Der neue Vorstand der AfD – Ergebnis eines Durchmarsches

· Allgemein

Hier die gewählten AfD-Vorstände bzw. Schiedsrichter*innen:

(Erläuterung: IBA: Initiative Bürgerliche AfD (rechte Lucke-Gegnerschaft); ER: Erfurter Resolution des Neurechten Björn Höcke; ZK: Zivile Koalition (klerikal-aristokratisch); Pforzheimer Kreis: christlich-fundamentalistischer AfD-Kreis)

Sprecher*innen:
Erste Sprecherin: Frauke Petry (IBA-Wahlvorschlag)
Zweiter Sprecher: Gerd Meuthen (IBA-Wahlvorschlag)

Stellvertretende Sprecher*innen:
Alexander Gauland (Unterzeichner ER; IBA-Wahlvorschlag)
Beatrix von Storch (ZK; IBA-Wahlvorschlag)
Albrecht Glaser (IBA-Wahlvorschlag)

Beisitzer*innen:
Julian Flak (Wunschkandidat JA; IBA-Wahlvorschlag)
Armin Paul Hampel (IBA-Wahlvorschlag)
Alice Weidel (IBA-Wahlvorschlag)
André Poggenburg (Initiator ER; Neue Rechte, IBA-Wahlvorschlag)
Dirk Driesang (rechtslibertär; Höcke-Fan; IBA-Wahlvorschlag)
Georg Pazderski

Schatzmeister:
Klaus Fohrmann (Unterzeichner ER; IBA-Wahlvorschlag)

Stellveretender Schatzmeister:
Bodo Suhren

Schiedsgericht:
Eberhard Brett (Pforzheimer Kreis; IBA-Wahlvorschlag)
Thomas Seitz (Ex „Die Freiheit“)
Thomas Röckemann (IBA-Wahlvorschlag)
Claus Schülke (IBA-Wahlvorschlag)
Alexander Heumann (Pegida-Initator in NRW)
Christoph Wichardt

Die Liste macht den Durchmarsch der Rechten deutlich. Fünfzehn von Zwanzig gewählten waren auf der IBA-Wahlliste, was nicht heißt, dass die anderen fünf den Zielen der IBA widersprechen, Heumann (Pegida) und Seitz (Ex-Die Freiheit) gehören sicherlich nicht zu den „Gemäßigten“ in der AfD. Der Wunschkandidat Hans-Thomas Tillschneider, neurechter Gründer der Patriotischen Plattform, konnte hingegen nicht reingewählt werden. Warum er sich nicht aufstellen ließ, ist unklar. Nachdem Poggenburg beim ersten Wahlgang gegen Weigel verloren hatte, zogen sich Höcke, Tillschneider und Poggenburg zur Beratung zurück. Vielleicht lag es schlicht an der frühen Abfahrt des Busses nach Chemnitz, dass der Sachse Tillschneider ohne seine Landsleute nicht antreten wollte. Umgekehrt hatten AfDler*innen, die nicht auf der Liste der IBA standen, schlechte Karten. Selbst der bekannte Gründer und Sprecher der AfD, Konrad Adam, hatte keine Chance – in dieser AfD ist er zu links.

21 Kommentare

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  1. Frank

    Zwei Ergänzungen:
    Mit Martin Renner stand auf der Wunschliste ein weiterer exponierter Kandidat von ganz Rechts, der allerdings scheiterte.
    Die Liste ist keine IBA-Liste, sondern wurde in Telefonkonferenzen der verschiedenen Vertreter der Parteirechten koordiniert. Darunter waren Höcke-Leute, auch IBAlerInnen, aber auch Petry. Die kannte lediglich den schlussendlichen Vorschlag nicht und gab sich öffentlich damit unzufrieden.

    • Andreas Kemper

      Ja, das ist beides richtig. Neben Renner ist auch Marc Jongen knapp gescheitert. Jongen ist als Assistent Sloterdijks ebenfalls weit rechts. In seiner Bewerbung fokussierte er die Political Correctness. Es hat mich gewundert, dass Renner und Jongen es nicht geschafft haben. Allerdings stand im aktuellen Spiegel-Artikel zu Frauke Petry von Melanie Amann eine Passage, in der Renner Petry als „Hornisse“ bezeichnete, die so penetrant im Verfolgen eines Ziels gewesen sei, dass er sich nur mit körperlicher Gewalt ihrer hätte erwehren können und stattdessen dann nachgab. Der Spiegel-Artikel wird dort die Runde gemacht haben.
      Zur von mir sogenannten IBA-Liste: Sie wurde breit auf der IBA-Seite beworben, tatsächlich wurde sie – da hast du Recht – vom Bündnis „JA zur Alternative für Deutschland“ zusammengestellt.

      • PSteele

        OK, ging wohl um die Rechte des AfD-Logos, die Renner abtreten sollte? Oder noch ne andere Story?

        Denke einfach auch, dass viele einfach wissen wie intrigant Adam-Maulwurf gewesen ist. Deshalb keine Chance.

      • Andreas Kemper

        Adam hatte sich für den Rauswurf des Ex-Republikaners Münch eingesetzt. Von einem bestimmten Standpunkt aus kann das als „intrigant“ interpretiert werden. Ich würde dieser Einschätzung nicht zustimmen, da ich einen anderen Standpunkt einnehme.

      • PSteele

        OK, Du kennst ne Menge Hintergründe nicht.

  2. Frank

    Für Petry ist das gut, denn sowohl Renner als auch Jongen sind eigenständige Köpfe (wenn auch unterschiedlich üppig gefüllt). Renner hätte mit seinem unterkontrollierten Drang nach ganz rechts Schwierigkeiten bereitet und Jongen hätte evtl. in den Medien zum Shooting Star werden können. Petry mag wohl gern allein in der Sonne stehen. Jetzt wurde Pazderski anstelle Jongens gewählt. Typ: Kommisskopp. Na, mir soll’s recht sein.

    • Andreas Kemper

      Jongen kann nach dem Parteiaustritt von Kölmel jetzt Landesparteichef von Baden-Württemberg werden. Dort kann er dann an der „psycho-politischen Umgestaltung“ arbeiten.

  3. Gabi

    Ist Professor Dilger Ihre einzige Quelle? Das würde die schlechte Recherche erklären.

    • Andreas Kemper

      Meine Quelle ist der Livestream, den ich live mitverfolgte, und die Verlautbarungen der verschiedenen Gruppierungen in der AfD. Unter anderem lese ich auch den Dilger Blog. Hier jedoch ist meine Hauptquelle die Seite der „Inititiative Bürgerliche AfD“.

  4. gerdtaddicken7

    Guten Morgen Herr Kemper (Start auf dem Handy per Einfingersuchsyste gg. 05.03 h)!

    Ich war ja nun nicht auf dem BPT, habe aber gehört, dass unter anderem Herrn Starbatty und weiteren Personen – ich sage mal von der anderen Gruppierung – ,Plätze‘ angeboten wurden. Das haben jene dann aber abgelehnt.
    .
    Ich sehe, ich muss mir den gesamten Livestream des Parteitages mal besorgen, um mir selbst ein Bild zu machen. Dieser Livestream sollte als eins der wichtigsten Dokumente im neuen Zentralarchim der AfD bereit gehalten werden. So ist später bei unterschiedlichen Meinungen leicht ein Vergleich möglich.
    .
    Ich stehe aber auch, als pensionierte Polizeibeamter wird man immer wieder mit Aufgaben des Beweises und Gegenbeweises konfrontiert.
    .
    Viele Grüße aus Norddeutschland!

    Gerd Taddicken – Stv. Vors. Ortsverband Wesermarsch
    .
    Kopie meines Kommentars (ohne Namensnennung) wird in meinem Wiki unter ,Gerds Kommentar zum Thema Durchmarsch‘ niedergelegt. Hier der Link = http://taddicken.wikiprojekt.net/wiki/Gerds_Kommentar_zum_Thema_Durchmarsch

    2015-07-07, Dienstag, ca. 05.35 Uhr

    +++

    • Andreas Kemper

      Ja, es wäre gut, wenn der gesamte Livestream als Dokument zugänglich gemacht wird.

      Petry hatte Starbatty gebeten, als Zweiter Sprecher zu kandidieren. Er wäre mit Sicherheit ein besseres Feigenblatt als Meuthen gewesen. Starbatty hatte keine Lust, sich derart instrumentalisieren zu lassen.

  5. Peter Würdig

    Dass Adam, der auf dem Parteitag vernünftiges gesagt hat, nicht erfolgreich war, hat gute Gründe. Er war eben sehr lange ein getreuer Gefolgsmann von Lucke, hat auch Unheil angerichtet und sich erst sehr spät von ihm gelöst. Ich erinnere daran, in einem früheren AfD-Kompakt wurde uns allen von ihm ein Maulkorb zugeordnet, wir sollen lieber schweigen. Typisch auch seine letzte Äußerung, „ich verstehe nichts von Technik, aber ich bin gegen die Kerntechnik“. Wenn er nichts von Technik versteht, was wohl richtig ist, dann sollte er wenigstens auch von Bereichen, von denen er nichts versteht, die Finger lassen und das den wirklichen Fachleuten überlassen. Dazu kann er sich nicht durchringen.

    • Andreas Kemper

      Unsinn. Auch Frau Weigel wurde in den Beisitz gewählt, obwohl sie sich ohne jede inhaltliche Kenntnis zum Bildungsplan 2015 der Landesregierung in BW äußerte. Adam wurde nicht abgesägt, weil er sich zu Themen äußerte, von denen er nichts versteht, sondern weil er Grenzen zu (Ex)Republikanern (Münch) und Neuen Rechten (Höcke) zog.

  6. äää

    ich schätze mal petry wird nur ein jahr als 1. vorsitzende durchalten. durchsetzen werden sich sich vermutlich die leute die rechter sind als petry.

  7. Francesco Calzone

    „Der Wunschkandidat Hans-Thomas Tillschneider, neurechter Gründer der Patriotischen Plattform, konnte hingegen nicht reingewählt werden. Warum er sich nicht aufstellen ließ, ist unklar.“

    Die Antwort ist ganz einfach!

    Poggenburg und Tillschneider sollten und wollten beide in den neuen Bundesvorstand einziehen. Nach Poggenburgs (unerwarteter) Niederlage gegen Weidel hatte man nur noch einen Schuß frei. Eigentlich wäre nach der ursprünglichen Absprache Tillschneider in die nächste Runde gegangen. Da Poggenburg zuvor aber nur sehr knapp verloren hatte, hat man sich darauf verständigt, ihn statt Tillschneider ein zweites Mal ins Rennen zu schicken. Das hat ja dann auch funktioniert.

    Für seinen Verzicht zugunsten Poggenburgs soll Tillschneider nun am 26. September während des Landesparteitags in Sachsen-Anhalt belohnt werden. 3 Vorstandsposten sind nachzuwählen und Poggenburg zieht momentan sämtliche Drähte, damit sein Freund Tillschneider einen der vakanten Vorstandsposten erhält. Dafür hat Tillschneider eigens seinen Wohnsitz von Sachsen nach Sachsen-Anhalt verlegt. Der Vorstandsposten ist allerdings nur ein taktisches Positionieren für das eigentliche Ziel: den sicheren Platz auf der Landesliste, um dann ab März 2016 im Magdeburger Landtag Politik machen zu können.

    Mitglieder des Landesverbandes Sachsen-Anhalt befürchten durch die Personalie Tillschneider in Kombination mit Poggenburg nun einen massiven Rechtsruck ihres Verbandes.

  8. Telipinu Hatti

    „Klerikal“ ist für Frau von Storch irgendwie schon eine witzige Bezeichnung, wenn kaum jemand vom Klerus etwas mit ihr zu schaffen haben will! Ich wüsste keinen evangelischen Geistlichen, der der AfD nahe steht, außer vielleicht aus der Fundi-Ecke. Und auch der Katholische Klerus ist auf AfD und PEGIDA allgemein sehr schlecht zu sprechen, vor allem in Köln. Ich sehe Frau Storch nicht als besonders kirchennah. Da ist Katrin Göring-Eckardt als EKD-Präses eher „klerikal“.

    • Andreas Kemper

      Das ist gut so, dass Beatrix von Storch nicht gerade den Mainstream der Kirchen darstellt. Am Wochenende hat sich das Netzwerk Bibel und Bekenntnis gegründet. Das ist wahrscheinlich eine evangelische Richtung, die nicht allzu weit von Storch entfernt ist. Ihr Cousin, Paul v. Oldenburg, steht für den Ultrakatholizismus.

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