Adel, Abtreibung, AfD – wtf!

Es fällt auf, dass in der sogenannten “Lebensschutz”-Bewegung der Adel überproportional vertreten ist.
Beatrix von Storch (Europaabgeordnete der AfD) hat im Rahmen der Mobilisierung zum heutigen “Marsch für das Leben” zusammen mit ihrem Cousin 2. Grades Philip von Preußen einen Einstimmungsvortrag gehalten. Philip von Preußen ist Pastor, Junge Freiheit-Autor und hatte nach dem Wulff-Rücktritt angeregt, die Monarchie wieder einzuführen. Er ist übrigens der Ururenkel von Kaiser Wilhelm II. und wäre jetzt unser aller Kaiser von Gottes Gnaden, wenn es die Monarchie noch gäbe.
Philip von Preußen und Beatrix von Storch haben einen gemeinsamen Cousin ersten Grades, nämlich Paul von Oldenburg.
Adel
Paul von Oldenburg ist unter anderem Mitglied der TFP-Deutschland. TFP setzt sich gegen Gleichheitsvorstellungen ein. Unter anderem heißt es im Hintergrund-Artikel Die Diktatur der Gleichheit – und die katholische Atlernative, in dem das Gleichheitsstreben, der Egalitarismus, als “Hass auf Gott” bezeichnet wird:

4. Gleichheit in der Gesellschaftsstruktur Der Egalitarismus in den persönlichen Beziehungen führt zum sozialen Egalitarismus:

•   Er strebt die Unterdrückung der Klassen an, vor allem derer, die erblich weitergegeben werden, und die Beseitigung jeden aristokratischen Einflusses auf die Führung, Kultur und Sitten der Gesellschaft. Sogar der naturgegebene Vorrang der geistigen über die körperliche Arbeit wird beseitigt.

5. Gleichheit im politischen Bereich

Die Lehre von der Gleichheit des Menschen lässt sich vom sozialen auf den politischen Bereich übertragen:

•   Kein Unterschied zwischen Regierenden und Regierten (es gibt keine „Untertanen“): Abschaffung oder zumindest Verminderung der Ungleichheit zwischen Regierenden und Regierten. Die Gewalt geht nicht von Gott, sondern von der Masse aus.

   Folglich sind Monarchie und Aristokratie als wesenhaft böse Regime zu verdammen, weil sie anti-egalitär sind. Nur die „Demokratie“ sei legitim, gerecht und „evangelisch“ (d. h. den Lehren des Evangeliums entsprechend).”

Zum Leseverständnis: TFP kritisiert, dass es keine Untertanenmentalität mehr gibt, dass Demokratie höher geschätzt wird als Monarchie. Dass erbliche aristokratische Vorrangstellungen keine Rolle mehr spielen sollen, sehen sie als Unterdrückung ihrer Klasse. Der Artikel endet mit den Worten: “Wer Ungleichheit hasst, der hasst auch Gott”.

Auch Paul von Oldenburg ist übrigens ein Ururenkel von Kaiser Wilhelm II. Und natürlich hat auch er enge Kontakte zu seiner Cousine Beatrix von Storch und plaudert mit ihr in Facebook über den linken Pöbel.

Die Klammer zwischen dieser “Lebensschutz”-Bewegung und ihren adligen Trägern ist die Erbschaft. Die Familie soll “heilig” sein, weil Familie Familienerbschaft verspricht. Nicht nur im Sinne von Privateigentum, sondern auch im Sinne der ^höheren^ Herkunft. Da sich diese Heiligkeit des Unterschieds embryonal überträgt, wäre eine Geringachtung dieses embryonalen Prozesses auch eine Geringachtung des heiligen Klassenunterschiedes. “Lebensschutz” in diesem Sinne ist “Adelsschutz”.

5 Kommentare

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  1. stefan scherrer

    mit freude deine blog entdeckt!
    Weiter so…
    gruss stromboli

    • Anke. Von Wiecken

      Mit Freude Deinen Kommentar entdeckt, Stefan! Vor 1000 Jahren – Stromboli – Schöneberg 🙂 Anke – mal melden?

  2. Telipinu Hatti

    Philip von Preußen ist Sohn einer Bürgerlichen. Er wäre nach der 1871er Verfassung, die wir ohne den Ersten Weltkrieg in abgewandelter Form heute möglicher Weise immer noch hätten, nicht erbfähig, sofern man sie nicht entsprechend abgeändert hätte. Angesichts der Entwicklungen in den anderen europäischen Herrscherhäusern, wäre das aber sehr wahrscheinlich gewesen.

    Sein kürzlich verstorbener Vater Friedrich Wilhelm hat in einer Talkshow auf die Frage hin, was er von einer Wiedererrichtung der Monarchie hielte, mal sinngemäß geäußert, dass die Freiheitlich-Demokratische Grundordnung des Grundgesetzes das beste System sei, unter dem das Deutsche Volk jemals gelebt hätte und er überhaupt keinen Grund sehe, daran irgend etwas zu ändern. Dem ist nichts hinzuzufügen.

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