Bislang hat es keine Partei rechts von CDU/CSU/FDP geschafft, sich langfristig in Deutschland zu etablieren. Dies könnte sich mit der Alternative für Deutschland ändern. Denn hinter den politischen Kulissen scheint eine massive Auseinandersetzung zwischen Unternehmen stattzufinden. Die CDU vertritt die Interessen des mächtigen Bundesverbandes der deutschen Industrie (BDI) (100.000 Unternehmen). Die Alternative für Deutschland hingegen vertritt die Interessen der deutschen Familienunternehmer, die in Die Familienunternehmer und in der Stiftung Familienunternehmer vertreten sind. Das Handelsblatt berichtete letztes Jahr über eine Stellungnahme des BDI, die sich direkt gegen die Berliner Erklärung der Familienunternehmer wandte.
In der Stiftung Familienunternehmer ist unter anderem die von Finck’sche Familie vertreten. August von Finck hatte bereits den Bund Freier Bürger unterstützt, eine Anti-Euro-Partei, von denen verschiedene Mitglieder (Schachtschneider, Starbatty, Bandulet) auch in der Alternative für Deutschland aktiv sind. Von Finck finanzierte zudem eine Kampagne des BürgerKonvents, in dessen Vorstand nun mit Beatrix von Storch und Vera Lengsfeld zwei Vertreterinnen des Netzwerkes Zivile Koalition sitzen.
Bernd Lucke und Dagmar Metzger aus dem Vorstand der Alternative für Deutschland sind ebenfalls im BündnisBürgerwille organisiert. Dieses Bündnis ist zusammen mit Die Familienunternehmer organisiert in der Allianz gegen den ESM. Dagmar Metzgers Unternehmen Wordstatt bietet Lobbyarbeit an. Zu den von ihr veranstalteten Müchner Wirtschaftsgesprächen im noblen Bayrischen Hof traten am 28.06. Bernd Schünemann auf, der mit Unterstützung der Stiftung Familienunternehmer im Zusammenhang mit Target2 die Bundesbank anzeigte. Am 02.08. traten Thorsten Polleit und Bruno Bandulet auf. Polleit ist Chefökonom der neu gegründeten Firma Degussa Goldhandel von August von Finck. Bandulet steht für die Kontinuiät des von Finck finanzierten Bund Freier Bürger zur Alternative für Deutschland. Beide sind Autoren des rechts-libertären Magazins “eigentümlich frei“.
Es scheint bei den Interessenunterschieden jedoch nicht nur um die Positionierung zur Euro-Rettung zu gehen. Die organisierten deutschen Familienunternehmer scheinen generell konservativer eingestellt zu sein. Hier muss nicht auf den August von Finck senior verwiesen werden, der die NSDAP mitfianzierte, da viele Familienunternehmer seinerzeit die NSDAP finanzierten. Die deutschen Familienunternehmer sind Repräsentanten eines kapitalistischen Systems, in dem es keine bürgerliche Revolution gegeben hat, sondern einen Klassenkompromiss zwischen der Bourgeoisie und dem Junkertum. Dies erklärt auch die rückschrittliche Familienpolitik der Alternative für Deutschland und die familialistische Geschlechter- und Bildungspolitik. Und das macht die Alternative für Deutschland gefährlich – denn sie vertritt nicht die Interessen von rassistischen Islamhassern, sondern die Rückschrittlichkeit eines Teils der deutschen Wirtschaft.
Nachtrag 24.03.2013:
- Stephan Werhahn, der als Spitzenkandidat für die Freien Wähler bei der Bundestagswahl gehandelt wurde, ist (bislang) nicht nominiert worden, weil er eine Nähe zu Rechtsextremisten habe. http://www.sueddeutsche.de/bayern/spitzenkandidat-der-freien-waehler-nominierung-von-adenauer-enkel-abgesagt-1.1631386 Der Cousin von Werhahn, Patrick Adenauer, war jahrelang Vorsitzender von Die Familienunternehmer. Werhahn ruft dazu auf, zusammen mit der Alternative für Deutschland in den Bundestagswahlkampf zu gehen. Die Süddeutsche: ”
“Auch wisse er um die Vorwürfe der Rechtslastigkeit. Er lasse sich aber gerade deshalb in Düsseldorf aufstellen, um die Freien Wähler in NRW zu einen und zu stärken. Außerdem habe er am Wochenende die Personen getroffen, denen Rechtslastigkeit vorgeworfen werde. Dabei habe er den Eindruck gewonnen, sie seien “jetzt vernüftige Leute”, auch wenn sie “in der Vergangenheit Fehler gemacht” hätten. “Ich bin der Überzeugung”, sagte Werhahn, “dass man Menschen, die sich politisch verirrt haben, wieder zu politischer Verantwortung heranziehen kann, wenn sie sich geläutert haben.” In einem Interview hatte Werhahn unlängst außerdem erklärt, er trete in Düsseldorf an, weil er familiär und beruflich seit 150 Jahren tief im Rheinland verwurzelt sei. Die mittelfränkischen FW dürfte das nicht zufrieden stellen. In ihrer Erklärung fordern sie auch FW-Chef Hubert Aiwanger auf, Konsequenzen gegenüber Werhahn zu ziehen.”http://www.sueddeutsche.de/bayern/spitzenkandidat-der-freien-waehler-schwere-vorwuerfe-gegen-adenauer-enkel-1.1627041