Kannte Björn Höcke den Attentäter von Köln?

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In der letzten Woche applaudierten Pegida-Anhänger einem Galgen, der für die „Volksverräter“ Merkel und Gabriel „reserviert“ sei, und es wurde bekannt, dass ein AfD-Kreisvorstand und Direktkandidat zum Mord gegen die „Volksverräter“ aurief:

„Die Völkerwanderung muss aufgehalten werden. Die sich Deutsche nennen und dies fördern gehören an die Wand gestellt. Macht endlich was und wartet nicht auf andere“

Am Samstag setzte der Neonazi Frank S. diese Aufforderung in die Tat um: Er versuchte die als „Volksverräterin“ ausgemachte OB-Kandidatin Henriette Reker zu ermorden und verletzte mit einer Messer-Attacke fünf Menschen. Der Grund war die Flüchtlingspolitik von Henriette Reker.

Frank S. trat Anfang der 1990er Jahre der neonazistischen Partei FAP bei. Zur selben Zeit machte der heutige NPDler Thorsten Heise in der FAP Karriere. Heute ist Heise NPD-Mitglied im Eichsfeld. Er hat Kontakte zum AfD-Landesfraktionsschef Björn Höcke, der Demonstrationen in Erfurt gegen die „Volksverräter“ organisiert, auf ein „tausendjähriges Deutschland“ hofft und einen Bürgerkrieg prognostiziert.

Der Gymnasiallehrer Björn Höcke war nicht erst ab 2013 politisch aktiv. Ich gehe davon aus, dass er undercover seit Jahren politisch aktiv gewesen ist. Undercover deswegen, weil er aufgrund seines verbeamteten Lehrerstatus nicht offen zu seinen politischen Aktivitäten stehen konnte. Am problematischten sind die Zusammenhängen mit einem „Landolf Ladig“, einem völkischen Autoren, der zwischen 2011 und 2012 drei Artikel für die Magazine des ehemaligen FAPlers Thorsten Heise schrieb. Ich gehe davon aus, dass Björn Höcke hinter dem Pseudonym „Landolf Ladig“ steckt. „Ladig“ verherrlichte in diesen Artikeln den Nationalsozialismus und ermahnte die „identitäre Systemopposition“, bereit zu sein, in der kommenden „Revolution“ den „Führungsanspruch“ durchzusetzen.

Wie weit die rechte Vergangenheit von Höcke zurückreicht, ist unklar. Nach seiner Bundeswehrzeit studierte Björn Höcke in der ersten Hälfte der 1990er Jahre Jura in Bonn. Zu dieser Zeit war Frank S. in der Bonner Neonazi-Szene aktiv, unter anderem in der dortigen FAP. Sollte Höcke bereits zu diesem Zeitpunkt eine völkische Ideologie verfolgt haben, wäre es gar nicht unwahrscheinlich, dass er 1992 Kontakt zu Frank S. hatte.

Unabhängig von dieser Spekulation lässt sich festhalten, wie kurz die Wege zwischen den geistigen Brandstiftern und den handelnden rechtsextremen Attentätern sind: Höcke -> Heise -> FAP -> Frank S..

Nachtrag 21.10.2015: German Defence League

Die Frage, ob Björn Höcke den Attentäter von Henriette Reker kennt, ist als Aufforderung zu verstehen, sich mit der politischen Vergangenheit von Höcke zu befassen. Denn es liegt nicht einfach nur eine „geistige Brandstiftung“ vor, sondern Höcke hat Kontakte zu den Leuten aus dem politischen Mileu von Frank S. Oben wurde zunächst Höckes Kontakt zum Ex-FAPler Thorsten Heise dargestellt. Frank S. war ebenfalls FAPler und gehörte damals, als Höcke nach seiner Bundeswehrzeit begann in Bonn zu studieren, zur etwa 200 Personen umfassenden FAP-Szene in Bonn.

Aktuell scheint sich Frank S. in der German Defence League bewegt zu haben. Auch hier gibt eventuell Verbindungen zu Höcke. Die Schwäbische Zeitung zitiert den ehemaligen AfD-Gründer Bernd Lucke, Markus Frohnmaier sei Mitglied der German Defence League (GDL). Auch in der niedergeschriebenen Rede legt Lucke nahe, Frohnmaier sei Mitglied der GDL:

„Wir tun das auch in Konkurrenz zu einer Zombie-AfD, die sich durch Personal wie Fiechtner, Mandic und Frohnmaier am äußersten rechten Rand tummeln wird. Durch Menschen, die Obama als „Quotenneger“ bezeichnen und keinen Grund sehen, sich dafür zumindest zu entschuldigen. [Damit ist eindeutig Mandic gemeint; AK] Durch Menschen, die Tätowierungen der rechtsextremen „German Defence League“ tragen und die auf Facebook verbreiten, die AfD unterscheide sich von der NPD nur durch ihren bürgerlichen Habitus. [Damit kann er nur Frohnmaier meinen; AK.] Durch Menschen, die sich in die Nähe der Volksverhetzung begeben, indem sie über Parallelen zwischen dem Koran und „Mein Kampf“ schwadronieren und den Islam mit Massenmördern wie Hitler, Stalin und Pol Pot auf eine Stufe stellen [Damit meint Lucke Fiechtner; A.K.].“

Markus Frohmaier hat diese Behauptung bislang nicht dementiert oder ist gar juristisch dagegen vorgegangen. Der Vorsitzende der Jungen Alternative, Markus Frohnmaier bezeichnet Höcke als sein Vorbild und arbeitet mit Höcke eng zusammen.

Frohnmaier

Ein „Cornel Frohnmaier“ der German Defence League hatte laut Indymedia 2010 über Facebook öffentlich einsehbar Interesse an einem „Messerkampf-Seminaren“ der rechtsextremen Szene bekundet. Im Internet finden sich Mutmaßungen darüber, dass „Cornel“ der zweite Vorname von Markus Frohnmaier ist. Tatsächlich findet sich bei Myspace ein mindestens fünf Jahre altes Profil mit dem Namen Markus Cornel Frohnmaier.

Nachtrag 22.10.2015: „Cornel Frohnmüller“

Die Facebookseite „MarkusFrohnmaier90“ mit dem Titel „Cornel Frohnmüller“ scheint die Facebook-Seite von Markus Frohnmaier zu sein. Es könnte sich auch um ein Fake handeln. Das würde dann aber bedeuten, dass sämtliche Facebook-Bekannte von Markus Frohnmaier auf dieses Fake reingefallen wären, denn diese sind mit „Cornel Frohnmüller“ „befreundet“.

Frohnmüller

Und diese Freundschaften kommen nur zustanden, wenn sie beiderseitig geschlossen werden. Die Seite von „Cornel Frohnmüller“ ist also kein Fake. Zudem soll sich Frohnmaier mit den Vornamen „Markus Cornel“ bei der AfD als Mitglied eingetragen haben. Kann es sein, dass „Markus Frohnmaier“ 2010 als Mitglied der „German Defence League“ Interesse an einem Messerkampf-Seminar der „German Defence League“ zeigte? 2012 veranstaltete die GDL einen „Marsch der Patrioten“ durch Köln.

Nachtrag 02.11.2015

Markus Frohnmaier hat am Freitag das Titelbild seiner Facebook-Seite Markus.Frohnmaier.90 geändert und den Namen  „Cornel Frohnmüller“ gleich mit dazu. Er heißt dort nun „Markus Frohnmaier“

cornell titelbild

Hat Markus Frohnmaier ein Interesse daran, dass der Vorname „Cornel“ nicht mehr mit ihm verbunden wird?

Die Seite von Markus Frohnmaier bleibt problematisch. Dort gibt es aktuell 40 „Gefällt mir“-Angaben, großteils AfD-Freunde, aber auch „HC Strache“, der FPÖ-Chef, und die „English Defence League“ gehören dazu. Interessant sind zudem die Facebook-Seiten „Russian Orthodox Army“ und „Deutsch russische Bruderschaft“.

In diesen Seiten – die Frohnmaier gefallen – finden sich unter anderem solche Postings:

russian orthodox

(Person mir der Queer-Fahne von mir unkenntlich gemacht; A.K.)

(Person mir der Queer-Fahne von mir unkenntlich gemacht; A.K.)

„Über 70 Jahre Degeneration“ – das passt zur Aussage von Björn Höcke, wonach die Deutschen seit 70 Jahren „neurotisiert“ seien. Ich erspare mir hier weitere Kommentare.

2 Kommentare

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  1. Francesco Calzone

    Jetzt geht das Niveau dieses Blogs aber wirklich in den Keller. 🙁

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