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Arne Hoffmanns Geister

Arne Hoffmann, der (einstige) Star-Autor des organisierten Antifeminismus, bloggt wieder. Im August 2011 stellte er mit einem Blogbeitrag dar, warum er nicht mehr zu bloggen gedenke. Der Grund war die rassistische und islamfeindliche Positionierung größer Teile der Männerrechtsbewegung nach dem Osloer Anschlag durch Breivik. Breivik posititionierte sich inhaltlich mit seinem Antifeminismus, seiner Anti-Political-Correctness-Sprache, seiner Feindschaft gegenüber dem Islam und den „1968ern“ bzw. dem „Kulturmarxismus“ in einer Weise, die weitgehend identisch ist mit dem Denken vieler Maskulisten. Ausschlaggebend für Hoffmanns Beschluss, vorerst nicht mehr zu bloggen,  war eine Diskussion im männerrechtsorientierten Männerforum der MANNdat-Seite, wo Michael Klein an Arne Hoffmann schrieb:

Bei all dem Richtigen, das Du schreibst, frage ich mich, warum Du nicht den letzten Schritt gehst, der unsere Debatte auf sciencefiles.org abrundet, denn wenn man aus der Tatsache, dass Breivig sich gegen den Feminismus wendet, nicht schließen kann, dass sich gegen den Feminismus zu wenden, schlecht ist, dann kann man auch aus seinem rechstpopulistischen und anti-Islamistischen Salbader nicht schließen, dass man Rechtspopulisten den Mund verbieten muss. link

Dass selbst der sich seriös und wissenschaftlich gebende Teil der Männerrechtsbewegung sich gegen Hoffmanns Kritik am Rechtspopulismus wandte, scheint für ihn der Tropfen gewesen zu sein, der das Fass zum überlaufen brachte. Allerdings scheint es da mehrere Fässer zu geben, denn merkwürdigerweise gab er keine drei Monate später, im November 2011 dem rechtspopulistischen KOPP-Verlag ein längeres Interview, wo er sich damit brüstete „in politischen Magazinen wie eigentümlich frei, der Freien Welt, Jürgen Elsässers Compact“ zu publizieren. Alle drei Magazine sind rechts positioniert: „eigentümlich frei“ ist rechtslibertär, die Freie Welt rechtskonservativ-christlich, Elsässers „Compact“ würde ich zur Querfront rechnen. Es ist mehr als verwunderlich, dass ein „linker“ Autor für diese Magazine schreibt. Nicht aufgelistet hat er die „Junge Freiheit“, für die er beispielsweise ein Porträt des Männerrechtlers Michail Savvakis, auch  bekannt als „Der Maskulist“ verfasste: „Wenige Menschen haben es geschafft, mit ihrem Den­ken eine politische Bewegung ins Leben zu rufen. Michail Savvakis gehört dazu, auch wenn „seine“ Bewegung noch ein überaus zar­tes Pflänzchen ist“. Savvakis aber gehört zu den Breivik-Verstehern: „Dieser Mann wollte sprechen, er wollte sich und seinen Ansichten auf die grauenvoll kalkulierte Weise Aufmerksamkeit verschaffen, er wollte gehört werden.“ Angeklagt werden müsse „die Methode Politische Korrektheit, die durch Okkupation der Schaltstelle Sprache das Individuum zu der Schizoidität nötigt, sich über zwei widersprüchliche Ausgaben seiner selbst zu verstehen und zu äußern“, „all jene Konstrukteure der Sprachlosigkeit, die allenthalben ihr frömmelndes Herz für universale Menschenrechte zu proklamieren pflegen“ also die „widerwärtige[n] ‚Pharisäer'“ gehören angeklagt für die Morde von Oslo, also solche Leute wie die Ermordeten. Der von Hoffmann in der Jungen Freiheit hofierte Savvakis kritisiert, dass „die Geistesfolterer der Korrektheit, Feministen und andere, keinen Fußbreit von ihren politischen und kulturellen Ansprüchen zurück zu treten gedenken“. Er hofft vor dem Hintergrund der Morde Breiviks, dass „die kommende Zeit den Klügeren dazu gereichen wird, das Fanal von Norwegen auch als das blutige Zerplatzen einer kulturpolitischen Blase zu begreifen, von Kräften aufgebläht, die weiter munter so vieler Seelen kulturelle Heimat ‚dekonstruieren'“. Das Fazit Savvakis zu den 77 von einem Faschisten ermordeten Menschen:

„Die Achtundsechziger röcheln sich nun weiter hin aus. Nach dem kulturpolitischen Un-Fall von Norwegen kann nichts bleiben wie es war. Nicht in Norwegen, nicht in Europa, nicht in der gesamten westlichen Welt. Denn allzu viele sind es, die endlich sprechen wollen – sprechen und gehört werden müssen! In einer erneuerten Demokratie mit rechts, links und Mitte. Andernfalls fände sich Norwegen in absehbarer Zeit fatal erweitert.“

Dass Savvakis so argumentiert, ist nicht verwunderlich. Inhaltlich weitgehend ähnlich mit dem Manifest Breiviks ist das zeitgleich von Savvakis veröffentlichte Papier mit dem Text „Feminismus als Ausdruck spätabendländischer Selbstentfremdung“ auf den er auch im obigen Text verwies. Dieser Text zur spätabendlichen Selbstentfremdung war sein Vortrag auf dem „Zweiten Antifeminismus-Kongress“ in der Schweiz. Arne Hoffmann distanziert sich inzwischen von den Breivik-Verstehern. Um diese Geister, die er rief, wieder loszuwerden, wäre der erste Schritt die Übernahme von Selbstverantwortung.

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