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Wer ist der „Freundeskreis der Alternative für Deutschland“?

Heute (28.08.2013) gab es in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung eine ganzseitige Anzeige vom „Freundeskreis der Alternative für Deutschland“. Gezeichnet hat diese bislang nicht in Erscheinung getretene Gruppierung ein Wolfgang Haars aus Salzgitter. Dieser Freundeskreis ruft dazu auf, die AfD in den Bundestag zu wählen. Und er verknüpft diese Forderung mit zehn Forderungen:

  1. Wir wollen die Zahl der Bundestagsabgeordneten auf 250 bis 300 verringern
  2. Wir wollen das Abgeordneten-Mandat zeitlich begrenzen
  3. Wir wollen den Fraktionszwang abschaffen
  4. Wir wollen die Steuerlast senken (u.a. Erbschaftssteuer abschaffen und Kirchhoff-Modell)
  5. Wir wollen den Bundesrechnungshof und die Landesrechnungshöfe stärken
  6. Wir wollen für Familie und Ehe, was das Grundgesetz in seinem Artikel 6 vorgibt (Bindung von Mutter und Kind soll geschützt werden – bis zum 12. Lebensjahr soll die Mutter die ausschlaggebende Stimme haben in Fragen der Ehescheidung)
  7. Wir wollen, dass das Recht auf politisches Asyl geachtet wird (Flüchtlinge sollen arbeiten und ausgewiesen werden, wenn sie das Aslyrecht „missbrauchen“)
  8. Wir wollen, dass alle deutschen Kommunismus-Opfer im einstigen DDR-Gebiet ihr Recht bekommen
  9. Wir wollen die Weisungsgebundenheit der Staatsanwälte druch die Justizminister aufheben
  10. Wie wollen die Rundfunk- und Fernsehgebühren um 50 Prozent senken

Das Ganze liest sich wie eine Mischung aus Bund der Steuerzahler, Republikaner (Punkt 7 meint: Flüchtlinge sollen arbeiten, wenn sie das Asylrecht „missbrauchen“ verlieren sie es) und ARE – Aktionsgemeinschaft Recht und Eigentum e.V. Tatsächlich scheint Wolfgang Haars der Niedersächsische Aktionsgruppe für Recht und Eigentum, einer lokalen Gruppe der ARE, angehört zu haben. (Übrigens zusammen mit einem Horst-Werner Nilges aus Osterode – ein Horst-Werner Nilges aus Osterode brachte es zu einer zweifelhaften Berühmtheit). Er forderte lange Zeit die Adelsgüter seiner ostelbischen Vorfahren zurück, die von Sowjetunion enteignet wurden.

Interessant an diesen Forderungen sind die ersten drei Punkte, die die Parteien schwächen sollen. Dies unterstützt meine These, dass mit dem Einzug der AfD in den Bundestag ein Angriff auf die Parteiendemokratie im Namen stärkerer Führungsstrukturen geplant ist. Da auch hier – wie im Fall der Zivilen Koalition – das soziale Milieu auf eine ostelbische Adelsherkunft verweist, wirkt hier ein längst überwunden geglaubter ungleichzeitiger Ständedünkel, was sich auch in den Forderungspunkten zu Familie und Erbe zeigt.

Identisch ist die Kontaktadresse mit der Geschäftsstelle des Vereins HvL – Das Heimatverdrängte Landvolk e.V.  Sollte das Heimatverdrängte Landvolk hinter der ganzseitigen FAZ-Anzeige stecken? Der Präsident des Vereins, Günther Alexander von Wittich, war Mitglied in der rechten Kleinpartei „Aufbruch 1994“ – und deren Ziele ähneln denen der heutigen FAZ-Anzeige:

„Als Versammlung einer selbsternannten geistigen Elite traten sie vehement für die »Reduzierung des Parteienstaates« ein. Sie setzten sich für die »Stärkung der inneren Sicherheit« und den »Abbau der Staatsverschuldung durch Rückführung des sozialen Wildwuchses« ein.“ (apabiz 2005)

Carl-Christian Hesse, Mitglied des Heimatverdrängten Landvolkes ist zugleich Mitglied der AfD in Verden/ Niedersachsen. Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass sich im Heimtatverdrängte Landvolk ein Diskussionszirkel bildete, der zum Freundeskreis Alternative für Deutschland führte.

Klaus-Peter Krause von der Zivilen Koalition hat die Anzeige in seinem Blog abgedruckt. Ein Mitkämpfer von Wolfgang Haars, Michael Pfeiffer, zur Wiedererlangung der ostelbischen Adelsgüter, hatte schon vor Jahren im Blog von Klaus Peter Krause über die Ungerechtigkeiten der SBZ diskutiert. Krause setzte sich bereits vor knapp zehn Jahren für die Rückgabe ein. Und Krause war langjähriger Redakteur der FAZ sowie Geschäftsführer der FAZIT-Stiftung, die Mehrheiteigner der FAZ ist.

Bei Klaus-Peter Krause und Carl-Christian Hesse scheint es auch ideologisch Überschneidungen zu geben.

Siehe auch: Vaterrechtsbewegung, AfD, Zivile Koalition

Nachtrag 03.03.2016

Erst nach einem Jahr wurde ein Protokoll der Jahreshauptversammlung der Bundes Heimatvertriebenes Landvolk veröffentlicht, welches im März 2013 stattfand. Interessant an dieser Jahreshauptversammlung ist die Teilnahme von Klaus-Peter Krause von der Zivilen Koalition (Beatrix von Storch). Ich hatte in meinem Artikel darauf aufmerksam gemacht, dass Krause die Anzeige des Freundeskreises in seinem Blog abgedruckt hatte. Natürlich wusste ich nicht, dass er kurz zuvor Sprecher bei der Jahreshauptversammlung gewesen ist. Im ersten halben Jahr der Entstehungsgeschichte der AfD war noch nicht wirklich klar, welche Rolle die Zivile Koalition in der AfD spielen wird. In meinem Buch „Rechte Euro-Rebellion. Alternative für Deutschland. Zivile Koalition e.V.“ hatte ich zwar die Bedeutung der Zivilen Koalition im Titel hervorgehoben, tatsächlich musste aber die ZK und Beatrix von Storch damals noch dafür kämpfen, prominent in der AfD vertreten zu sein. Die beiden Anzeigen des dubiosen „Freundeskreises“ nutzten ideologisch vor allem Beatrix von Storch. In diese Zeit fiel auch der Skandal um verschwundene Spendengelder, die angeblich in ein Schließfach liegen sollten.

Aktuell gibt es eine ähnliche Geschichte. Das Magazin Polifakt macht Wahlkampfwerbung für die AfD in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. Zudem gibt es eine Reihe von Großplakaten, in denen dazu aufgerufen wird, die AfD zu wählen. Die Spender und Spenderinnen (es sollen zwei Millionen Euro sein) möchten anonym bleiben. Zuerst wurde Polifakt auf den Seiten der Zivilen Koalition angekündigt.

Es liegt nahe, Verbindungen zwischen diesen anonymen Großspendern zu vermuten. Auffällig ist Beatrix von Storchs Engagement gegen eine Verschärfung des Waffenrechts. Damit hat sie natürlich die Jagdverbände hinter sich. Und Großgrundbesitzer, Adel und Jagd bilden quasi eine Einheit. Diese Jagdverbände sind quasi das verbindende Element zwischen dem Engagement von Storch für eine Rückgabe der Großgrundbesitze an den Adel und gegen eine Verschärfung des Waffenrechts.

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