Demo für Alle, AfD und Geschichtsklitterung

· Allgemein

AfD – DfA – du bist von hinten und von vorne?

AfD, du bist von hinten und von vorne. Deine stellvertretende Parteivorsitzende leitet die Demo für Alle (DfA) – behauptete Beatrix von Storch, stellvertretende Parteivorsitzende höchstselbst – behauptete jedenfalls Queer.de vor einem Jahr am 10.2.2015:

„‚Sie wissen, dass es gegen diese Bildungspläne in Stuttgart große Demonstrationen gibt‘, sagte von Storch am 29. Januar auf eine Zuhörerfrage nach einem Vortrag über ‚Gender Mainstreaming‘. ‚Sie wissen vielleicht nicht, dass ich die organisiere, das läuft auch aus meinem Büro. Ich bin ja nicht nur mit der Alternative für Deutschand aktiv, sondern auch mit der Zivilen Koalition.“

Hedwig von Beverfoerde behauptet hingegen, die „Demo für Alle“ in Stuttgart habe nichts mit der AfD zu tun:

„Als in der Öffentlichkeit zunehmend die wahrheitswidrige Behauptung auftauchte, die DEMO FÜR ALLE sei eine ‚AfD-Veranstaltung‘, habe ich in Absprache mit dem Aktionsbündnis im Mai 2015 die Demo-Organisation aus der Initiative Familienschutz herausgelöst und zunächst privat übernommen. Im Sommer 2015 gründeten wir mit einigen Mitstreitern (ohne Beatrix und Sven v. Storch) den Trägerverein Ehe-Familie-Leben e.V. Dieser Verein, dessen Vorsitzende ich bin, hat inzwischen die praktische Organisation von DEMO FÜR ALLE übernommen.
Um mich mit ganzer Kraft dem Aktionsbündnis für Ehe & Familie – DEMO FÜR ALLE widmen zu können, habe ich im Oktober 2015 meine Tätigkeit für die Initiative Familienschutz und Zivile Koalition vollständig aufgegeben.“

Mir sind diese Umstruktierungsmaßnahmen aufgefallen. Tatsächlich weist das Impressum der Demo für alle-Seite nun auf Beverfoerde hin und nicht mehr auf die Storchs. Entsprechend ist in Familien-Schutz.de nun von Storch verantwortlich und nicht mehr Beverfoerde. Also eine Entflechtungsmaßnahme?

Lügt Queer.de …?

Aber wer hat diese „wahrheitswidrige Behauptung“ (Beverfoerde) in die Welt gesetzt? Queer.de weist auf ein Video hin und macht eine genaue Zeitangabe (36:50). Dort findet sich dann dieser Hinweis:
frisierter Text 3
Das dort verlinkte Video, in dem Beatrix von Storch behauptet haben soll, sie würde die „Demo für alle“ organisieren, existiert also nicht mehr. Hat Queer.de gelogen bzw. „wahrheitswidrige Behauptungen“ in die Welt gesetzt?

Es findet sich bei Youtube ein weiteres Video mit dem Vortrag von Beatrix von Storch in Hamburg. Schauen wir uns dieses Video an.

Um 36:50 findet sich die Aussage von Beatrix von Storch:

„Sie wissen, dass es gegen diese Bildungspläne in Stuttgart große Demonstrationen gibt. Da passiert ne ganze Menge und deswegen bin ich auf jeden Fall positiv wenn ich nicht glauben würde an den Erfolg den wir haben können, dann würde ich das nicht machen, weil ich bin engagiert, aber nicht lebensmüde.“

Beatrix von Storch sagt dort nicht explizit, sie würde die Demo für Alle in Stuttgart organisieren. Das könnte man bestenfalls reininterpretieren. Queer.de hatte jedoch behauptet, Storch würde sagen:

 

„Sie wissen, dass es gegen diese Bildungspläne in Stuttgart große Demonstrationen gibt. Sie wissen vielleicht nicht, dass ich die organisiere, das läuft auch aus meinem Büro. Ich bin ja nicht nur mit der Alternative für Deutschand aktiv, sondern auch mit der Zivilen Koalition.“

Sollte Queer.de hier eine wahrheitswidrige Behauptung in die Welt gesetzt haben? Das wäre ziemlich dreist.

… oder geschichtsklittert die AfD?

Es gibt noch ein zweites Video, ein längeres, mit dem Vortrag von Beatrix von Storch und Alexander Gauland.

Auch hier kommt die behauptete Aussage nicht vor. Schauen wir uns diese beiden Videos an, die aus der selben Aufzeichnung der Jungen Alternative Hamburg stammen. Dass es die selbe Aufzeichnung ist, lässt sich an identischen Standbildern erkennen.

Das kurze Video

Ab 36:50 sagt Beatrix von Storch:

„Sie wissen, dass es gegen diese Bildungspläne in Stuttgart große Demonstrationen gibt.“

Frisierter Text1a
Standbild um 36:55 (identisch mit dem entsprechenden Standbild des längeren Videos)

 

Es geht folgendermaßen weiter:

Frisierter Text1

Standbild um 36:56, Beatrix von Storchs Vater Huno von Oldenburg ist im Bild (rechts). O-Ton: „Da passiert ne ganze Menge.“

Text:

„Da passiert ne ganze Menge und deswegen bin ich auf jeden Fall positiv wenn ich nicht glauben würde an den Erfolg den wir haben können, dann würde ich das nicht machen, weil ich bin engagiert, aber nicht lebensmüde.“ (36:55)

Das lange Video

Hier nun das längere Video:

Um 1:39:36 sagt auch hier Beatrix von Storch:

„Sie wissen, dass es gegen diese Bildungspläne in Stuttgart große Demonstrationen gibt.“

Frisierter Text 2a

Das Standbild zeigt, dass es sich beim längeren und beim kürzeren Video um eine identische Aufnahme handelt.

Allerdings geht es beim längeren Video abweichend vom kürzeren Video folgendermaßen weiter:

 

Frisierter Text2

Das Standbild zeigt im längeren Video nicht Huno von Oldenburg, sondern Jörn Kruse (links). Der O-Ton während dieser Einblendung ist allerdings der selbe wie beim vorangegangen Video, als an dieser Stelle Huno von Oldenburg gezeigt wird: „Da passiert ne ganze Menge“.

Auch der Text dieses Videos weicht vom obigen Video ab:

„Da passiert ne ganze Menge, es kommt etwas in Bewegung und das, es kommt etwas in Bewegung und deswegen bin ich auf jeden Fall positiv wenn ich nicht glauben würde an den Erfolg den wir haben können, dann würde ich das nicht machen, weil ich bin engagiert, aber nicht lebensmüde.“ (1:39:42)

Das heißt, an beiden Videos wurde manuell herumgeschnippelt. Aus beiden Videos wurde nach dem Satz „Sie wissen, dass es gegen diese Bildungspläne in Stuttgart große Demonstrationen gibt.“ eine Textpassage herausgeschnitten und zwar in einer Weise, dass beim einfachen Schauen und Hören des Videos gar nicht auffällt, dass dort etwas fehlt. Erst der genaue Vergleich der beiden Videos zeigt die nachträgliche Manipulation.

Genau an der Stelle, als nach Queer.de Beatrix von Storch sagen sollte, sie würde die Demo für Alle organisieren, tauchen in den identischen Videos zwei unterschiedliche Aufnahmen auf (einmal mit Jörn Kruse, das andere mal mit Huno von Storch). Dies ist nur so zu erklären, dass eine Videosequenz gelöscht wurde, in der die Kamera von Jörn Kruse nach Huno von Storch (oder umgekehrt) schwenkt. Mit dem gelöschten Audiomaterial musste natürlich auch dieser Schwenk gelöscht werden – und zwar nicht nur in der einen, sondern auch in der anderen Version.

Wer einmal lügt …

Dass hier eine Geschichtsklitterung vorgenommen wurde ist krass. Dass Beverfoerde von einer „wahrheitswidrigen Behauptung“ spricht und nicht darauf hinweist, dass es Storch war, die behauptet hat, dass sie die DfA organisiert, lässt mich daran zweifeln, dass hier tatsächlich eine Trennung zwischen AfD/ Zivile Koalition und Demo für alle vorgenommen wurde. Ich denke, die oben dargelegte Entflechtung ist nur oberflächlicher Natur. Es handelt sich um eine Verschleierung.

Nachtrag 27.02.2016

Inzwischen wurde mir der O-Ton von Beatrix von Storch zugespielt:

20 Kommentare

Comments RSS
  1. fink

    Ich habe das Video damals angesehen, als es bei queer.de verlinkt worden war. Ich habe genau hingehört, weil ich es wichtig fand, dieses Detail zu überprüfen. Der von queer.de zitierte Satz („das läuft auch aus meinem Büro“) ist in diesem Video genau so von Frau von Storch gesagt worden.

    • Andreas Kemper

      Ja, ich habe das Video auch gesehen und kann das bestätigen. Natürlich hat sich queer.de das nicht ausgedacht. Die hätten dann wohl auch Post vom Rechtsanwalt von Storch bekommen

  2. Paris Dakkar

    Tolle Recherche, danke.

  3. Sabrina

    Es ist doch heutzutage kein Problem, sich diese Videos als MP4-Datei zu sichern. Das muss Queer.de ja getan haben. Warum also wird dann hier so im Nebel gestochert.
    ___
    Übrigens ist der Bildungsplan der SuperGAU für die Aktzeptanz von Homosexuellen, weil er schlicht über das Ziel hinausschießt.
    ___
    Eine erstklassige Mboilisierungsvorlage für alle, die schon immer anderen vorschreiben wollten, in wen die sich politisch korrekt zu verlieben haben.
    ___
    Hier wäre mehr Augenmaß angebracht.

  4. brueckenbauer

    Ich sehe zwar nicht die Relevanz der Frage. Geht es hier darum, die CDU-Anhänger aus der DfA herauszubrechen? Aber wer an der DfA teilnimmt, ist mit dem Anpassungskurs der CDU sowieso nicht mehr einverstanden.

    Warum sollte jemand schon vor dem seinerzeitigen Erscheinen sich die Mühe gemacht haben, eine Verbindung Storch-DfA herauszuschnippeln? Da müsste er zugleich ja vorausgesehen haben, dass diese Verbindung infolge der wachsenden Verteufelung der AfD einmal zum Problem für die DfA werden könnte – aber wurde nicht schon damals die DfA von den gleichen Leuten aus den gleichen Gründen attackiert wie die AfD?

    Und woher weiß man, das die jetzt „zugespielte“ Version die Originalversion ist? Da könnte ja jeder kommen …

    • Andreas Kemper

      Fragen Sie doch Frau Storch, was in diesen beiden Viedos herausgeschnitten wurde und warum das herausgeschnitten wurde. 😉

  5. ribi

    Lieber Andreas, warum betonst Du immer, dass Du ein Arbeiterkind bist? Unterscheidest Du wirklich zwischen rechts und rechts? Wenn Du gegen mehr direkte Demokratie argumentierst, kannst Du ja auch gegen Wahlen sein, hoffentlich nicht!

    • Andreas Kemper

      Ich betone meine soziale Herkunft, weil ich es auch bei anderen wichtig finde zu wissen, welche soziale Herkunft sie haben. Welche soziale Herkunft hast du?

      Ich unterscheide insofern zwischen links uns rechts als ich zwischen emanzipatorischen und anti-emanzipatorischen Ansätzen unterscheide.

      Wenn ich bestimmte Formen von Partizipationsmöglichkeiten sinnvoller und andere problematischer finde, dann lehne ich doch nicht pauschal alle demokratischen Partizipationsmöglichkeiten ab. Den Begriff „direkte Demokratie“ finde ich allein deswegen schon problematisch, weil er Volksentscheide und Direktwahlen von Politiker*innen in einen Topf wirft.

  6. ribi

    papa maurer, mama angestellte, kommt dir also nahe! ich bin gegen die direktwahl vom b.präsidenten oder der ministerpräsidentin, müssten sonst eine ungesunde machtfülle erhalten! ich bin für das bürgerveto auf bundesebene, also: dafür, dass der bürger gesetze zustimmen oder ablehnen kann, mehr geht wohl nicht, weil der bundesrat sonst übergangen würde!

    • Andreas Kemper

      Bevor es weitere Volksentscheide gibt, sollte eine kreative Pause eingelegt und untersucht werden, warum es so gewaltige Unterschiede in der Wahlbeteiligung zwischen gut situierten und ärmeren Menschen bei Volksentscheiden gibt. Wenn diese Unterschiede nicht analysiert und abgeschafft werden, spiegeln die Volksentscheide keine Entscheide des „Volkes“, sondern addieren immer mehr die Interessen der Besserverdienenden. Zwar ist diese Differenz bei allen Wahlen in den letzten Jahren stärker geworden, bei den Volksentscheiden ist sie aber am größten.

      • Sabrina

        Vielleicht waren es die Themen der Besserverdienenden?

        Um Verfassungsbruch wie zum Beispiel Kürzung von Hartz-IV unter das Existenzminimum, Kontrolle des Geschlechts der Einwohner durch den Staat, wie das auf besonders Nationalsozialistische Weise mit den dem Transsexuellengesetz und der menschenverachtenden Rechtspraxis bei Anwendung des § 47 PStG geschieht, bezüglich des Altersvorsorgeanteils in der Rentenwert-Formel, vor längerer Zeit bezüglich Recht auf Zugang zu Gericht Art. 103 GG oder bei der Verfassungsbeschwerde Schachtschneiders gegen den Bruch des Grundgesetzes bezüglich der Migrationspolitik vor wenigen Tagen, ging es ja in den Volksentscheiden in der Regel nicht.

        Sie stellen nur fest, es hätten sich vor allem Besserverdienende beteiligt, prüfen aber nicht, warum.

  7. ribi

    Lieber Andras, ich selber bin nicht gerade privilegiert, aber: Als Politologe und Bürger glaube ich daran, dass man auch eine polit. Selbstverantwortung hat! Mal abgesehen davon, dass bei VE nicht über viele, sondern mormal nur über einen Punkt entschiedenwird, interessiert teilweise nicht jeden!Die „Prekarisierten“ gehen meist auch nicht zur OB oder Landtagswahl, soll man dies jetzt abschaffen? Deine Thesen kann ich zwar nachvollziehen, Prof Merkel usw. argumentieren ähnlcih, aber da bin ich eher bei Prof. Decker usw.Nehme an, Thomas Wagner ist für Dich da auch prägend gewesen! Ich würde keien Partei wählen, gilt für die Union im Besonderen, die sich gegen mehr direkte Demokratie, vor allem auf der Bundesebene einsetzt!

    • Andreas Kemper

      Na, wenn Politologie dazu führt, an die politische Selbstverantwortung zu appellieren und gesellschaftlich Ungleichheitsstrukturen somit zu individualisieren, dann weiß ich ja, warum ich Soziologe und kein Politologe bin. Die sogenannten „Prekarisierten“ gehen auch seltener zu Landtagswahlen. Aber sie gehen noch sehr viel seltener als Bessergestellte zu Volksentscheiden. Daher sollte hier zunächst einmal ein Moratorium stattfinden: Aussetzung von Volksentscheiden bis der Klassen-Bias gelöst ist.

      • Sabrina

        Herr Kemper – mir fehlt der Glaube, dass von den 2/3 der Wahbeberechtigten, die wählen gehen zu 75 % Kriegstreiber, Rentenkürzer und Unrechtsjustizler wählen. Die Möglichkeit, dass die Wahlergebnisse gefälscht sind, erscheint wahrscheinlicher.

      • Andreas Kemper

        Wir leben in Deutschland. Warum sollten nicht Mehrheiten problematische Positionen vertreten?

  8. ribi

    Andreas, bin im Nebenfach Soziologe,!Einigen wir uns, dass wir uns nciht einigen! Wer mehr Volksentscheide will, ist auf meiner Seite! Ich will den Armen, zu denen ich mich selber zähle, nicht alles abnehmen! Ohne Volksentscheide, keine wirklcihe Super-Demokratie!

  9. ribi

    andreas: Habe vor kurzer Zeit eine Maßnahme vom JVC absolviert. War mit der Dozentin der einzigste Teilnehmer, der wählen geht!

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