DeSantis, Thiel, Leo gegen “woken Kapitalismus”

· Allgemein, US Wahlkampf

Anscheinend unterstützt der hierzulande noch viel zu unbekannte rechtskatholische Netzwerker Leonard Leo den Republikaner Ron DeSantis im Kampf für das Präsidentamt. Eine gemeinsame Kampagne richtet sich gegen den “woken Kapitalismus”. Dies könnte den Ausschlag im Rennen gegen Donald Trump geben.

Ron DeSantis am 14.8.2022 in Phoenix, Arizona; Foto von Gage Skidmore, CC BY-SA 4.0

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Leonard Leo

Nochmal zum Hintergrund. Leonard Leo war lange Vorsitzender der rechten Jurist*innen-Vereinigung Federalist Society. Mit verschiedenen “Dark Money”-Netzwerken gelang es Leo, drei Richter aus der Federalist Society lebenslang gewählt in den Supreme Court zu bringen. Danach erhielt er eine Super-Spende von 1,652 Milliarden US-Dollar, die in den dafür gegründeten Marble Freedom Trust übergingen.https://www.diskursatlas.de/index.php?title=Leonard_Leo

Chris Jankowski

Jankowski hatte Leo dabei geholfen, Federalist Society-Mitglieder in den Supreme Court zu bringen. Jankowski war wesentlich an der Gründung des Marble Freedom Trust beteiligt. Jankowski ist jetzt Geschäftsführer des SuperPAC ‘Never Back Down’ für DeSantis. Es wurden bereits mehrere Wahlkampfspezialist*innen aus dem ehemaligen Trump-Wahlkampfteam angeheuert.https://www.nytimes.com/2023/03/27/us/politics/trump-desantis-super-pac.html

Evan Baehr

Baehr ist Investor, Autor und Netzwerker. Er erhielt von Peter Thiel eine Investition für eine Firma und hatte später für Thiel ein Daten-Unternehmen gegründet. https://muckrack.com/evan-baehr/bio Nach eigenen Angaben gründete er nach einem Gespräch mit seinem damaligen Chef Thiel das Teneo Network, welches einflussreiche Personen aus verschiedenen Bereichen zusammenbringen soll, um politisch Einfluss zu nehmen. Vorbild solle die Federalist Society gewesen sein, auch Thiel war Mitglied der Stanford Federalist Society. 2021 wurde Leonard Leo Vorstandsvorsitzender des Teneo Network mit dem Ziel, die angebliche “liberale Dominanz” in den USA zu brechen. https://ctmirror.org/2023/03/12/teneo-network-conservative-federalist-society-liberal/

Die Kampagne gegen “woken Kapitalismus”

“Woke” hat inzwischen weitgehend den rechten Kampfbegriff “Political Correctness” ersetzt. “Woke” meinte ursprünglich soviel wie “wach sein” im Sinne von “kritischem Bewusstsein”. In der rechten Neuinterpretation gibt es kaum Unterschiede zum Kampfbegriff “PC”: eine lautstarke Minderheit aus Lobbygruppen wollen die Mehrheit umerziehen, dies sei Programm eines kulturmarxistischen Totalitarismus.

Das Teneo Network (nicht zu verwechseln mit dem älteren “Teneo”, welches den Clintons nahesteht) hatte während seines jährlichen Retreats Ron DeSantis eingeladen. Letztes Jahr hatte Thiel während der Bitcoin-Konferenz die “Jugend” aufgefordert, gegen den “woken Kapitalismus” zu kämpfen, womit vor allem die ESG-Kriterien (Umwelt-, Sozial,- und Unternehmensführungsstandards, im Englischen: Environmental, social, and corporate governance) gemeint sind. Als Feinde markiert wurden Warren Buffet und Larry Fink von Blackrock – sie seien die “Gerontokratie” (Altenherrschaft), gegen die die Jugend aufstehen und die Welt erobern müsse. Leonard Leo hat wie Ron DeSantis (im Kampf gegen Disney) nun ebenfalls zum Kampf gegen das “woke Kapital” aufgerufen. Ein Komentator mutmaßte, dass sich Leos Richter im Supreme Court dem anschließen würden.

Aktuell führt noch Trump gegenüber DeSantis und es gibt auch Trump-Unterstützer*innen im Teneo Network. Aufgrund dieser Verflechtungen und der gemeinsamen Linie kann es aber sein, dass DeSantis sich gegenüber Trump durchsetzen wird. Ein Problem für DeSantis ist die Beliebtheit von Trump in der Bevölkerung. Vielleicht wurden deshalb mächtige Unternehmen und nicht gesellschaftlich schwache Gruppen zentral als Feinde markiert. Mit dieser verkürzten Kapitalismus-Kritik könnte DeSantis auch bei den Männern mit einer trotzigen “PetroMaskulinität” (so der Titel eines kritischen Buches von Cara New Daggett) bzw. “fossilen Männlichkeit” punkten.

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