Der 20. Februar ist 2007 von der Generalversammlung der UN zum Welttag der sozialen Gerechtigkeit ernannt worden und wird heute zum ersten Mail begangen – oder sollte es zumindest. Ich nehme diesen Tag zum Anlass, um mein erstes Blog zu schreiben. Ein Blog zum Thema Klassismus, also zur Benachteiligung / Herabwürdigung aufgrund der Klassenzugehörigkeit.
Seit Mitte Januar versuchte ich herauszufinden, was das sein soll, ein Welttag der sozialen Gerechtigkeit. Ich recherchierte und schrieb einen Beitrag bei Google-Knol. Gleichzeitig war ich natürlich daran interessiert, wie in Deutschland der Welttag der sozialen Gerechtigkeit begangen wird. Handlungsbedarf ist unzweifelhaft gegeben. Die Blogbeiträge, die ich in den nächsten Wochen und Monaten schreibe, werden diesen Handlungsbedarf schildern. Wobei das Wort “Handlungsbedarf” schon verharmlosend ist. Schließlich wird ja gehandelt. Die soziale Ungerechtigkeit wird hergestellt, Tag für Tag, sie fällt nicht vom Himmel.
Um also zu erfahren ob auch für (und nicht nur gegen) die soziale Gerechtigkeit gehandelt wird, schrieb ich alle Parteien an, die im Bundestag vertreten sind. Dreimal. Und einige Nichtregierungs-Organisationen wie den DGB, Attac oder den fzs als Vertretung der Studierenden. Die Antworten waren eindeutig: Keine Partei, keine Organisation plant irgendetwas für den Welttag der sozialen Gerechtigkeit. Die Grünen und die SPD antworteten auch nach einer dritten Anfrage nicht. CDU und FDP verwiesen auf ihre Programmatik. Bei der Partei der Linken antwortete immerhin die stellvertretende Parteivorsitzende Katja Kipping und sie hat meinen Beitrag genau gelesen und in ihrer gestrigen Presseerklärung passagenweise übernommen, was mir natürlich schmeichelt. Eine Presseerklärung kam auch von der CDU: die soziale Gerechtigkeit in den Entwicklungsländern müsste gestärkt werden, denn dies sei auch ein Schlüssel für die Stabilität bei uns. Auch wenn man Herrn Ruck zugute hält, dass er der entwicklungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion ist, und nicht der sozialpolitische Sprecher, daher auch nicht zuständig für die soziale Gerechtigkeit hierzulande, so ist es dennoch verwunderlich, dass nicht die Rede ist von sozialer Gerechtigkeit zwischen den reichen und den armen Staaten, sondern nur von sozialer Gerechtigkeit in den armen Staaten. Und dies auch nur, weil es die Stabilität hier fördere.
Fazit: ein Welttag der sozialen Gerechtigkeit findet in Deutschland nicht statt. Jedenfalls nicht 2009. Vielleicht 2010, im Europäischen Jahr gegen Armut und soziale Ausgrenzung. Wem das zulange dauert, den vertröste ich auf den 1. Mai. Da passiert immerhin was. Und die Fronten sind auch geklärt.
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