Website-Icon Andreas Kemper

Die WELT sollte die Berichterstattung ihres ehem. AfD-Reportes Lachmann aufarbeiten

Günther Lachmann,  jahrelanger Chefreporter der WELT in Sachen AfD, ist nach seinem Rauswurf nun zum Mitarbeiter des Thüringer AfD-Vorsitzenden Björn Höcke geworden. Bereits vor über einem Jahr ergriff Günter Lachmann auf ungewöhnliche Weise Partei für den umstrittenen Rechtsaußenpolitiker der AfD.

Meine Recherchen zu einem Neonazi mit dem Pseudonym „Landolf Ladig“ hatten im Frühsommer 2015 für Irritationen im AfD-Vorstand gesorgt. Der ehemalige AfD-Vorstand verlangte von Höcke eine juristische Klärung: Höcke sollte mich anzeigen und er sollte eidesstattlich versichern, nicht für NPD-Zeitschriften unter Pseudonym geschrieben zu haben. Beides verweigerte er.

Der damalige WELT-Journalist Günther Lachmann griff im April 2014 nun nicht etwa meine Anfangsrecherchen auf und ging diesen Recherchen nach, sondern er denunzierte diese: es seien „keine Beweise“, sondern die Recherchen stammten von einem „linken Blog“. An dieser „Argumentation“ ist einiges seltsam. Erstens wurden nirgendwo von „Beweisen“ gesprochen. Wäre „bewiesen“, dass Höcke unter dem Pseudonym „Ladig“ geschrieben hat, dann hätte Höcke natürlich sofort aus der Partei fliegen müssen und aus dem Schuldienst sowieso. Bis heute gibt es allerdings „nur“ eine nahezu wasserdichte Indizienkette, die keine andere plausible Erklärung übrig lässt als die, dass Höcke unter dem Pseudonym „Ladig“ tätig gewesen ist. So dicht war die Indizienkette damals noch nicht, daher sprach der AfD-Vorstand auch nicht von „Beweisen“ und entfernte Höcke auch nicht sofort aus der Partei, sondern der AfD-Vorstand forderte von Höcke, diese Anschuldigungen aus dem Weg zu räumen.

Noch krasser war allerdings Lachmanns Gegenüberstellung von „Beweisen“ und „linkem Blog“, als könne ein „linker Blog“ keine „Beweise“ enthalten. Statt den Recherchen selber nach zu gehen und den Parteipolitiker mit den offensichtlichen Ungereimtheiten zu konfrontieren, wie man es von einer kritischen Berichterstattung erwarten sollte, wurden diese Verdachtsmomente mit der Denunziation „linker Blog“ beiseite gewischt.

Höcke gefällt diese Einstellung Lachmanns, der bereits damals keine kritischen Fragen in der Causa „Landolf Ladig“ stellte. Höcke in seiner Erklärung zur Einstellung Lachmanns:

„Es ist in letzter Zeit vorgekommen, daß ich Gespräche abgebrochen habe, wenn eine Verhörsituation aufgebaut wurde. Mit einigen Altmedienvertretern habe ich die Zusammenarbeit eingestellt. Ich erkläre die Zeit des Rechtfertigens für beendet!“

Die Gewaltenteilung sieht im demokratischen System vor, dass sich Politiker*innen den kritischen Fragen von Journalist*innen stellen. Eine „Zeit des Rechtfertigens“ für „beendet“ zu „erklären“ ist selbstherrlich und antidemokratisch. Höcke wird sich beispielsweise für die Causa Ladig zu rechtfertigen haben und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die AfD ihn in dieser Frage nicht mehr deckt oder ein NPDler auspackt.

Höcke versucht dem aus dem Weg zu gehen mit einer „alternativen Medienstrategie“, die wir von faschistischen Parteien schon lange kennen, und erklärt weiter zur Einstellung Lachmanns:

„Alternative Politik braucht alternative Medienstrategien. So ist etwa der Aufbau eines alternativen Medienverbundes mit privilegiertem Zugang an Informationen zu forcieren. Der ‚Thüringer Weg‘ der AfD ist der inhaltsstarke und unkonventionelle. Diesen beschreiten wir auch in der Pressearbeit der Fraktion. Am 1. August wird Günther Lachmann für den Bereich ’strategische Kommunikation‘ seine Arbeit im Thüringer Landtag aufnehmen.“

Dass Lachmann nun also für Höcke arbeitet, stellt nachträglich die Überparteilichkeit der Beiträge von Lachmann in der WELT in Frage. Lachmann hatte immer schon „privilegierten Zugang“ zu AfD-Informationen. Die WELT hat hier einiges aufzuarbeiten und gut zu machen. Und dazu gehört auch eine objektivere Überprüfung meiner Recherche-Ergebnisse zu Björn Höcke.

 

 

 

Die mobile Version verlassen