Birgit Kelle und die Legionäre Christi

· Artikel (Gender)

Die politische Aktivistin Birgit Kelle stellt sich als moderne Feministin dar. In Mainstream-Zeitungen vom Focus bis zur taz wird ihr Buch „Dann mach doch die Bluse zu“ als unterhaltsam und provozierend, bzw. als „belebend“ bezeichnet. Birgit Kelle organisiert mit der Website „Demo für alle“ Demonstrationen gegen den Bildungsplan 2015 der rot-grünen Landesregierung in Baden-Württemberg. Und sie ist „Board-Mitglied“ des europäischen Dachverbandes New Women for Europe, die nach eigenen Angaben einhundert Frauengruppen und über eine halbe Millionen Frauen vertreten. Merkwürdigerweise findet man auch nach tagelanger Recherche so gut wie nichts über diesen Dachverband. Auf der Website ist kein Name, keine Organisation, keine Gründungsgeschichte genannt. Warum ist ein europäischer Dachverband mit Beobachterstatus im Europäischen Parlament derart intransparent? Gibt es etwas zu verbergen?

Birgit Kelle wirkt auf dem ersten Blick nicht wie eine spießig-katholische Reaktionärin – zumindest dann nicht, wenn man sich nicht intensiv mit ihren politischen Statements befasst.

Tatsächlich scheint sie mit einer fanatischen katholischen Bewegung zusammenzuarbeiten, dessen Gründer selbst in katholischen Kreisen als „Psychopath“ (das ist nicht meine Wortwahl, ich würde eher die Strukturen in Frage stellen) bezeichnet wird, weil er jahrelang sexualisierte Gewalt an Kindern aus den Knabenseminiaren verübte. Die Rede ist vom Orden „Legionäre Christi“ und der apostolischen Bewegung „Regnum Christi“. Eine Rolle spielt hierbei auch der katholische Unternehmer Michael Bommers, der im Bund Katholischer Unternehmer den Arbeitskreis „Christliche Spiritualität“ leitet.

Hier die Indizien:

Connection zwischen Michael Bommers und Legionäre Christi

Connection zwischen Birgit und Klaus Kelle und Michael Bommers

  • 2009 wurde der Sitz von „Götsch Direkt GmbH“ (Birgit Kelle hieß urspr. Birgit Götsch) in den Kiesheckerweg 240 verlegt und in „NRW.jetzt“ umgetauft. Aktueller Geschäftsführer ist laut Impressum des Magazins NRW.Jetzt Klaus Kelle. Klaus Kelle ergriff in einem NRW.jetzt-Artikel in einer privaten Auseinandersetzung von Michael Bommers Partei für Bommers.
  • Stellv. Vorsitzende von Birgit Kelles Verein Frau2000Plus ist Tanja Denneborg. Tanja Denneborg organisierte verschiedene Veranstaltungen des AK „Christliche Spiritualität“ beim Bund katholischer Unternehmer unter der Leitung von Michael Bommers. Anmeldungen sollen bei Frau Denneborg im Sekretariat von Herrn Bommers entgegengenommen werden. Die Kontaktadresse von Tanja Denneborg endet auf „gospax.com“. Gospax.com ist eine Internet-Seite von Michael Bommers. Birgit Kelle nahm mindestens an einer der Veranstaltungen des AK „Christliche Spiritualität“ von Michael Bommers als Rednerin teil.

Sympathien der Kelles für Regnum Christi/ Legionäre Christi

  • Birgit Kelle hatte mehrere Auftritte, die von Apostolaten der Legionäre Christi organisiert wurden (Birgit Kelle: „Selten so ein wunderbares Format für eine Veranstaltung erlebt wie die „Theologie vom Fass“ Reihe …Nachdem ich bereits die Fass-Tour Wien-Salzburg-Linz-München hinter mich gebracht habe im vergangenen Herbst, diesmal Eichstätt.“ 3.6.2014 – „Theologie vom Fass“ ist ein Legionäre Christi-Apostolat). Zudem saßen Birgit und Klaus Kelle zusammen mit dem Pressesprecher der Legionäre Christi auf einem Podium.
  • Im Dezember 2011 teilte die Facebook-Seite Regnum Christi/ Legionäre Christi mit, dass 49 Legionäre zu Priestern geweiht wurden. Es gab drei „Likes“ – eines davon war von Klaus Kelle. Im Interview mit kath.net zum Katholikentag teilte Klaus Kelle, der verschiedene Veranstaltungen abwertete, mit: „Besonders die Veranstaltungen der geistlichen Gemeinschaften wie Jugend 2000, Totus Tuus, Regnum Christi oder das großartige Nightfever waren sehr gut besucht. Und das gibt mir ein gutes Gefühl für die Zukunft.“

kelle

Auch inhaltlich scheint es keine großen Unterschiede zwischen den Texten von Birgit und Klaus Kelle und den Legionären Christi/ Regnum Christi zu geben. Hier wäre auf das Magazin Vers1 von Birgit Kelle zu verweisen.

Was Birgit Kelle von sich gibt, ist nicht neu und belebend. Ihr Antifeminismus ist alt und erstickend wie der missionarische Eifer der Legionäre Christi.

 

15 Kommentare

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  1. Alex

    Unabhängig von den angeblichen Verbindungen oder nicht, ist nicht zu bestreiten, dass diese ganze Brüderle-Sache vollkommen aufgebauscht wurde. Der Mann war betrunken und hat etwas gesagt, was in der Situation nicht angebracht war. Aber mehr war es auch nicht.

  2. Angelika H.

    B. Kelle hat 4 Kindern das Leben geschenkt. Im Gegensatz zu anderen hat sie daher Erfahrungen mit Familie und Frausein. In ihren Auftritten erscheint sie ehrlich. Was soll daher die Auflistung angeblicher Verbindungen?! Ist es nicht traurig, dass nur wenige Teile der Gesellschaft es sich trauen, ihr beizustehen – obwohl sehr viele ihrer Meinung sind.

    • Andreas Kemper

      Wissen Sie, es ist ja schön, wenn Kindern das Leben geschenkt wird. Die Frage ist, wie es dann weiter geht. In der Pädagogik von Regnum Christi sollen sich dann „die Kinder zum Geschenk machen“. Originalzitat. Das heißt, Mütter werden dazu angehalten, möglichst vielen Kindern das Leben zu schenken, die dann ihr Leben weiterschenken. Wem? Wer profitiert davon? Michel Foucault hätte dazu ein paar Antworten, die mit „Biomacht“ überschrieben sind. Frauke Petry hat es ja auch deutlich ausgedrückt. Es geht um qualitative Bevölkerungspolitik und um eine „Pädagogik“ der Sekundätugenden, die jedes Streben nach Emanzipation schon im Keim erstickt.

    • Svej

      „B. Kelle hat 4 Kindern das Leben geschenkt. Im Gegensatz zu anderen hat sie daher Erfahrungen mit Familie und Frausein.“ – Entschuldigung bitte?! Ihr Kommentar liest sich für mich so, als sagen Sie, dass erst die Fortpflanzung zur Frau macht? In welchem Jahrhundert leben wir denn? Kinderlose Frauen sind also keine Frauen? Adoptivfamilien keine Familien? Das ist ganz unterste Schublade.

  3. Angelika H.

    Ich (Atheist) kenne persönlich Familien (stark christlich geprägt), deren Kinder, 7, alle aufs Gymnasium gehen/gingen und studieren – auch die Mädchen. Wie diese dann ihr Leben gestalten liegt in deren Hand. Eins prägt sie jedoch – der familäre Zusammenhalt. Dies ständig durch die Favorisierung anderer Lebensarten kleinzureden bringt eine B. Kelle hervor. Kelle spricht sich nicht gegen andere Lebensvorstellungen aus, warnt jedoch vor der Gefahr, die grundlegende Form einer Gesellschaft kaputt zu machen.

    • Andreas Kemper

      Birgit Kelle geht von einer „Komplementarität“ von Frauen und Männern aus. In ihrer Zeitschrift Vers1 hatte sie sogar die kriminell-homophobe Internetseite kreuz.net verlinkt.

  4. Wolfgang Brosche

    Herzlichen Dank für diese entlarvenden Informationen über Birgit Kelle, eine der Schreihälsinnen des kathol-faschistischen „Das wird man ja noch mal sagen dürfen…“ Lagers…

    Nachdem ich mich auf http://www.theeuropean.de (wo auch Kelle ab und an publiziert und wo ich mit ihr bereits im Forum die Klingen kreuzte) mit ihrer Schwester im Geiste, Gabriele Kuby, auseinangesetzt habe, hatte ich eigentlich vor, einmal Kelles Absichten zu analysieren.
    Die Mühe muß ich mir jetzt nicht mehr machen – da sind Sie mir dankenswerter Weise zuvorgekommen.
    Während Kuby mit der hysterischen Paranoia ihrer weltweiten Homo-Verschwörung und der Diktatur der Genderlobby kaum noch präsentabel ist, findet Kelle als attraktive Vorzeigefrau gleichwohl mit denselben Inhalten in allen möglichen Medien Gehör…
    Die Beisterung Kubys, Kelle und Konsorten für die „robusten“ Demokratien in Rußland oder Ungarn finden ja ihren Niederschlag in entsprechenden Organen – Sie nannten zurecht die „Junge Freiheit“; Kelles Gatte ist ja auch an einigen anderen Medien dieser Provinienz beteiligt.
    Zu beachten ist auch der bisher undenkbare Schulterschluß zwischen Katholiban á la Kelle mit der evangelikalen Bewegung – es geht natürlich nicht um „Glaubensdinge“ o.ä.; es bildet sich hier eine rechtsklerikale Szene, die ganz bewußt z.B. über Figuren wie Volker Kauder oder aktuell Hermann Gröhe in die Politik eindringt und liberale Errungenschaften zurückdrängen will.

    Von der sexuellen Selbstbestimmung und der Aufklärung darüber (Baden-Württemberg) über die Selbstbestimmung in Sachen Fortpflanzung und Abtreibung (die Irrwitzidee der AfD zur Mehrkindfamilie oder die „Lebensmärsche“ unter der Ägide Martin Lohmanns, auch so ein katholischer Medienlautsprecher) bis zur Favorisierung noch restriktiverer Gesetze in Sachen Sterbehilfe – ganz zu schweigen von dem Verleumdungskampf gegen die Genderforschung (bei dem sich z.B. Kuby nicht einmal schämt antisemitische Vorurteile in Sachen Judith Butler aufzuwärmen) —- scheint es mir als würde im Windschatten der Islamismusdebatte die religiöse Rechte enorm aufrüsten.

    Figuren wie Kelle dienen dabei als moderne Frontfrauen, attraktiv, eloquent mit „privaten“ Erfahrungen – aber dahinter steckt natürlich nichts anderes als das immer gleiche Frauen- und Familienbild von vorgestern.
    Nicht nur gibt es bei diesen Figuren eine Nähe zu solch obskuren Vereinen wie den „Legionären Christi“ , „Opus Dei“ oder den Piusbrüdern usw. usf.
    Die rechten Vernetzungen gehen noch weiter – man arbeitet kaum verdeckt z.B. mit international agierenden Organisationen der amerikanischen Tea-Party zusammen, z.B. mit der „Alliance Defending Freeom“, deren Hauptabsicht der Kampf gegen Homosexualität ist. (Die Alliance hat inzwischen eine Filiale zu „Rechtshilfe- und Beratung“ in Wien und verschickt fleißig Abmahnungen u.a. im Namen Kubys)
    Ähnliche Organisationen beraten und finanzieren Lobbygruppen in Brüssel – z.B. eine, deren Frontfrau Sophia Kuby ist und die mit allen Mitteln jüngst gegen den gegen Estrella- und den Lunacek- Bericht kämpfte.
    Weitere Gruppen haben für diverse Hilfestellungen bei der restriktiven Gesetzgebung gegen Homosexuelle in Afrika und selbst in Rußland gesorgt; wieviel Geld in Afrika an korrupte Politiker geflossen ist, gälte es noch zu recherchieren.
    Kein Wunder also, daß von Kuby bis Kelle einhellige Begeisterung für eben diese Gesetze in Rußland herrscht; Kuby lobt ausdrücklich die neue ungariche Verfassung in fast all ihren Vorträgen.
    Daß sich dann solche Figuren ohne Probleme mit Revisionisten wie Frau v. Storch zusammentun, ist kein Wunder – die AfD entwickelt sich ja ohnehin zu einer evangelikalen Partei.

    Also, es gibt noch viel zu tun, um den unglaublichen Vernetzungen der Klerikalfaschisten mit Medien und Politik nachzuforschen.

  5. H. Henninger

    Bleiben sie weiter Atheist, den solche Menschen wie sie, werden Gottes Liebe nie verstehen. Die LC bringen den Kindern freude am Glauben und machen Sie zu guten verantwortlichen Menschen.

    • Andreas Kemper

      Ich bin mir nicht sicher, ob die Kinder, die Opfer sexueller Übergriffe von LC wurden, wirklich „freude am Glauben“ gefunden haben.

  6. Holger

    “ den solche Menschen wie sie, werden Gottes Liebe nie verstehen.“ abgesehen von der schwachen Rechtschreibung sind solche Sätze anmassend und so nützlich wie verschimmeltes Brot.

    Dennoch: Kinder sind überall potentiell gewaltsamen Übergriffen ausgesetzt, leider. Würden Sie, Herr Kemper, deshalb vom Schulbesuch oder Besuch von Onkeln abraten?

    Ich bin kein Legionär Christi, aber ich durfte auf einigen LC-Veranstaltungen ganz viel Menschenfreundlichkeit und geistliche Hilfe erfahren und Freunde finden.

    „Birgit Kelle geht von einer “Komplementarität” von Frauen und Männern aus.“
    Davon gehen sogar unsere Kinder aus, wenn sie sich untereinander nackt betrachten! Aber ich werde ihnen ab jetzt beibringen, dass sie damit voll kriminell-homophob sind. Sollte ich auch gleich das Ministerium für Wahrheit einschalten?

    • Andreas Kemper

      Wenn sich Kinder untereinander nackt betrachten, gehen sie ganz sicher nicht von einer Komplementarität aus. Das sind ihre Phantasien, das ist ihre frühsexualisierende Ideologie, die sich beispielsweise auch in der Symbolik von „La Manif pour tous“ in Paris, „Demo für alle“ in Stuttgart und „Family action day“ in Rom zeigt: Rosa und blaue Luftballons als Symbole einer frühsexualisierenden Zuschreibung. Verschonen Sie uns bitte mit Ihren Korrektionsvorstellungen. Danke.

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