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Ladigs Text

Ich gehe davon aus, dass viele Menschen, die zur Zeit Höcke zujubeln, eigentlich eine Distanz zum Nationalsozialismus haben. Um diesen Menschen die Augen zu öffnen, dokumentiere ich die erste Seite der Texte von „Landolf Ladig“ aus der völkischen Zeitschrift „Volk in Bewegung“ von 2011, herausgegeben vom mehrfach vorbestraften Neonazi, NPD-Kader und Höcke-Bekanntem Thorsten Heise.

Hier ist das PDF (bitte anklicken): Ladig: Erste Seite

Im ersten Abschnitt des „Ladig“-Textes mit der Überschrift „Deutschland als Ideenschmiede“ findet sich eine deutliche Verherrlichung des Nationalsozialismus. Es geht also nicht nur darum, dass Ladig in NPD-Magazinen dazu aufruft, die NPD zu wählen. Mit dieser Verherrlichung ist Ladig eher dem rechten Rand der NPD zuzuordnen, es geht um offene NS-Verherrlichung.

Im zweiten Abschnitt „Krise des Kapitalismus als Chance“ findet sich der Leserbrief von Björn Höcke aus dem Jahr 2008 wieder. „Selbstregulierung von Mensch und Natur“ wird dort mit „Homoöstase von Ökologie und Ökonomie“ übersetzt. Hier der Leserbrief von Höcke:

In späteren Reden und Interviews (2013-2015) von Höcke von tauchen Passagen aus diesem und den beiden anderen Ladig-Texten (2011-2012) wieder auf und Höcke übersetzt dann bspw. explizit „Homöostase“ mit „Selbstregulierung“, wie hier in der „Blauen Narzisse“, in dem Höcke ein Interview gab unter dem Titel „AfD als identitäre Kraft“ (Ladig spricht übrigens von der „Identitären Systemopposition“):

Es gibt nur zwei Erklärungen für die vielfältigen Überschneidungen, die ich in den vorangegangen Beiträgen in diesem Blog dargestellt habe: Entweder ist „Ladig“ ein Bekannter von Höcke, der mit ihm seit Jahren an einer eigenen Ideologie arbeitet, in Bornhagen und vor dem Wohnhaus Höckes gewesen ist, den gemeinsamen Bekannten „Thorsten Heise“ kennt, sein Pseudonym in Anlehnung an den Vornamen des Sohnes Höckes gewählt hat und sich exakt der selben Wortwahl Höckes bedient. Oder Höcke hat unter dem Namen „Ladig“ geschrieben. Letzteres, dass „Ladig“ Höcke ist, ist sehr viel plausibler. Denn abgesehen von seinem Leserbrief von 2008 ist Höcke bis zum Aufkommen der AfD, also ab 2013, offiziell nicht politisch aufgetreten, obwohl er seit 2008 immer wieder die Notwendigkeit betont, politisch aktiv zu werden. Es ist davon auszugehen, dass Höcke politisch aktiv gewesen, nur eben nicht unter seinem Namen. Seit 2013, als Höcke in die AfD eintrat, verschwand „Landolf Ladig“. „Ladig“ hatte nur 2011 und 2012 in den Magazinen des Eichsfelder Neonazis Thorsten Heise publiziert. Seit Höcke in Erscheinung trat, verschwand „Ladig“. Sollte „Ladig“ nur ein enger politischer Weggefährte von Höcke gewesen sein, so wäre dies schon schwerwiegend genug. Höcke hätte dann diese politische Beziehung offen zu legen, denn um sich von „Ladig“ nachträglich zu distanzieren, muss Höcke zumindest überhaupt erstmal einräumen, dass er mit „Ladig“ eng zusammengearbeitet hat – wenn er nicht einmal dies zugibt, erübrigen sich irgendwelche Lippenbekenntnisse.

Oben habe ich geschrieben, dass ich davon ausgehe, dass viele Höcke-Anhänger eine große Distanz zum Nationalsozialismus haben. Diese fordere ich dazu auf, sich mit den oben genannten und in weiteren Blogbeiträgen von mir dargestellten Befunden kritisch auseinanderzusetzen.

Nachtrag 16.11.2015

Die Indizien werden immer dichter. Es gibt ein weiteres Fundstück, was Höcke zu erklären hat.

„Landolf Ladig“ preist das Werk von Peter Watson „Genius der Deutschen“ als „Opus Magnum“. Auch Björn Höcke preist in seinen Reden und Interviews mehrfach das Werk von Peter Watson „Genius der Deutschen“ als „Opus Magnum“:

„Und im letzten Jahr erschien das opus magnum „Genius der Deutschen“ eines Peter Watson (England), der auf über 1000 Seiten kenntnisreich darlegt, daß kein Volk in den letzten 250 Jahren mehr zur Höherentwicklung beigetragen hat als das deutsche.“ (Landolf Ladig 2011)

„Peter Watson hat vor einigen Jahren ein opus magnum auf den Markt gebracht, das Werk heißt „Genius der Deutschen“, ein tausendseitiges Werk, dass ich jeden von Ihnen nur zur Lektüre empfehlen kann.“ (Björn Höcke Mai 2015)

Dummerweise heißt das Buch „Der deutsche Genius“, im englischen Original „The German Genius“. Als Lehrer sollte Höcke wissen, dass zwei identische Fehler in Klassenarbeiten darauf hindeuten, dass einer vom anderen abgeschrieben hat.

In dem Artikel des Autoren mit dem Pseudonym „Ladig“ ist ein Leserbrief von Höcke aus dem Jahr 2008 eingearbeitet, quasi (selbst)plagiiert. Das wäre halb so wild, wenn „Ladig“ in diesem Text nicht den Nationalsozialismus verherrlicht und aufgerufen hätte, sich für eine „identitären“ Revolution in Geist der „Glut“ des Nationalsozialismus bereit zu machen.

Wenn die AfD weiterhin ihren Fraktionsvorsitzenden in Thüringen schützt, macht sie sich mitschuldig.

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