Wikipedia-Autor_innen gegen Lobbyismus schützen

· Allgemein, Artikel (Netzpolitik)

The Bureau of Investigative Journalism deckte diese Woche massiven Lobbyismus in Wikipedia auf. Die Bell Pottinger Gruppe gab zu, mit Hilfe von Wikipedia-Accounts gezielten Lobbyismus betrieben zu haben. Der Wikipedia-Gründer Jimmy Wales reagierte mit deutlichen Statements. Zehn Accounts, von denen angenommen wird, dass sie zur Bell Pottinger Gruppe gehören und der Manipulation von Wikipedia-Beiträgen dienen, wurden vorsorglich gesperrt. Ich habe im deutschen Wikipedia angeregt, zu untersuchen, ob auch das in Hamburg angsiedelte und zur Bell Pottinger Group gehörende Unternehmen MMK ein ähnliches Geschäftsgebahren an den Tag legt.

Die deutsche MMK hat Wikipedia nicht genutzt – sagt zumindest der Geschäftsführer

Lars Burmeister, Geschäftsführer der MMK, sagte mir am Telefon, dass MMK bislang nicht aktiv war in Wikipedia. Er wisse, dass es in Wikipedia nicht gerne gesehen werde, dass PR-Agenturen aktiv werden. Ob in Zukunft PR-Agenturen „richtige Inhalte“ über Klienten in Wikipedia-Artikeln plazieren sollten, das könne diskutiert werden. Bislang sei MMK nicht so verfahren. Aber: Bell Pottinger war nicht eben transparent unterwegs. Es hätte nichts dagegen gesprochen, wenn sie als Agentur Bell Pottinger aufgetreten wären. Bell Pottinger nutzte stattdessen mindestens einen Account, aus dem nicht ersichtlich wurde, dass er zu Bell Pottinger gehört, also mindestens einen Account – gesperrt wurden im englischsprachigen Wikipedia inzwischen zehn Accounts.

Bell Pottinger ist kein Einzelfall

Dem Lobbyismus geschuldete Manipulationen in Wikipedia sind nichts neues. Während jetzt die Machenschaften der Bell Pottinger Group aufgefallen sind, manipulieren wahrscheinlich an anderen Stellen andere Interessensverbände unkontrolliert weiter. Wikipedia ist diesem Gebahren nicht gewachsen. Admins können sich nicht in jedes Themenfeld neu einarbeiten und sind oftmals nicht kompetent genug, die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Wikipedia-Autor_innen werden angegriffen und haben keinen Schutz seitens der Foundation

Verdeckte Arbeit von PR-Agenturen greift nicht nur das Neutralitäts-Prinzip der Wikipedia an. Für Wikipedia-Autor_innen, die mit diesem organisierten Vorgehen konfrontiert werden, kann die unbezahlte Nebentätigkeit äußerst unangenehm werden. Ich spreche hier nicht nur von den extremen Attacken, wie dem Outen der Adresse, an den Pranger stellen in Blogs und Zeitungen, bei Arbeitgebern oder ähnlichen Institutionen angeschwärzt werden. Das findet auch statt, ich gehöre zu den Autor_innen, die damit konfrontiert wurden und weiß, dass es anderen Wikipedia-Autor_innen auch so ergangen ist. Unangenehm kann auch schon werden, wenn man es mit einer organisierten Gruppe zu tun bekommt, der daran gelegen ist, ihren Standpunkt durchzudrücken.

 

Es ist an der Zeit, dass Wikipedia ihren Autor_innen den Rücken stärkt gegen offensichtlichen Lobbyismus.

3 Kommentare

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  1. michael könig

    Danke Herr Kemper, ich denke dies kannSIe auch interessieren:
    http://www.nein-idee.de
    Geht allgemein gegen Lobbyismus….ist ein genial einfaches Konzept, welches uns antrainiert wurde.
    LG Michael

    • michael könig

      sorri es muss natürlich abtrainiert heissen!
      mfg m

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