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Class / Klassismus

Zwischen den Stühlen

„Klassismus“ meint klassenspezifische Diskriminierung, Unterdrückung, Ausbeutung, Marginalisierung. Der Begriff ist im Deutschen weniger etabliert als die entsprechenden Begriffe „Classism“ im Englischen bzw. „Classismo“ im Spanischen. Versucht man, anitklassistische Politik zu betreiben, so sitzt man zwischen den Stühlen: Orthodoxe Marxist_innen gehen davon aus, dass der Begriff „Klassismus“ von den eigentlich wichtigen Kämpfe ablenke (nämlich dem Kampf im Produktionssektor), Verfechter_innen der Neuen Sozialen Bewegungen können mit dem Klassen-Begriff nichts anfangen, die europäischen Antidiskriminierungsrichtlinien und ebenso das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz kennen kein Diskriminierungsmerkmal „Klasse“ und Konservative lehnen das sowieso alles ab. Zwischen den Stühlen zu sitzen, heißt für die Klassismusforschung auch, zwischen den Lehrstühlen zu sitzen. Dies muss kein Nachteil sein, da der Klassismusbegriff von Beginn an intersektionell geprägt ist.

Dennoch wird regelmäßig vom Datenreport zur sozialen Lage oder von der Forschungsgruppe zur gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit eine klassenbezogene Diskriminierung festgestellt und auch die diversen Bildungsstudien belegen, dass Soziale Herkunft ein wesentliches Diskriminierungsmerkmal ist.

Mit klassistischen Äußerungen halten sich auch Spitzenpolitiker_innen nicht zurück. Vor allem, wenn es darum geht, neue „Faulheitsdebatten“ anzustoßen, dürfen sich Arbeitslose wieder „warm anziehen“ . Ich sammel seit einigen Jahren Politikersprüche gegen Arbeitslose, falls ich was in meiner Sammlung übersehen haben sollte, bin ich für Hinweise dankbar.

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