Website-Icon Andreas Kemper

Antifeministische Kampagne in Wikipedia erfolgreich

Die deutschsprachige Wikipedia hat ja bekanntlich nur einen Anteil von 8% schreibenden Frauen, was ungewöhnlich ist vor dem Hintergrund, dass in Sozialen Netzwerke wie Twitter und Facebook inzwischen Frauen überproportional vertreten sind und auch viel mehr posten als Männer. Leider spiegeln auch die Admin-Strukturen in Wikipedia dieses Gender Gap. Ich gehe davon aus, dass de.Wikipedia von institutionalisiertem Sexismus geprägt ist. Dies begünstigt, dass Autorinnen, die in Bereichen editieren, die mit Maskulinismus und Antifeminismus zu tun haben, von Maskulinisten gemobbt werden können. Gestern abend hat eine monatelange Kampagne von Maskulinisten gegen eine Wikipedia-Autorin ihren Höhepunkt erreicht und zugleich dazu geführt, dass sich die Autorin aus Wikipedia abgemeldet hat. Fiona Baine geriet ins Visier der Maskulinisten, weil sie als Autorin für Wikipedia recherchierte und in ihrer Arbeit auch Heike Diefenbach um ihre Einschätzung bat. Da sie Heike Diefenbachs Sichtweise als nicht neutral empfand, baute sie diese Einschätzung nicht in den Wikipedia-Artikel ein und Sie zog so die Aufmerksamkeit von Michael Klein auf sich, ein Maskulist, der Diefenbach persönlich kennt.*

Zur Kampagne

Ich gebe hier einen kurzen Überblick über die Kampagne:

Fiona Baine hat sich jetzt infinit sperren lassen. Es ist nicht das erstemal, dass Frauen sich aufgrund sexistischen Mobbings und fehlender Unterstützung von Admins aus Wikipedia verabschieden. Die Wikipedia-Community und der Verein Wikimedia.de zeigten sich bislang immer ratlos und unschuldig, Sexismus gäbe es in Wikipedia nicht, jedenfalls nicht mehr als in anderen Institutionen auch. Tatsächlich verabschieden sich aber wiederholt Frauen, die in den Bereichen zu Antifeminismus schreiben, nicht, weil sie angegriffen werden, sondern weil Admins nicht konsequent gegen diese Angriffe vorgehen.

„ein Anfang ist gemacht – NUN AKTION“

Im Manndat-Forum wird bereits der Sieg über Fiona Baine gefeiert. Michael Klein ruft dazu auf, nun den Druck zu erhöhen. Eine weitere Wikipedia-Autorin wird mit Klarnamennennung bedroht und damit, dass ein Anwalt gegen sie eingeschaltet wird. Außerdem solle nun zum Boykott gegen die „ideologisch durchseuchte“ Wikipedia aufgerufen werden. Es ist übrigens noch immer möglich, bei Wikipedia mitzuschreiben. Es ist sehr leicht, sich anzumelden und Artikel zu gestalten. Wichtig ist, dass immer quellenbasiert gearbeitet wird.
Hier ist es möglich, sich bei Wikipedia anzumelden:  http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Spezial:Anmelden

* Anmerkung

Fiona Baine teilte mir mit, dass sie nicht etwa den Rat von Heike Diefenbach gesucht, sondern sie als neue Wikipedia-Autorin begrüßt und ermuntert hatte, den Artikel Patrirachat zu überarbeiten. Da sie allerdings nicht bereit gewesen ist, den Patriarchats-Artikel im Sinne Diefenbachs zu überarbeiten, erhielt sie wütende Mails. Das war dann der Beginn der Kampagne gegen Fiona Baine.

Nachtrag

Auf Femgeeks befand sich bereits ein Artikel zur Kampagne gegen Fiona http://femgeeks.de/wessen-wissen-in-der-wikipedia

Nachtrag II

Die Kampagne gegen Fiona Baines wird fortgesetzt. Auf der Seite von Michael Klein ist nun ein Banner zu sehen, welches für eine ideologiefreie Wikipedia wirbt. Gebastelt hat das Banner Kevin Fuchs, der über Monate für die antifeministische Ausrichtung der Männer-AG der Piratenpartei stand. Auch Arne Hoffmann ist an dieser Kampagne beteiligt. Nachdem zunächst gemutmaßt wurde, dass ich hinter dem Account Fiona Baine stehe, dann offen spekuliert wurde, dass eine Wissenschaftlerin aus Wien dahinter stecke, wird nun behauptet, dass Fiona Baine eine zahlungskräftige Organisation sei, möglicherweise eine Stiftung. Diese Verschwörungstheorien sind typsich für Rechtspopulisten. Als damals die Manipulation des Thilo Sarrazin-Vordenkers Volkmar Weiss aufflog, bezichtigte mich Volkmar Weiss, dass die Benutzer, die sich hinter meinem Account verbergen, von einer geheimen Organisation finanziert würden . Arne Hoffmann hat sich seinerzeit, als er die Kampagne gegen meine Wikipedia-Mitarbeit anstieß, dankbar auf die „Ermittlungen“ des Rassisten Volkmar Weiss in der Jungen Freiheit bezogen („Wer steckt hinter ‚Schwarze Feder'“). Zur gleichen Zeit machte er auch auf die Wikipedia-Autorin „Barb“ aufmerksam, die damals im Wikipedia-Themenbereich „Antifeminismus“ schrieb und sich nach massiven Mobbing schließlich aus der Wikipedia verabschiedete. DieStandard berichtete hierzu:

Die ehemalige Wikipedia-Autorin Barbara Mürdter kann dies nur bestätigen. Sie loggte sich 2005, „ganz naiv“, wie sie heute sagt, bei Wikipedia ein, um das „freie Wissen“ zu verbessern und die Artikel auf den wissenschaftlich aktuellen Stand zu bringen. Ein besonderer Dorn in ihren Augen: Wenn soziologisch nicht anerkannte Theorien als Beleg für fragwürdige Aussagen herangezogen wurden. Doch ihr Engagement bei Genderthemen stieß auf totale Ablehnung und brachte ihr nervenaufreibende und zum Teil auch beleidigende Diskussionen mit Männern ein, die sich zum Teil über Mobbingmethoden als digitale Platzhirsche dieser Artikel breit machten. Von den ebenfalls männlichen Administratoren wurden sie gedeckt, obwohl sich diese Autoren ganz klar nicht an die Regeln der Neutralität und des Verzichts auf persönliche Angriffe hielten und auch keine seriösen Belege für ihre Aussagen anführten. Nach zwei Jahren warf sie als Wikipedia-Autorin entnervt das Handtuch.

Die Methode ist also schon etwas älter. Barb verabschiedete sich im Winter 2006/ 2007 aus der Wikipeda.

Nachtrag III

Auch die rechts-libertäre Eigentümlich Frei macht nun bei der antifeministischen Kampagne mit. Sie kolportieren Michael Kleins Behauptung, dass hinter dem Account „Fiona Baine“ verschiedene Personen stünden, die von einer Organisation bezahlt würden, obwohl diese absurde These selbst im MANNdat-Forum keinen Rückhalt mehr hat. Zudem wird gleich zweimal behauptet, ein Wikipedia-Autor würde einen „bezahlten Antidiskriminierungsrat“ einfordern. Tatsächlich gibt es in Wikipedia Überlegungen, wie mit der Kampagne gegen Fiona Baine umgegangen wird. So wurde auch diskutiert, ob es nach dem Vorbild von fachbezogenen Wikipedia-Redaktionen auch eine anerkannte Gruppe gibt, die sich mit Diskriminierungen in Wikipedia befasst. Von einer Bezahlung war keine Rede: Konkrete Vorschläge zum Umgang mit dem Institutionellen Sexismus in Wikipedia

Im Beitrag wird zudem erwähnt, dass Arne Hoffmann Mitarbeiter bei Eigentümlich Frei ist. Dies konterkariert die Strategie Arne Hoffmanns, sich als „linker“ Männerrechtler aufzubauen.

Die Verliererin dieser Kampagne wird Heike Diefenbach sein, da sie diese Kampagne mitzutragen scheint und sich damit als Soziologin vollkommen diskreditiert.

Nachtrag IV

Auch die aktuelle Junge Freiheit (34/12, S. 17) und das Blog PI „berichten“ über die „Ideologen“ in der Wikipedia und übernehmen die Argumentation von Michael Klein / Arne Hoffmann. Damit beziehen die beiden einflussreichsten Medien der Neuen Rechten in Deutschland zusammen mit einem Dutzend weiterer vergleichbar rechter Blogs und Foren wie „Eigentümlich Frei“ Position zu den Maskulinisten. Arne Hoffmann versuchte sich vor kurzem noch als „linker Männerrechtler“ zu inszenieren. Vielleicht überdenken linke Blogger noch einmal ihre Position, ihnen Gastbeiträge zuzugestehen. Wer von ef, PI und JF hofiert wird, der braucht nicht unbedingt auch noch linke Plattformen.

Nachtrag V

Der Verein Wikimedia Deutschland e.V. hat auf die Kampagne reagiert: Hier weitere Infos: http://andreaskemper.org/2012/08/28/wikimedia-reagiert-auf-sexismus/

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