AfD-Sprecherin Petry für „Kinderrente“

Die AfD-Vorstandssprecherin Frauke Petry spricht sich in einem Interview während der Leipziger Buchmesse mit der neurechten Wochenzeitung Junge Freiheit für die Kinder- und Jungendrente nach Wilfried Schreiber ein. Dieses Papier von 1955 wurde 2004 vom Bund katholischer Unternehmer neu aufgelegt. Es sieht vor, dass Kinder einkommensabhängig ca. 6-8% des Einkommens der Eltern erhalten, welches an die Eltern ausgezahlt wird. Ab dem 35. Lebensjahr müssen die dann Erwachsenen 4-6% ihres Einkommens zürckzahlen, wenn sie zwei Kinder haben. Haben sie keine Kinder, verdoppelt sich diese Zahlung, haben sie sechs Kinder, müssen sie gar nichts zahlen. Es handelt sich nicht nur ein einkommensabhängiges Kindergeld, nach der Devise, Kinder reicher Eltern erhalten mehr aus der Kinderrentenkasse, sondern Bildungsaufsteiger*innen sind doppelt benachteiligt, bzw. dreifach, wenn sie aufgrund ihres Bildungsaufstiegs später Kinder kriegen als Akademikerkinder. Nachdem schon das Erziehungsgeld einkommensabhängig gestaltet wurde, plant nur Petry von der AfD, auch das Kindergeld einkommensabhängig zu gestalten. Sie betont dass Familienpolitik Bevölkerungspolitik sei (das dürfe man ja heute wieder sagen), und meint qualitative Bevölkerungspolitik.

14 Kommentare

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  1. fritz

    Na endlich hat mal jemand sinnvoll Ideen.
    Gut das das hier mal thematisiert wird, leider gibt es zu wenige Blogs wo man von diesen durchaus charmanten Vorschlägen erfährt.
    Weiter so!

    Es wäre sehr begrüßenswert, wenn sich die allgemeine Familienpolitik dieser grundsätzlich sinnvollen Idee weiter öffnen würde.

    • Andreas Kemper

      Sinnvolle Idee? Es handelt sich um eine bewusste Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft. Was soll daran sinnvoll sein, dass Kindergeld abhängig zu machen vom Einkommen der Eltern, statt sozialkompensatorisch die unterschiedlichen Einkommen auszugleichen?

  2. Nazienkel

    Eine bescheuerte und ungerechte Idee – dass dies hier vom ersten Kommentargeber als „sinnvoll“ bezeichnet wird, kann Zweifel an der Menschheit aufkommen lassen.

    Diejenige, welche diese Idee^^ ausspuckte, möchte auf der „Hilfe – wir Deutschen sterben aus“-Welle reiten. Herr Kemper hat auf die zugrunde liegende Ungerechtigkeit und Effekte hiervon verwiesen.

    Und „fritz“ findet das ganze sinnvoll…

    Warum sollten Menschen, die keine Kinder in die Welt setzen können oder möchten, denn hierfür einen „Aufschlag“ leisten? Auch dieser „Vorschlag“ soll wieder einmal diejenigen Wähler einfangen, welche mit gesellschaflticher und sexueller Selbstbestimmung nicht viel anfangen können. Und er ist ganz klar gegen diejenigen Biographien gerichtet, in welchen kein Raum für Kinder ist – aus welchen Gründen auch immer.

    Dass solche unemanzipatorischen Vorschläge auf die Wählerstimmen konservativer Christen und anderer Wählergruppen abzielen, welche mit Freiheit und Selbstbestimmung nicht viel anfangen können, ist klar.

    Eine solche Idee ist doch nicht einmal mehr als konservativ zu bezeichnen – das ist absolut rückständige Biopolitik, welche Frauen einzig den Sinn und Zweck der Wurfmaschine zukommen lassen soll – egal ob Akademiker-, oder Arbeiterkind!

    So kurzsichtig, so brechenbar.

    Aber ist schon klar – gerade in Thüringen und Sachsen wurden ja in den letzten Wochen viele AfD Forderungen laut, welche auf engstirniges, braunes -und vor allem ungebildetes- Klientel abzielen. Frühgebärende sollen gegen Kinderlose ausgespielt werden.

    • Andreas Kemper

      Jein. Es ist ja richtig, dass Menschen mit Kindern Geld erhalten, weil Kinder nunmal Geld kosten. Die Frage ist, wo das Geld herkommt. Die erste Umverteilung besteht darin, nur noch Einkommen heranzuziehen und nicht Unternehmen, die zweite Umverteilung besteht darin, keine progressive Einkommenssteuer zu nehmen, sondern einen gleichen Prozentsatz, egal ob man viel oder wenig Geld verdient. Die dritte Umverteilung ist die, dass Kinderlose doppelt belastet werden und Kinderreiche gar nicht. Und die vierte Umverteilung besteht darin, dass Kinder in armen Familien weniger Geld erhalten als Kinder in reichen Familien. Die fünfte Umverteilung besteht schließlich darin, dass Arbeiterkinder, die als Kinder wenig Geld erhielten, nicht dieses wenige Geld zurückzahlen müssen, sondern, wenn sie gut verdienen, sehr viel mehr, während Kinder von Reichen, die damals viel Geld erhielten, im Falle eines schlechteren Jobs sehr viel weniger zurückzahlen müssen. Das Ganze ist vor allem eine krass klassistsiche Umverteilungspolitik zugunsten der Reichen. Hinzu kommt dann noch, dass man Menschen manipulieren will, Kinder zu bekommen.

  3. Frank

    Diese Idee einer „Kinderrente“ nach Schreiber taucht auch im am 2. März verabschiedeten Landtagswahl-Programm der sächsischen AfD auf – nur ohne auszuführen, was das bedeuten würde. Überhaupt liest sich dieses Programm, insbesondere die Absätze zur Familienpolitik, wie „Nachrichten aus einer Anderswelt“, wenn z.B. behauptet, wird, in Deutschland gebe es eine „offen betriebene() Herabsetzung und Verhöhnung der Familie“.

    • Andreas Kemper

      Petry behauptet ja auch, dass nicht nur in der ehemaligen DDR, sondern auch in Westdeutschland eine „Entchristlichung“ stattgefunden habe. Fehlt nur noch die Vokabel „Verproletarisierung“.

    • Nazienkel

      „Deutschenfeindlichkeit“und „Verhöhnung traditioneller Sexualität“ nicht zu vergessen.
      Generell findet ja andauernd eine Verhöhnung althergebrachter Werte“ statt. 🙂

  4. Nazienkel

    Dass Menschem mit Kindern finanzielle Unterstützung erfahren sollen (je nach Einkommen und Vermögen), ist richtig und wichtig, ebenso wie klar sein sollte, dass wer viel hat, weniger Förderung erfahren sollte. Natürlich wäre Ziel und Effekt von Petrys „Idee“ klassistische Biopolitik. Verkauft werden soll das ganze dem Wähler jedoch mit der üblichen völkischen Argumentation, welche sich an den Wahn anschliesst, die Deutschen stürben aus (ob aus Hedonismus, Karrieregründen oder der bösen Sexualität).

    Um die von Ihnen, Herr Kemper, geschilderte, gewünschte Umverteilungspolitik erreichen zu können, müssen neben bessergestellten vor allem unzufriedene Wähler erreicht werden. Und da versucht die AfD-Spitze ja ganz weit auszuholen (so weit, dass Lucke seiner Partei auch gerne in Talkshows linkes Potential andichtet).

    Was Theorien zum Klassismus angeht, so gehe ich bei Ihnen ein weites Stück mit, eine Einteilung der Gesellschaft aber in duale Gegensätze wie Akademikerkinder und Arbeiterkinder, oder beispielhaft als Gegensatz zum Arbeiterkind einzig das Kind reicher Eltern zu nennen, erscheint mir etwas zu simpel und glatt. Denn „Akademiker“ ist ja nun wahrlich nicht gleich „Akademiker“, was Gehalt und Karrierechancen angeht, ebenso, wie „Arbeiter“ nun wahrlich nicht mit „Arbeiter“ gleichzusetzen ist. Es bestehen auch hier bei diesen oft homogen behandelten Gruppen enorme Unterschiede in Bezug auf z.B. Gehalt und Karrierechancen, oder auch in Bezug auf gesellschaftliche Anerkennung.

    Dass das Ziel eine Umverteilung und Änderung der Demokratie zugunsten reicheren Schichten ist, ist klar und deutlich. Der Weg dorthin kann aber nicht nur über die „Reichen“ führen

    Ich finde es offensichtlich, dass mit der Hetze gegen Feminismus, „Systemmedien“, geoutete homosexuelle Fussballer -und vielem mehr- vor allem ungebildete Wählerreservoirs angezapft werden sollen. Wählerschichten, welche von einer Umverteiling von oben nach unten profitieren würden.

    Wenn ich mir die Kommentarspalten so anschaue, erhoffen sich viele, komischerweise gerade von der AfD, eine gerechte Umverteilung, ein „Ende mit HartzIV“, ein „Ende der feministischen Gleichmacherei“ und so weiter. Relativ absurd das Ganze. Eine Partei, die im Ursprung eine Partei der Bessergestellten darstellen möchte, mit den geäusserten Ressentiments ihrer Sprecher jedoch Unzufriedene vieler Couleur, vor allem aber vom rechten Rand, anzieht.

    • Andreas Kemper

      Ja, das stimmt, es gibt keine deutliche Trennung zwischen Arbeiter*innen- und Akademiker*innenkinder. Die Übergänge sind fließend und vielfältig. Dennoch gibt es trotz der Grauzonen Unterschiede. Das ist bei allen Diskriminierungsformen so, auch Rassismen entstehen entlang von Grauzonen.

      Mit der Hetze gegen Feminismus usw. sollen meines Erachtens nicht nur ungebildete Wählerpotentiale angesprochen werden. Die Parteimitglieder, die ja zum Großteil studiert haben, sind aus eigener Überzeugung antifeministisch usw. Deren Halbbildung reicht als mangelhafte Bildung aus.

      • Nazienkel

        Touché – einigen wir uns darauf, dass jene versuchen, Wähler -ob gebildet oder ungebildet- aller Schichten abzugreifen (die einen für Spenden, die anderen zur Parteienfinanzierung – Lucke wäre den Pöbel““ stimmrechtlich ja gern losgeworden).

        Sie haben Recht, auch in wohlhabenderen Kreisen wird Feminismus oft verteufelt, bzw. oft noch einigermaßen „traditionell“ gelebt. Kapitalbesitz muss wahrlich nicht zwangsläufig mit Bildung zusammenhängen. Und auch mangelhaftes Wissen durch Halbwissen besteht gewiß -> siehe Sarrazin. Rückständigkeit und Ewiggestrigkeit durchzieht eben alle Schichten…interessant finde ich in dem Zusammenhang, wie sehr heutzutage Bildung““ und Intellektualität““ gleich gesetzt werden. Für Sarrazin z.B. und Lucke vergibt die Szene^^ ja gern dieses Prädikat (logisch, dass Wertkonservative in diesen Revoluzzer^^ sehen).

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