Marc Jongen, Assistent von Peter Sloterdijk und stellvertretender Landessprecher der AfD Baden-Württemberg, teilte in einem “AfD-Manifest” in Cicero-Online mit, dass liberal sein mitunter auch reaktionär zu sein bedeute:
“Der angebliche Widerspruch zwischen einem konservativen und einem liberalen Parteiflügel der AfD ist damit als Propaganda des politischen Gegners enttarnt. Genuin liberal zu sein, heißt heute, konservativ zu sein. Zuweilen sogar reaktionär.” Marc Jongen: AfD Manifest. Das Märchen vom Gespenst der AfD, in: Cicero-Online vom 22. Januar 2014
Die AfD nähert sich mit großen Schritten dem Orwellschen Neusprech und Doppeldenk an – ihr vermeintlicher “Mut zur Wahrheit” wird sicherlich im Falle der Regierungsübernahme zu einem “Ministerium für Wahrheit” führen.
Werner Hupperich
Ich fürchte fast, dass Orwell da nicht weiter hilft. Der Versuch, ihre metaphysischen Bedürfnisse in weltliche Begriffe zu kleiden führt zu syntaktischen Ergüssen, an denen sich selbst Kryptologen die Zähne ausbeißen. Es scheint, dass die smith’sche “Invisible Hand” diese merkwürdigen Leute in Sphären geführt hat, in welche ihnen zu folgen allenfalls Theologen (vllt. auch noch Psychiater..) zu folgen vermögen. Um es etwas weniger polemisch zu formulieren: Es ist schon auffällig, dass versucht wird, prinzipiell unvereinbare Begriffe unter “einen Hut” zu bringen. Dies mag dem Bestreben geschuldet sein, möglichst viele Individuen hinter sich zu scharen. Wo es per definitionem keinen “kleinsten gemeinsamen Nenner” gibt, da wird dann eben einer kurzerhand erfunden. Dass die sich mittels solchem “Doppeldumm” (Orwell hätte gewiss seine Freude daran..) selbst von jedem kritischen, öffentlichen Diskurs isolieren, mag vielleicht sogar beabsichtigt sein. Das kriegt dieser – wenig lustige, aber in ökonomischen Kernfragen gar nicht so heterogene – Haufen durch gegenseitige Schulterklopferei leicht kompensiert.
Ihre Sorge im Hinblick auf die fürchterlichen Konsequenzen, welche sich zweifelsfrei einstellten, ließe man diese Leute ihre Ideologien unwidersprochen praktisch ausleben, teile ich uneingeschränkt, Herr Kemper. Ich fürchte, dass unter einem “Ministerium zur Bekämpfung unwahrhaftiger Umtriebe” kein Szenario zu zeichnen wäre. Wie in finstersten Zeiten der Inquisition – bloß, dass die Folterknechte für einen EUR je Stunde knechten und den Henkern bloß noch befristete Arbeitsverträge zugestanden werden. Wenn man so schaut, was die Konservativen so alles aus ihren Konserven zaubern, und was die Wirtschaftsliberalen diesen noch zur “Verfeinerung” aus ihrem ideologischem Gewürzregal beizusteuern hätten, wird einem bereits beim Gedanken an ein solches “Menü” speiübel.
Beste Grüße,
Werner Hupperich