Der Eugeniker Volkmar Weiss gibt Sigmar Gabriel Recht

· Eugenik, Rassismus, Sarrazin, SPD

Das wird Thilo Sarrazin nicht passen: Ausgerechnet Volkmar Weiss, ein Eugeniker von ganz rechts, gibt Sigmar Gabriel Recht. Natürlich gehe es bei Sarrazins “Deutschland schafft sich ab” um Eugenik. Schließlich sei Sarrazin überhaupt erst durch Weiss zu diesen “komplexen” eugenischen Gedankengängen in der Lage gewesen:

“Tatsächlich dürfte Sarrazin ohne meine Vorleistung „Die IQ-Falle: Intelligenz, Sozialstruktur und Politik“, Graz 2000, kaum zu einer so  komplexen und brisanten Gedankenführung gelangt sein. Mit der Thematik, in die Sarrazin sich in zwei Jahren in wirksamer Weise eingelesen hat, beschäftige ich mich in all ihren Verzweigungen seit über 40 Jahren.  Auch die Idee, die PISA-Testergebnisse in IQ-Werte zu transformieren, stammt ursprünglich von mir.  Sarrazin zitiert darüber hinaus korrekt eine Reihe Originalarbeiten Dritter, auf die er nur durch Zitierungen in meinen weiteren Arbeiten aufmerksam geworden sein kann, z. B.  auf S. 368 seines Buches die PISA-Punktwerte von Migrantenkindern, M. Levels et al., American Sociological Review (2008).” (Weiss, Volkmar. Thilo Sarrazin und Volkmar Weiss kontra Sigmar Gabriel und Frank Schirrmacher:Positive Wissenschaft gegen stalinistische Ideologie [Internet]. Version 36. Knol. 2010 Sep 23. Verfügbar bei: http://knol.google.com/k/volkmar-weiss/thilo-sarrazin-und-volkmar-weiss-kontra/19iebpu8jegcn/38.)

 Hauptanklagepunkt Gabriels in seinem ZEIT-Artikel sei die Eugenik. Thilo Sarrazin verzichtete auf die ursprünglich angedachte Antwort an derselben Stelle in der ZEIT und schrieb stattdessen ein kurzes Statement in der FAZ. Volkmar Weiss hierzu:

In einer ersten Antwort unter der Überschrift „Die SPD-Spitze kann nicht lesen“ (FAZ Online 18.9.2010) versucht Sarrazin, Gabriels Anklage vor allem als Mißverständnis und Fehlinterpretation darzustellen. Das wird Sarrazin wenig helfen, denn die logisch und sprachlich brillant formulierte Anklage trifft tatsächlich den Punkt, an dem sich die Geister scheiden.

Volkmar Weiss führt richtig aus, dass Sarrazin nicht der erste Sozialdemokrat ist, der Eugenik-Thesen vertritt. Ich hatte an anderer Stelle dargelegt, dass der Versuch eines Rausschmisses Sarrazins aus der SPD vor allem misslang, weil eben die rassenhygienische Tradition der SPD nicht beachtet wurde – oder nicht beachtet werden sollte (Warum Sarrazin noch in der SPD ist). Aber zu Volkmar Weiss Leidwesen sei ja nicht nur die SPD, sondern sogar die FAZ, “Sprachrohr der bürgerlichen Leistungsgesellschaft und Freiheit” anti-eugenisch eingestellt:

Es geht jedoch nicht nur um die Mitgliedschaft in der SPD. Frank Schirrmacher, der sich vehement dafür einsetzt, den Eugenik-Aspekt des Sarrazinschen Buches und seiner haarsträubenden Hintergründe zu beleuchten – aber nicht. um ihrer wissenschaftliche Erforschung voranzubringen, sondern nur sie um sie zu verteufeln und abzuwürgen – ist nicht irgendwer, sondern ein Wortführer in der FAZ, die sich einst als Sprachrohr der bürgerlichen Leistungsgesellschaft und Freiheit verstand.

 Ja, da war ich allerdings auch von Frank Schirrmacher positiv überrascht. Der Text von Weiss verliert sich im Weiteren in seiner “Alles-Stalinisten-Beschimpfung”. Und er hinterfragt den Geisteszustand der SPD:

An welcher Stelle ist aber eine linke Partei, die sich als  Anti-Eugenik-Partei definiert, geistig einzuordnen?(s.o.)

Keine Ahnung, “an welcher Stelle” diese Partei “geistig einzuordnen” ist, spannender ist die Frage, wieviel “ererbter Schwachsinn” bei Sarrazin noch so alles drin ist.
Volkmar Weiss, lass dir nicht die Butter vom Brot klauen. Wieviel von deiner “IQ-Falle” hast du jetzt verkauft, trotz der vielen Links, die du in Wikipedia eingebaut hast? Und was ist des Dankes Lohn? Sarrazin hat schon seine erste Millionen Euro verdient, keinen Monat nach Erscheinen seines Buches – und deine Eugenik wird verleugnet.

Nachtrag: Auch Peter Mersch bekennt sich zur Eugenik
Genau wie Volkmar Weiss sitzt auch Peter Mersch in der zweiten Reihe. In seiner Verteidigung Sarrazins heißt es:

Um es kurz zu machen: Eine Eugenik, bei der man z. B. Krüppel wegen angeblicher schlechter Gene sterilisiert (Dominanz, Recht des Stärkeren), ist mit den Grundprinzipien von Zivilisationen nicht vereinbar, eine auf Anreizen (Gefallen-wollen, Recht des Besitzenden) beruhende, eugenisch wirkende Familienpolitik dagegen sehr wohl.
Leider lassen sich solche Feinheiten öffentlich kaum diskutieren. Da heißt es dann etwa, die kräftige (dysgenische) Kindergelderhöhung, von der die berufstätige Akademikerin – ganz im Gegensatz zur ALGII-Bezieherin – so gut wie gar nichts hat, sei sozial, die den Interessen der gut ausgebildeten Mittelschicht genügende familienpoltische Maßnahme dagegen verwerfliche Eugenik, obwohl sie vielleicht rein gar nichts mit den Dominanz-basierten “eugenischen” Versuchen der Vergangenheit zu tun hat. Die dahinterstehende Logik scheint zu lauten: ‘Eugenik ist schlecht, Dysgenik also gut.’ Die fatalen Auswirkungen einer solch verfehlten Politik lassen sich längst beobachten: Menschen bekommen umso weniger Kinder, je mehr sie geistig, kulturell und materiell an sie weitergeben könnten. Und Kinder wachsen anteilsmäßig immer häufiger in Armut und Bildungsferne auf.

Er zeichnet hier die Argumentationslinie vor, denen wahrscheinlich auch bald Heinsohn und Sloterdijk folgen werden:
Es gibt demnach

  • eine gute Eugenik (Recht der Besitzenden) und einen schlechten Sozialdarwinismus (Recht des Stärkeren)
  • eine gute Eugenik (Gebäranreiz für Akademiker) und eine schlechte Dysgenik (Gebäranreiz für Unterschicht)

Vor allem die Formulierung “Gefallen-Wollen / Recht des Beistzenden” wird Sloterdijk gefallen.
Für Sarrazins Verbleib in der SPD ist diese Entwicklung natürlich nicht so toll. Oder sollte letztlich auch die SPD-Schiedskommission Sozialeugenik mit dem Prinzipien der Partei für vereinbar halten?

Nachtrag 2, 28.09.2010
Unverblümt werden in diversen Blogs Sarrazins eugenische Thesen diskutiert und weitergesponnen. Inzwischen wird schon eine Gruppierung von “Anti-Eugenikern” ausgemacht, die sich als Minderheit gegen Sarrazins “wissenschaftliche” Erkenntnisse sträuben. Beispielsweise hier: Sarrazin und die Anti-Eugenik


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