Ökonomische und soziale Klassen

· Allgemein

Nur kurz:

In der aktuellen Debatte um „Identitätspolitik“ ist die Unterscheidung von ökonomischen und sozialen Klassen wichtig.

Ökonomische Klassen bezeichnen Plätze, die in einem Wirtschaftssystem eingenommen werden müssen, damit dieses funktioniert: im Kapitalismus zum Beispiel die antagonistischen Klassenpositionen die mit Kapital und Arbeit gekennzeichnet werden. Das mit der jeweils bestimmten Form der Produktion einhergehende ökonomische Klassenverhältnis weist allen übrigen Verhältnissen Rang und Einfluss an. Es bestimmt gesellschaftliche Verhältnisse, ohne diese zu determinieren.

Soziale Klassen werden bestimmt (nicht determiniert) von ökonomischen Verhältnissen, vor allem von der kapitalistischen Erfordernis, zur Reproduktion der ökonomischen Klassenverhältnisse beizutragen. Marx benannte die sozialen Klassen auch als „race“, womit keine ethnischen oder im heutigen Verständnis „rassen“bezogene Merkmale gemeint waren, sondern der Tenor auf Reproduktin lag. Zur Differenzierung zwischen ökonomischen und sozialen Klassen bestand zu Marx Zeiten noch kein dringender Grund, da Arbeiter*innenkinder quasi automatisch Arbeiter*innen wurden und zwar sehr schnell, bereits als Kinder. Heute besteht dieser scheinbare Automatismus nicht mehr, wenngleich immer noch die soziale Herkunft maßgeblich bestimmt, welche Position im ökonomischen Klassenverhältnis eingenommen wird.

Den sozialen Verhältnissen, die mit den sozialen Strukturkategorien „race, class, gender“ bezeichnet werden, werden Rang und Einfluss durch die Produktionsform im aktuellen Kapitalismus, durch das entsprechende ökonomische Klassenverhältnis angewiesen; hierdurch werden weitgehend die Konstruktionen der Unterdrückungsverhältnisse Rassismus, Klassismus und Genderismus bestimmt, obschon diese Konstruktionen eine Eigenlogik haben und deren Existenz nicht am Kapitalismus gebunden ist. So waren bestimmte rassistische, klassistische und genderistische Verhältnisse und Entwicklungen nötig, damit der Kapitalismus sich überhaupt erst entwickeln konnte. Es mussten entsprechende Identitätszuschreibungen mit brutaler Gewalt institutionalisiert und generationenübergreifend internalisiert werden, damit die für den Kapitalismus adäquaten ökonomischen Klassenpositionen eingenommen werden konnten.

Daher ist es wichtig, zwischen ökonomischen und sozialen Klassen zu differenzieren.

1 Kommentar

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  1. Quax

    „Identitätspolitik“ gibts im Englischen nicht umd macht auch im Deutschen keinen Sinn, danke Sick oder wie auch immer.
    „Identity policy“ ist der Versuch marginalen Gruppen eine Stimme zu geben, innerhalb des USA-Systems.
    Innerhalb welcher Debatte tauchte denn „Identitätspolitik“ in Deutschland auf? Nur auf rechten, rassistischen Meinungsseiten. Dazu schlechte Übersetzer und journalisten.

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