Ist Menschenzucht geltendes Recht?

· Bettina Töhl, Elterngeld, Eugenik, Sarrazin, Wikipedia

Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel warf dem Ex-Bundesbankvorstandsmitglied Thilo Sarrazin eine „Anleitung zur Menschenzucht“ vor und führte dafür dessen Forderung ins Feld, Kindergeld abzuschaffen und stattdessen Akademikerinnen mit gehobener Herkunft 50.000 Euro für eine Geburt zu zahlen.
Bettina Röhl wies nun in einem Artikel darauf hin, dass dies doch längst geltendes Recht sei und meinte damit die Elterngeldregelung:

Sarrazins Vorschlag, Jungakademikerinnen eine Prämie von 50.000 Euro von Staats wegen zu zahlen, um sie zum Gebären anzuregen, ist im Prinzip bereits geltendes, von der schwarz-roten Koalition, der Gabriel als Minister angehörte, beschlossenes Recht.Das damals eingeführte Elterngeld für ein Jahr Erziehungspause eines Elternteils beträgt für arme Schlucker ein Jahr lang 300 Euro pro Monat, also 3600 Euro. Für Besserverdienende hatte Schwarz-Rot als Obergrenze 1800 Euro Elterngeld pro Monat ausgesetzt. Diese Gutverdiener-Paare bekommen also per Saldo über zwölf Monate verteilt knapp 22.000 Euro Elterngeld geschenkt.
Das sind gut 18.000 Euro mehr Gebärprämie, als eine Unterschichten-Mutter erhält, um es klar und deutlich auszudrücken: Das ist geltendes Recht. Wie kann man dazu „Menschenzucht“-Phantasien gelangen? Gerade jetzt geht Schwarz-Gelb auf Sarrazin-Kurs und beschränkt das Elterngeld ganz auf Besserverdiener.

 Diese Themen zusammenzubringen ist richtig. Der Schluss ist falsch. Konkret zitierte Sigmar Gabriel mit jener Aussage aus dem Buch „Deutschland schafft sich ab“:

»Es könnte beispielsweise bei abgeschlossenem Studium für jedes Kind, das vor Vollendung des 30. Lebensjahres der Mutter geboren wird, eine staatliche Prämie von 50000 Euro ausgesetzt werden. (…) Die Prämie – und das wird die politische Klippe sein – dürfte allerdings nur selektiv eingesetzt werden, nämlich für jene Gruppen, bei denen eine höhere Fruchtbarkeit zur Verbesserung der sozioökonomischen Qualität der Geburtenstruktur besonders erwünscht ist.« (S. 389/390)

Hmpf, ein einfacher Satz, scheint es zunächst. Doch was ist eine „sozioökonomische Qualität der Geburtenstruktur“? Eine Google-Suche ergibt keine Treffer (außer auf Sarrazins Formulierung selbst), auch „Qualität der Geburtenstruktur“ nicht. Vielleicht meinte Sarrazin „Bevölkerungsqualität“. Hier wird Google fündig, und zwar vor allem beim Eugeniker Volkmar Weiss.

Auf den Vortrag „Bevölkerungsqualität: Der demographische Übergang in den Untergang“ geht die Kritische Psychologie Marburg ein.

Ich hatte mit dem Begriff „Bevölkerungsqualtität“ in Wikipedia zu tun und stellte seinerzeit einen erfolgreichen Löschantrag. Volkmar Weiss hatte an diesem Artikel mitgearbeitet. Offiziell wurde der Artikel unter dem Nickname „Gregor Strasser“ erstellt. Gregor Strasser war ein führender Nazi. Volkmar Weiss ist wegen mehrfacher Regelübertretungen in Wikipedia gesperrt worden, hierzu zählte, dass er sich unter einer ganzen Anzahl von Nicknames anmeldete und diese missbräuchlich einsetzte. Den Artikel „Vererbung von Intelligenz“ versuchte gegen eine Löschung zu retten, indem er unter einem Nickname zahlreiche Wikipedia-Autoren wüst beschimpfte und unter Klarnamen um Verständnis für den Wüterich bat, schließlich habe dieser doch im Kern recht.

Sarrazin zitiert Volkmar Weiss, wahrscheinlich ist das Gerede von der „sozioökonomischen Qualität der Geburtenstruktur“ auf dem Bevölkerungsqualtiäts-Mist von Weiss gewachsen. Nach Bettina Röhl ist diese „sozioökonomische Qualität der Geburtenstruktur“ bereits geltendes Recht. „Das ist geltendes Recht. Wie kann man dazu „Menschenzucht“-Phantasien gelangen? Gerade jetzt geht Schwarz-Gelb auf Sarrazin-Kurs und beschränkt das Elterngeld ganz auf Besserverdiener.“ Was soll man dazu noch sagen? Vor einem Jahr schrieb ich in Sarrazins Sozialeugenik (16.09.2009) bereits zum Lettre-Interview Sarrazins:

Den „Unterschichten“ das Geld wegzunehmen, damit sie schneller aussterben, erinnert an Malthus. Es wird ja mit der Umstellung vom Erziehungsgeld zum Elterngeld bereits praktiziert. Sarrazin drückt es schonungslos aus und die bisherige Entwicklung reicht ihm noch nicht.

Röhl und ich sind uns weitgehend einig. Doch Röhl sagt: das ist keine Menschenzucht, weil es doch praktiziertes Gesetz ist. Ich meine hingegen: das Elterngeldgesetz ist Menschzucht.


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3 Kommentare

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  1. Anonym

    Kannst du nun noch erklären, was an Menschenzucht so schlimm sein soll?

  2. Anonym

    Dazu kann ich nur Sagen, wer will schon das Wichsprodukt einer willigen Gebärmutter, sprich Menschenzuchtsau sein und eine solche als Mutter haben?
    Gruß
    RS

  3. Anonym

    In erster Linie hat jedes Ethnische Volk den Wunsch seine
    Population fort zu pflanzen.
    Da wir nun mal Deutsche sind ist das auch geltendes vorrecht
    in Deutschland.
    Denn eine andere Politik wäre nichts anderes, als eine tatsächliche
    Infiltration zu betrachten.
    von svenie99@web.de

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