zeigen, wie vielfältig die sozialen Vertikalismen greifen. Auslöser war ein Banner auf der Facebook-Seite mit einem Zitat von Bernd Lucke, wo er sich für das Dreigliedrige Schulsystem aussprach, u.a. mit folgender Begründung:
Hier die Kommentare, die mit sozialen Vertikalismen argumentieren:
- Vorallem muss man bedenken, dass eher die schwierigeren Kinder die anderen runterziehen, als das der andere Effekt eintreten würde. Es würde den Zerfall der Gesellschaft nur noch mehr beschleunigen. So würden die jetzigen Realschüler das Hauptschüler-Niveau annehmen und wir hätten eine noch breitere Unterschicht.
- Bayern auf das Niveau anderen budesländer runterziehen, das ist der hintergrund
- Das Talent gehört gefördert, nicht die Untalentierten, die werden sich in einem Einheitssystem vielleicht um ein paar Prozent verbessern, aber die Hochbegabten und Talentierten werden dabei verkümmern … was leider im Moment bei diesem System der Fall ist, hier wird mit aller Gewalt Mittelmaß geschaffen !
- Die Gesamtschule wird dazu führen, dass nicht nur das durchschnittliche Bildungsniveau der Bevölkerung weiter sinkt, Versager, Querulanten und primitive Brutalinskis aus dem Hauptschulbereich werden die früher fleißigen Realschüler tyrannisieren und entweder auf ihre Stufe runterziehen oder zarte Pflänzchen einfach zerbrechen.
- Ich halte ein dreigliedriges System auch für das Beste. So fühlt sich niemand unter- oder überfordert.
- Das Ziel darf keine niedrige einheitsbildung sondern muss eine differenziertere sein.
- Ich sehe die Gefahr bei einer Gesamtschule bis zur 10 Klasse, dass das Bildungsniveau sinkt.
- Die nachfolgenden Jahrgänge wurden immer schlechter und das Niveau des Unterrichts sank dramatisch.
- Natürlich hat es ein kleiner Justin schwerer als ein kleiner Enno, wenn seinen Eltern der Flachbildschirm und RTL2 wichtiger sind, als sein Erfolg in der Schule. Dieses Problem löst man aber nicht durch Gleichmacherei und Behinderung der Leistungsträger, sondern durch eine veränderte Einstellung zur Bildung im Elternhaus!
- Wir mussen gegen die kommunistische Gleichmacherei zu Lasten des Bildungsniveaus vorgehen.
- Wir können ja auch im sport alles zusammen legen zb. Fussball bundesliga gegen kreisliga , dann würde das Niveau in der kreisliga ein wenig gehoben!
- Wir brauchen ein Schulsystem, was die Guten fördert und nicht herunterzieht.
- Dann habe ich das Gefühl, das hier gleich gemacht werden soll, und zwar nach unten. […] Es ist von oben befohlen. Das Niveau des Deutschen Volkes ist zu drücken und zwar auf bildungsferne Migrantenebene.
- So werden potentiell gute Realschüler im Schulsumpf der unteren Schichten versenkt und um ihre Zukunft betrogen.
- Wundert es euch, dass Eltern ihre Kinder nicht mehr auf die Hauptschule schicken wollen? Das Nveau, dank rot-Grün, ist dermaßen gesunken, dass die heutige Hauptschule das Niveau der früheren Sonderschule gerade mal erreicht.
- Typisch Gutmenschentum. Es ist nunmal leider nicht so, daß die guten interessierten Schüler ihre lernschwächeren Klassenkameraden durch kollegiale Zusammenarbeit fördern und das Niveau “nach oben ziehen”. Es ist genau anders rum: Die lernunwilligen ziehen eher die guten runter.
- Das untere Niveau zog schon immer das etwas höhere nach unten. Das ist nun wirklich eine Binsenweisheit.
- die Grünen und Roten wollen doch das Niveau bewusst unten halten, damit sie es besser in ihrem Sinne beeinflussen können.
- bildungsferne gruppen mit schlechten deutschkenntnissen und mangelnden lernwillen werden weiterhin die schüler in den “abgrund” reissen, welche großes potenzial haben.
- Die Gesamtschule ist 19. Jahrhundert. Laut PISA soll das Leistungsniveau der Schüler mit hoher sozialen Herkunft von der Gesamtschule gerade mal dem Leistungsniveau der Schüler mit niederiger sozialer Herkunft der Realschule entsprechen…
- Wenn jetzt diese Klassen nur noch von Problemkindern wimmeln, die das Niveau nicht einmal schaffen und damit alle anderen herunter ziehen, dann gute Nacht…
- Wir wollen das 3-gliedrige Schulsystem haben. Basta. Wir lassen unsere guten Schüler nicht von Bildungsfernen herunterziehen. Es muss eine Schule geben, an der genau diese Bildungsfernen die Möglichkeit haben, durch Fleiß, Anstrengung und Wissensdurst, sich auf eine höhere Schulform vorzubereiten. Was soll der Quatsch mit “alle sind gleich”??? Das haben wir ja beim Euro erlebt!
Vor allem das Bild des “Runterziehens” ist problematisch, weil dies auch von Alfred Rosenberg in seiner Beschreibung der “Untermenschen” verwandt wurde.
Hier ein weiterer Artikel zu Sozialen Vertikalismen: Bewusst gedachte Vertikalismen
Fritz Schladitz
Ja, in der Tat, da hat Lucke und die meisten der Kommentatoren recht…
Gott sei Dank gibt es endlich jemanden, der sich dieser schleichenden Downsize – Nivellierung einmal annimt und sie beim Namen nennt.
Weiter so!