AfD: Nazi-Diktatur war nicht rechts, linken Antifaschismus gab es nicht?

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Die Facebook-Seite der Alternative für Deutschland ehrt die Stauffenberg-Gruppe für ihren versuchten Anschlag auf Hitler. Die offiziellen Statements sind krass: Die Nazi-Diktatur soll im Gegensatz zu Stauffenberg nicht rechts gewesen sein. Wenn es einen Antifaschismus gegen die Nazis gegeben habe, dann sei er von jenen Widerständlern um Stauffenberg gekommen.  Die Menschen, die gegen die Nazis in der Weimarer Republik kämpften, waren also keine Antifaschist*innen? Sondern nur die Wehrmacht-Offiziere, die bis 1944 Mitläufer oder Wegbereiter des NS-Regimes waren?

NS nicht rechts AfD

Auch die Kommentare sind zum Teil sehr, ähm, „patriotisch“. Da es schon häufiger solche Kommentare gegeben hatte (zuletzt beim wieder zurückgenommen Posting „Klassische Bildung statt Multikulti-Umerziehung“), müsste die AfD wissen, was sie mit solchen Postings provoziert.

Hier der Link zur Facebook-Seite: Facebook-Seite der Alternative für Deuschland

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An dieser Stelle sei ausdrücklich an die Häftlinge des KZ Oranienburg erinnert: Die politischen Häftlinge des Konzentrationslagers Oranienburg

Erich Mühsam bei seiner Einlieferung ins KZ Oranienburg, 10. Juli 1934 .

Erich Mühsam kurz nach der Inhaftierung ins KZ Oranienburg und vor seiner Ermordung, 10. Juli 1934

Erich Mühsam – kein Antifaschist?

„Bereits kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, auf die der Anarchist mit seinem Eintritt in die FAUD reagiert hatte, gehörten die Mühsams zu den Ersten, denen die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen und – damit einhergehend – deren gesamter Besitz konfisziert wurde. Erich Mühsam wurde in der Nacht des Reichstagsbrandes verhaftet. Zunächst wurde er im Gefängnis in der Lehrter Str. inhaftiert, dann am 6. April in das KZ Sonnenburg überstellt, wo ihn seine Frau zwei Tage später besuchten durfte. Bei diesem Treffen schwor er ihr, niemals Suizid zu begehen, obwohl er bereits schwer misshandelt worden war. Am 31. Mai 1933 wurde Mühsam zunächst nach Plötzensee überstellt, wo er sich von seinen Misshandlungen ein wenig erholen konnte. Nach drei Monaten wurde jedoch auf Görings Geheiß die Situation politischer Häftlinge verschärft und Mühsam im Zuchthaus Brandenburg arretiert. Dort wurde er aufs Übelste misshandelt, sodass er sein Gehör fast vollständig verlor.

Am 2. Februar 1934 wurde Mühsam in das KZ Oranienburg überstellt. Sein Leidensweg setzte sich dort fort: Als prominenter Häftling, noch dazu jüdischer Anarchist, verkörperte Mühsam das Hassobjekt der nationalsozialistischen Ideologie schlechthin. Es verging kaum ein Tag, an dem er nicht misshandelt oder gedemütigt wurde. Dem so genannten „Judenzug“ zugeteilt, musste Mühsam vor allem bloßhändig in der Latrine arbeiten. Doch innerhalb der Häftlingsgesellschaft genoss er wegen seines Alters und seiner Erfahrung großes Ansehen und galt als besonders „schutzbedürftig“. Für viele Häftlinge, insbesondere aus dem kommunistischen und pazifistischen Lager, stellte er eine Art moralische Instanz dar, seine Nähe wurde insbesondere in den abendlichen „Freizeitstunden“ – beispielsweise beim Schachspielen – gesucht.
Als am 6. Juli 1934 Württemberger SS die Führung des Konzentrationslagers übernahm, wurde Mühsam von Sturmbannführer Erath nahe gelegt, binnen drei Tagen Selbstmord zu begehen. Seine Situation war aussichtslos, war ihm doch bewusst, dass das Ablaufen der Frist seine Ermordung implizierte. In seiner Verzweiflung wandte er sich an seine Mithäftlinge, die sehr bestürzt reagierten und verschiedene Handlungsoptionen erwogen. Keine erschien jedoch geeignet, Mühsams Tod zu verhindern. Zwei Tage darauf gelang es Kreszentia Mühsam, ihren Mann im KZ zu besuchen. Dieser erwähnte mit keinem Wort sein drohendes Schicksal, sondern sprach von allgemeinen Angelegenheiten, um sie nicht zu beunruhigen. Am Morgen des 10. Juli 1934 wurde Mühsam erhängt in einer Latrine gefunden.“ (aus: Die politischen Häftlinge des Konzentrationlagers Oranienburg)

Zu diesem Zeitpunkt und in den folgenden zehn Jahren unterstützten die Leute der Stauffenberg-Gruppe das nationalsozialistische Regime, richteten sich dort ein und machten Karriere. Fünf Jahre nach der Ermordung des Antifaschisten Erich Mühsam schrieb Stauffenberg über Polen, an dessem Überfall er beteiligt war: „Die Bevölkerung ist ein unglaublicher Pöbel, sehr viele Juden und sehr viel Mischvolk. Ein Volk, welches sich nur unter der Knute wohlfühlt. Die Tausenden von Gefangenen werden unserer Landwirtschaft recht gut tun. In Deutschland sind sie sicher gut zu gebrauchen, arbeitsam, willig und genügsam.“

59 Kommentare

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  1. Katrin Wächtler

    Okay, mir ist bekannt, daß Claus Graf Schenk von Staufenberg bestimmt bis zum großen Gau von Stalingrad glühender Anhänger Adolf Hitlers und eifriger Nationalsozialist war. – Allein die Initiative, mit seinen militärischen und politischen Kenntnissen den Vrsuch untrnommen zu haben, ein Monster von der Weltbühne zu eliminieren, macht ihn wohl zu „dem“ Helden.

    • Maria Leuschner

      Genau dies war DAS Wissen, was den Schülern und dem ganzen Volk der DDR implementiert wurde.

    • Telipinu Hatti

      Der Offizierswiderstand, der 1938 noch eine sehr kleine Bewegung war, wurde auch durch die Massenerschießungen ab 1941 im Osten immer größer. Das waren ca. 550.000 Opfer allein in den 12 Monaten ab 20.06.1941, davon 90.000 in der Südukraine unter Ohlendorf. Die Opfer waren vor allem Juden, aber auch andere unerwünschte Gruppen. Der letzte Grund des Freiherrn von Boeselager, sich für den Widerstand rekrutieren zu lassen, war die GeStaPo-Meldung „fünf Zigeuner sonderbehandelt“. So ist es nach Boeselagers Einschätzung vielen ergangen.

      Außerdem möchte ich den unter uns sehen, der unter solchen Umständen den Mut aufgebracht hätte, aktiv Widerstand zu leisten!

      • Andreas Kemper

        Es darf erst gar nicht zu „solchen Umständen“ kommen. Die Offiziere haben die Etablierung dieser „Umstände“ zugelassen. Das Nazi-Regime hat bereits von Beginn an politische Gegner ermordet. Jeder Polizist, Soldat und Offizier hätte 1933 den Dienst quittieren müssen. Dazu hätte kein besonderer „Mut“ gehört.

  2. Mirko Böhnky

    Rechts und links gibt es nicht! Das sind Erfindungen der Medien. Es gibt politische Ideologien die verschieden ausfallen. Es gibt daher nicht „DEN“ Antifaschisten.Jegliche Ideologie ob Rot oder Braun ist Faschismus. Beide Ideologien sind menschen verachtend.Es waren also Widerstandskämpfer aus den verschiedensten Gründen. Schon vergessen? Sogenannte Antifaschisten haben die DDR begründet. Und was war die DDR ? Ein faschistischer Staat! Nur mit dem Unterschied das er statt einer braunen eine rote Ideologie verbreitete. Man lerne … Der wahre Antifaschist ist der der sich von Ideologien fern hält und sie bekämpft.

    Mfg

  3. Siwilhanologe

    Innenpolitisch war die Nazidiktatur linksextrem.

    So linksextrem sogar, dass sie Besserverdienende (d.h. Juden) ermorden ließ.

    Andere von Hitlers linksextremen Traumprojekten wie Schulpflicht, Machtausweitung der Jugendämter, Förderung von Frauen in Männerberufen, Einmischung in Familienangelegenheiten (Mutterkreuz), Judenaversion usw. usw. springen einen förmlich an und existieren in der linken Fantasie bis heute.

    Selbst seine Kriege könnte man als linksextrem ansehen, weil sie vor allem zur Eingemeindung = Gleichmachung dienen sollten, statt zur Auspressung, und wie jeder politisch Beleckte weiß, sind „Invade them“ und „Invite them“ Schwestern im Geiste: Hitler marschierte ins Ausland ein, die Linken laden Ausländer ein.

    Wahrscheinlich ist der Hauptunterschied zwischen Hitler und den heutigen Linken, dass unter Hitler Schwule drangsaliert wurden. Aber wahrscheinlich war das nicht der politischen Ausrichtung (links-rechts) geschuldet, sondern dem christlichen Background der damaligen Zeit.

    Es ist die größte Leistung der heutigen Linken (die ja nicht viele Leistungen vorzuweisen haben), viele glauben gemacht zu haben, dass Hitler vor allem rechts war, obwohl Hitler fast ausschließlich links war.

    Das Wort NationalSOZIALISMUS ist keine Tarnung, sondern Wahrheit, wie man leicht am Parteiprogramm der NSDArbeiterPartei feststellen kann, das auch heutzutage noch fast 100% kompatibel ist zu den Träumereien der Linken.

    Der „Kampf gegen rechts“ ist ein Kampf für Hitler.

    Der „Kampf gegen Linke“ ist ein Kampf für die Normalisierung, vom heutigen Linksextremismus zurück zur Mitte.

    • Dietmar Pohl

      Komisch, warum haben sie dann Kommunisten gejagt, wenn sie doch so linksextrem waren?

      • ben

        Wieso haben die Bolschewiki die Menschewiki gejagt?
        wieso haben die Leninisten die Troskiisten gejagt?

      • Asuncion45

        nun das ist ganz einfach. Der Nationalsozialismus war ein national orientierter Sozialismus, Der Kommunsimus (und alle pseudolinken Blockparteien in der derzeitgen BRD) sind international orientiert. Der Kommiunismus strebte die Weltherrschaft an. Die Nazis wollten die Nationalstaaten als Basis. Die heutigen Blockparteien errichten den sozialistischen Einheitsstaat EU mit Kommissaren (Begriff aus dem Kommuinismus entliehen). Das tun sie obwohl die Ürsprünge der europäischen Idee (Adenauer und de Gaulle z.B.) ein Europa der Vaterländer wollten, also die Erhaltung der Nationalstaaten. Das ist, was heute als „rechts“ verpönt wird..

      • Andreas Kemper

        Der Nationalsozialismus war bestenfalls im Sinne Spenglers sozialistisch, der Karl Marx und die Linken hasste und einen „Preussischen Sozialismus“ errichten wollte. Er hatte wahrscheinlich die Vokabel „Sozialismus“ gewählt, weil der Begriff „Faschismus“ damals noch nicht zur Verfügung stand.

    • Graf

      Selbstverständlich war der Nationalsozialismus eine linke Bewegung! Unter anderem waren die Fahne und das Parteibuch rot! Um die lästige Verwandschaft abzuschütteln, wurden Sie von den Kommunisten nach dem Krieg in die rechte Ecke geschoben, was natürlich nur Propagandazwecken dienen sollte und noch immer dient. Die waren Rechten sind Adlige und Bürgertum, die die bestehende hierarchische Ordnung beibehalten möchte. Sozialisten (ob nun braune, rote oder grüne ) stehen für die unnatürliche Gleichmacherei der Gesellschaft bis hin zur Diktatur und sind damit eine Bedrohung für die freiheitlich-demokratische Gesellschaftsordnung.Der Slogan muss daher heißen: KAMPF GEGEN LINKS!!!

      • Andreas Kemper

        „Unnatürliche Gleichmacherei“. Sehr schön.

    • Telipinu Hatti

      Die Nazis haben arme wie reiche Juden drangsaliert und nichts unternommen, um wirtschaftliche Machtkonzentration bei Nichtjuden zu unterbinden. Das ist der Fehler der Marxisten, dass sie für alles wirtschaftliche Ursachen suchen. Der Antisemitismus mag irgendwo im 19. Jahrhundert mal wirtschaftliche Gründe gehabt haben, der des 20. Jahrhunderts ist nach marxistischen Begriffen unter „geistiger Überbau“ zu verorten. Das Parteiprogramm von 1921, das nie geändert worden ist, enthält manche wirtschaftspolitischen Forderungen der Linken und es ist nie geändert worden. Es wurde insoweit nur nie umgesetzt.

    • Mirko Böhnky

      Sie streiten also ab das es Linksextremisten gibt? Interessant , wahrscheinlich war dann die RAF ein Häkel Club für gelangweilte Jugendliche aus fast gutem Hause.Aber ich übersetze ihnen gerne nochmal das Wort Extremist = Faschist.Ob Rot oder Braun spielt dabei keine Rolle.

      mfg

  4. Maria Leuschner

    Sehr geehrter Herr Kemper,
    nicht die „Kommentare sprechen für sich“, sondern Ihre Beiträge zur AfD. In der „Achse“ bin ich auf Ihren Namen in einem Artikel von Dr, Cora Stephan gestoßen und kann nur sagen: es steht die DDR von Tag zu Tag wieder neu auf. Ohne Schamgefühl, als hätte es nie philosophisches Diskursdenken gegeben. Ihnen fällt es sichtlich schwer, bei Ihren Schreib -und Denkexperimenten die Metaebene einzunehmen und in Freiheit und Lockerheit zu urteilen. Es ist erschreckend, wie das totalitäre schwarz-weiß-Denken, die stalinistischen Argumentationsketten bei Ihnen zum Ausdruck kommen. Ich würde als integrer Mensch niemals auf die Idee kommen, in so einem einseitigen Agitprop-Verlag zu veröffentlichen. Ich war Bürgerrechtlerin in der DDR und kenne diese von Ihnen offerierten diktatorischen Äußerungen bis zum Erbrechen.

  5. alexander richert

    also herr kempter was sie hier betreiben ist schon demagogie in reinform. es sei ihnen gegönnt, dass sie ihre artikelchen an diverse zeitungen verkaufen (wollen) und werbung für ihre broschüren machen wollen- soweit so gut, substanzieller und aufrichtiger wird das ganz dadruch trotzdem nicht.

    eine konkrete frage habe ich noch:
    sie sind also dagegen das man am 20.juli an die widerständler gegen hitler erinnert?

    • Andreas Kemper

      Im Juli 2014 ist es genau 80 Jahre her, dass der aufrechte Antifaschist Erich Mühsam von den Nazis nach einer langen Tortur ermordet wurde, in einer Latrine erhängt, die der Literat Wochen zuvor mit bloßen Händen säübern musste. Er verkörperte alles, was die Nazis hassten.

      Im Juli 2014 ist es genau 70 Jahre her, dass einer von mehreren Anschlagsversuchen auf Adolf Hitler misslang. Organisiert wurde der Anschlag von Stauffenberg, einem Menschen, der das nationalsozialistische System mit aufgebaut hatte und erst zu dem Zeitpunkt, als der Traum vom tausendjährigen Reich zerplatzt war, sich gegen das weitere Morden wandte.

      Was meinen Sie, wer im Juli 2014 mehr geehrt werden wird. Ich denke, dass vor allem an Erich Mühsam erinnert werden sollte. Das wird beiläufig geschehen, vielleicht ein kleines Radio-Feature im WDR und sonst eher in der marginalisierten anarchistischen Presse. Der Demokratieverächter Stauffenberg hingegen wird noch mehr als in den letzten Tagen als leuchtendes Vorbild abgefeiert werden.

      • Katrin Wächtler

        Es ist traurig, daß Erich Mühsam so ins Hintertreffen geraten ist. – Wenigstens die Stadt Lübeck erinnert sich noch ihres berühmten Apother-Lehrlings!

  6. sabine w (@HollyGoMadly)

    “ Bitte denkt einmal mit euren eigenen Gedanken nach “ – ich fasse es nicht, nun hat sich die AfD auch noch dem Geschichtsrevisionismus verschrieben – derer von Storch und unsere Frau Steinbach werden es goutieren. Es mag aber auch sein, dass die Kommentare einen Indikator für die Bildungsmisere der letzten 40plusx Jahren darstellen. Zum Glück hat Lucke seine Kommentar-Fans auf sozialen Plattformen nicht im Griff. Sie bestätigen vorzüglich die an ihnen geübte Kritik. Diese Kritik ist fundiert und sachlich, die Fakten nicht widerlegbar – klar dass man nun über Kemper et al die Jauchekübel ausschüttet.
    Frau Leuschner , von der Bürgerrechtlerin zur Spammerin ? In welchem ehrenwerteren Verlag gibt es etwas über Sie zu lesen ?

    • Maria Leuschner

      Sehr geehrte Frau Sabine, mich erinnert Ihr Satz betreffs AfD „Diese Kritik ist fundiert und sachlich, die Fakten nicht widerlegbar..“ an „Die Lehre von Karl Marx ist allmächtig, weil sie wahr ist“. Der Bildungsnotstand in der früheren BRD ist definitiv durch die schrittweise Zurückdrängung bürgerlicher Bildung seitens der 68er hervorgerufen worden. Das wusste ich schon zu DDR-Zeiten. Der Geist des bundesdeutschen Sozialismus ist aus Ihren Worten über die AfD erkennbar. Dies ist das doktrinäre Bausteindenken wie ich es aus der DDR kenne. insofern sind Sie auf der gleichen Welle. MfG

      • Andreas Kemper

        Marian Leuschner, ich stelle mich gerne ihrer Kritik, kann aber mit pauschaler Kritik nicht viel anfangen. Wo soll ich irgendetwas geschrieben haben, was nicht stimmt?

        Der Bildungsnotstand in Deutschland ist auf drei Dinge zurückzuführen: 1. Die relativen Bildungsausgaben gehören im OECD-Gebiet zu den geringsten überhaupt, 2. Dann sind diese Bildungsausgaben falsch verteilt: es fließt relativ gesehen viel zu viel Geld in den tertiären Sektor und viel zu wenig in die Primärbildung. 3 Um die Privilegien der Gutverdienenden zu sichern, wird das Leitungsprinzip im Bildungssystem unterlaufen. Das war übrigens in der DDR in der Schlussphase auch nicht besser. Als nach dem Krieg noch die Massenorganisationen und damit die marxistischen Ideale die Bildungspolitik der DDR bestimmten und erstmals in der Geschichte überhaupt ein sozial gerechtes Bildungssystem eingeführt worden war, spielten nach den 50er Jahren Parteifragen eine immer größere Rolle. Da auch in der DDR Kinder mit akademischen Eltern sich besser präsentieren konnten und aufstiegsorienter waren und daher häufiger bereits in der Schule parteikonforme Führungspositionen einnahmen, die für den Bildungsaufstieg immer wichtiger wurden, waren zum Schluss der DDR nur 12% der Studierenden aus dem Arbeitermilieu – genau wie in der BRD.

  7. Roland Freisler 2.0

    Es ist sehr zu hoffen, daß solchen linksversifften Spinnern wie dir die Lebensgrundlage entzogen wird. Asoziale und undeutsche Figuren wie du atmen meine Luft , fressen mein Brot und leben von meinen Steuern !

    • Sabine Boehnke

      Der Name des zuvor Kommentierenden sagt wohl alles und der Inhalt des Textes liest sich, als sei er von der AfD-FB-Seite.

      • Peter C. Gerlach

        Wie kommen Sie denn auf dieses schmale Brett?

  8. sabine w (@HollyGoMadly)

    Asozial,undeutsch,linksversifft als Attribute für Mitmenschen, ihnen die Lebensgrundlage entziehen wollen, prollig daherreden und den Rest der Welt inclusive Luft für sich beanspruchen – das ist pures ,unverstelltes Nazisprech…so stelle ich mir die Wutbürger in Rostock – Lichtenhagen vor, die Beifall klatschen und sich vor lauter unverstellter Freude selber bepinkeln.
    Aber nein, es ist eventuell nur ein empörter Bürger aus der sogenannten Mitte der Gesellschaft, der AfD wählen möchte und sich angegriffen fühlt. Immerhin gibt er seinem Vorbild Freisler durch seine vulgäre Rhetorik alle Ehre .

    Maria Leuschner:
    Zu den von mir erwähnten Fakten: Sie können es in den diversen Publikationen der von Andreas Kemper und in anderen kritischen blogs erwähnten Personen und Gruppierungen lesen – es ist zum Teil schon seit langen Jahren im Netz und war, was den ökonomischen Teil betrifft, auch in den Wirtschaftsblogs Bestandteil kontroverser Diskussionen. Die Einwände, die inhaltliche Kritik daran ist also nicht neu – die AfD als Partei ist jedoch erst im März entstanden, nachdem ihre Vorgänger gescheitert waren bzw Abspaltungen stattfanden. Dass die User, die sich schon seit langen Jahren mit dem Thema beruflich und/oder privat auseinandersetzen, unbewiesene Geschichten erzählen, ist eine Schutzbehauptung, die auch den latent vorhandenen Hass auf alles was unkonventionell, links oder rotgrün ist, zutage fördert. Nur ein Beispiel: Kommentare unter Artikel von Frau Röhl in der Wirtschaftswoche. Viele, die neben zustimmenden Kommentaren zu Röhls gegen Links und Grün gerichteten Publikationen auch auf die AfD als „Lösung“ hinweisen äußern dort sehr deutlich ihren zum Teil wirklich abgrundtiefen Hass.

    Seit Entstehen der Partei sind viele Kommentare von potentiellen Wählern in den mainstream- online-Medien zu lesen und viele weisen deutlich auf die eignene Orientierung innerhalb des politischen Spektrums hin. Möglicherweise hat Lucke die sozialen Medien unterschätzt – sie sind nun mal keine Einbahnstrasse und kein pures Werbe-Mittel.
    Der öfter geäußerte Hinweis, nur das Parteiprogramm zähle und für die Kommentare sei man nicht verantwortlich,greift nicht. So gerne AfDler darauf hinweisen, dass freie Meinungsäußerung herrschen muss bzw unterdrückt wird, so empfindlich und zum Teil wenig rational d.h. persönlich diffamierend wie im Fall von A. Kemper oder Häusler reagieren sie auf Kritik.
    ( Eine Partei , die sich maßgeblich auf das Wissen von Experten beruft ,diffamiert Publizisten die zum Teil auch in der Lehre tätig sind/ Experten auf ihrem Gebiet sind )
    Dass angesichts der NSU – Vorfälle manche Antenne extrem wachsam geworden ist, kann man das zum Vorwurf machen, zumal Kenner der Szene vergeblich warnten ?
    Was muss ich denn davon halten dass in blogs wie PI die AfD von Anfang an fleissig beworben wurde? Liegt es eventuell daran dass einige Aktivisten vor der Parteigründung und heute noch in der islamophoben Szene aktiv waren sowie in Vorläufern der AfD wie zB die Freien Wähler oder PDV ? Wenn mich das interessiert, was sich in dieser Szene tut, diffamiere ich , wenn ich feststellen muss, dass es auch in der AfD Sympathisanten für diese Szene gibt?

    Ich messe die AfD nur an dem, was ich sehe und wahrnehmen kann. Und davon bietet sie sehr viel Anschauungsmaterial. Mir persönlich ist die konservative Ausrichtung und das damit verbundene Claimen der sogenannten bürgerlichen Mitte fremd, aber das allein ist kein Grund zur Diffamierung. Das gesellschaftliche Klima, in dem wir leben , ist gezeichnet von starken Umbrüchen. Ein national-konservatives, elitäres und exclusives Denken kann nicht die Lösung sein in einer Welt, in der längst alles miteinander verknüpft ist und sich neue, bisher unbekannte dringende Fragen auftun.

    • Maria Leuschner

      Sehr geehrte Frau Sabine,
      ich kann nur wiederholen: Es hat keinen, aber auch nicht den geringsten Nutzeffekt, auf Ihre Agitprop einzugehen. Es ist DDR pur und das sagt einfach alles. Auch damals schwieg man auf die sinnlosen „Hasstiraden“, die den stets gleichen Mustern unterlagen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen als Fortsetzung der SED-Genossen alles Gute. M.L.

      • sabine w (@HollyGoMadly)

        Frau Leuschner, ist Ihre Uhr stehengeblieben ? Was soll diese falsche Höflichkeit ? Abgesehen davon habe ich keine persönlichen Erfahrungen mit dem SED Regime oder als Mitglied der Linken . Ihre Spekulation über meine Person treffen ins Leere – Ihre persönlichen Assoziationen sind nicht mein Problem. Ich respektiere jede persönliche Erfahrung mit dem DDR-Regime eines Gegenübers . Vielleicht können Sie auch respektieren, dass ich als in der BRD sozialisierte Person grundsätzlich eine andere Perspektive habe. Die BRD als legaler Nachfolger des Nazi-Regimes hat „Altlasten“ wie die Ex-DDR nach Mauerfall : mit diesen habe ich mich lange beschäftigt – es gab ja genug Anlässe.
        Aktuell : wie kann eine ehemalige DDR Folterknast-Wärterin in der AfD Fuss fassen? Um Frauke Petry scheinen sich auch Ex-Stasi-Mitarbeiter zu etablieren- das ist zur Zeit noch unbestätigt. Also ran an die Arbeit, Frau Leuschner, vielleicht finden Sie ja etwas heraus statt an meiner fiktiven Biographie zu arbeiten, um Ihre Ignoranz zu verdecken.

      • Andreas Kemper

        Hallo Sabine W., ich habe etwas gegoogelt, werde aber den entsprechenden Artikel auch zunächst nicht verlinken, da er auf viele interne Informationen zu beruhen scheint, die nicht falsch sein müssen, aber schwer zu verifizieren sind. Sollten sich diese Aussagen auch nur annähernd bestätigen, hätte die AfD ein richtiges Problem.

    • Peter C. Gerlach

      Die AfD hat keine Vorläufer, schon gar nicht die PDV (gibt es noch) oder die Freien Wähler (gibt es auch noch). Wissen Sie eigentlich, wovon Sie reden?

  9. Maria Leuschner

    Frau Sabine, ich werde Frauke Petry Ihre ungeheuerliche Verleumdung zukommen lassen. Sie ist Christin, der Ehemann Pfarrer und 1975 ist sie geboren. Wie kann sie mit 13 jahren „Folterknast-Wärterin“ gewesen sein? Ich habe, auch wenn Ihre Biografie im West angesiedelt ist, Sie nicht von ohnehin als Nachfolgerin des DDR-Denkens betitelt. Die hassverzerrte Linke in der BRD, die alles, was von ihr aus nicht noch linker war, als schwarz bezeichnete, repräsentieren Sie in Reinkultur. Und was mich zutiefst beunruhigt, ist Ihr abgrundtiefes Hassgefühl gegenüber der AfD. Ich glaube, Sie müssen vorm Kollabieren bewahrt werden. Bitte tun Sie was für sich, denn das krankhafte Focussieren auf einen Sachverhalt erzeugt Panik. – Bettina Röhl zumindest wusste aus eigener leidvoller Erfahrung, was Integrität ist. Im übrigen: kein einziger Kommentar unter Bettina Röhls AfD-Beitrag ist „abgrundtief hasserfüllt“. Ihre Bemerkungen u. a. zu den Freien Wählern offenbaren neben Ihren Worthülsen, ich muss es nochmals wiederholen, die kommunistischen – ob nun DDR oder BRD – Argumentations-Bausteine. Da können Sie zehnmal aus der Bundesrepublik stammen. Und: meine Uhr ist tatsächlich stehen geblieben. Ach, ist es heiter, mit verklemmten „Politikerinnen“ zu bloggen. Freundliche Grüße M.L.

    • Andreas Kemper

      Sie meinte nicht Frau Petry. Bitte googeln Sie mal, dann werden Sie herausfinden, worauf sie sich bezogen hat.

      Ich finde Ihre Beiträge übrigens grenzwertig. Sollten Sie weiter gegen Personen argumentieren statt inhaltlich, werde ich die Kommentare nicht mehr freischalten.

      • Peter C. Gerlach

        Das würde zu Ihnen passen Herr Kemper.

    • Peter C. Gerlach

      Frau Leuschner, Sie verschwenden wirklich Ihre Zeit. Diese Leute leben in ihrer eigenen Welt, an kann es leider nicht anders sagen.

      • Maria Leuschner

        Herr Gerlach, mich interessierte einfach mal, wie Wahrnehmung ideologisch a priori kanalisiert und verzerrt rezipiert wird. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass geschlossenes Systemdenken solch Abwegigkeiten hervorbringt. Es ist wirklich zwecklos!! M. Leuschner

  10. futuretwin

    Frau Leuschner, die hassverzerrte Rechte in der BRD, die alles, was von ihr aus nicht noch rechter ist, als kommunistisch bezeichnet, repräsentieren Sie in Reinkultur.
    Ich glaube, Sie müssen vorm Kollabieren bewahrt werden. Bitte tun Sie was für sich, denn das krankhafte Focussieren auf einen Sachverhalt erzeugt Panik. –

    • Andreas Kemper

      Vielleicht können wir jetzt wieder zur Sachebene zurückkehren – schließlich sind das hier nicht die Kommentarseiten von PI oder AfD-Facebook.

  11. sabine w (@HollyGoMadly)

    Frau Leuschner, ich habe bewusst keinen Namen genannt, weil unbestätigt . Ich hätte es sicher eindeutiger,besser ausdrücken können, aber es geht nicht um Frauke Petry selbst, sondern um eine Person in der AfD Sachsen.

  12. Maria Leuschner

    Frau Sabine, Ihre Klarstellung s. o. nehme ich gerne an und lasse es dabei bewenden. Jedoch habe auch ich gegoogelt und habe bösartige Blogs betreffs der AfD entdeckt. Da hört bei mir der Spaß auf. So geht man nicht mit seriösen (in jeder Partei gibt es Abartigkeiten) Leuten ins Gericht. MfG Maria Leuschner

  13. futuretwin

    Frau Leuschner, es gibt immer ein breites Spektrum, wie Menschen unterschiedlicher politischer Einstellung miteinander umgehen.

    Andreas Kemper und Sabine W. gehören, was die Bandagen angeht, die sie bei der Auseinandersetzung umwickeln, sicher eher zu der gemäßigten Linken, mag das für Sie auch ein Oxymoron sein.

    Sie stellen allerdings selbst fest, dass es Unterschiede gibt, so lese ich jedenfalls „Da hört bei mir der Spaß auf.“

    Um auf die Auswüchse auf rechter Seite der Auseinandersetzung zu veranschaulichen, reicht der Hinweis auf den Kommentator: Roland Freisler 2.0

    Zurück zum Thema: Sicherlich verändern sich die Begriffe links und rechts historisch.
    Neulich las ich im Blog eines ehemaligen Anti-Deutschen etwas von der linken Republik:

    http://diesseitsvongutundboese.wordpress.com/2013/03/28/linke-republik-und-rechtsradikale-gewalt-ein-letztes-mal/

    Es ist nicht alles Blödsinn, was dort steht: der Inhalt der Begriffe ändert sich aber eifach und das wird von der rechten Seite (wie oben verlinkt) und der „ex-linken“ gleichermaßen ignoriert.

    Und diese Verschiebungen sind ja nichts Neues: Zur Zeit der Weimarer Republik war die NSDAP sicher irgendwie „linker“ als andere Parteien, etwa eher monarchistisch-restauratorischen Zuschnitts. Nur haben die Nazis in der Menschenverachtung einfach SO neue Maßstäbe gesetzt, dass der Holocaust heute zurecht als der Höhepunkt rechter Gewalt gilt. Und dass die Judenvernichtung durchaus als extremer Auswuchs einer verkürzten Kapitalismuskritik interpretiert werden kann, wird von so unterschiedlichen kommunistischen Theoretikern wie Slavoj Zizek und Robert Kurz vertreten (bzw. „wurde“ im Falle von Kurz).

    Und auch der tumbe SA-Schläger wäre nach der Logik „linker“ als so „schneidige“ Gesellen, wie etwa die Freikorpsler, deren Literatur Theweleit untersucht hat.

  14. Maria Leuschner

    Danke, futuretwin, für den Blog-Hinweis. Für mich überraschend, vielleicht auch nicht, war in der Linkliste „Die Achse des Guten“. So bin ich etwas hoffnungsvoll gestimmt im Welttheater der Links-Rechten Blogskala. MfG Maria

  15. futuretwin

    Anti-Deutsche werden von deren Kritikern meist „Anti-„Deutsche geschrieben und sind Linke, die nach rechts abgedriftet sind. Aber bei denen ist die Singularität des Holocaust nicht verhandelbar. Da wird nicht die DDR als vergleichbar aus dem Hut gezaubert.

    Die Titanic brachte es mal schön auf den Punkt:
    „Vierzig Jahre brutale Freiheits­verweigerung in der DDR produzierten etwa so viele Tote wie Au­schwitz in einer Mittagspause“

    Aber zum Thema wollen wir nichts mehr sagen Frau Leuschner?

  16. Maria Leuschner

    futuretwin, wer sagt, dass „die DDR vergleichbar dem Holocaust“ ist? Im Übrigen bin ich in den Themen dieses Blogs nur bedingt bewandert. Mein geistiges Zuhause ist mehr die Religionsphilosophie, wie z. B. Emanuelle Levinas, der den „Anderen“ aufgrund seiner KZ- Erfahrungen zum Ausgangspunkt seines philosophischen Denkens machte. Desweiteren sind Franz Rosenzweig, der Freiburger noch tätige Bernhard Casper, Philosophen, die mich interessieren. Dies einfach mal so, damit Sie wissen, dass das Politisieren nicht mein eigentlich Ding ist, MfG

  17. Werner Hupperich

    Wenn man die hiesige Diskussion verfolgt, so erschreckt es mich – zugegeben – schon ein wenig, wie sehr die Nebelkerzen eines angeblich linken Nationalsozialismus Verwirrung zu stiften vermögen. „Historisch verschoben“ hat sich allerdings rein gar nichts – das Glück der Historiker besteht nicht zuletzt darin, dass die Geschichte(n) bereits geschrieben wurde, und man die Ereignisse der Vergangenheit in aller Ruhe analysieren kann. Die Fakten, den Nationalsozialismus, dessen Eigenschaften, die ihn begünstigenden Faktoren, seine Anhänger so wie auch seine Opfer stehen so fest, dass sich – sofern nicht aus ganz aktuellem politischen Kalkül heraus Geschichtsklitterung betrieben wird – überhaupt nichts „verschiebt“. Nicht einmal zur „Mitte“, geschweige denn nach „links“. Dass sich der Begriff „Nationalsozialismus“ aus rein populistischen Gründen gewählt wurde – zum Zwecke der Bauernfängerei wollte sich die NSDAP als Alternative zu sozialdemokratischen Parteien gerieren – ist hinreichend belegt. Es ist schon seltsam, dass zwar kein klar denkender Mensch auch nur eine Minute Zeit in die Überlegung investiert, in wie weit die heutige Volksrepublik China „kommunistisch“ ist – sie müsste es doch eigentlich sein, wenn sie von einer „Kommunistischen Partei“ regiert wird, oder? -, aber demgegenüber Leute ernstlich ins Grübeln zu kommen vorgeben, weil sich aus dem Wort [!] Nationalsozialismus der Begriff „Sozialismus“ extrahieren lässt. Nun, im Nationalsozialismus steckt genauso viel von dem, was linke Philosophen unter Sozialismus verstehen, wie sich im „Hundekuchen“ Hunde verbergen.

    Mich würde ernstlich interessieren, wie sich denn etwa die per definitionem antinationalistische [!] Komponente linker Weltanschauung mit der Legendenbildung eines linken NATIONALsozialismus in Einklang bringen lässt. Wie erklärt sich Hjalmar Schachts „Industrielleneingabe“ im Kontext Hitlers Machtergreifung, in welcher „das bisherige parlamentarische Parteiregime“ abgehnt und u.a. die „dauerhafte Ausschaltung von KPD, SPD und Gewerkschaften“ gefordert wurde? Dass das Kapital auf einmal einem „Sozialismus“ dergestalt Beifall zollt, dass es sich aktiv für die Machtergreifung ihres „Ober[national]sozialisten“ stark macht, will irgendwie nicht so ganz in die Geschichte „linker Nazis“ hineinpassen. Ich bin sehr gespannt, wie die hiesigen Diskutanten ihre These widerspruchsfrei und plausibel ausformuliert bekommen. Was mag bloß Max Horkheimer geritten haben, als er formulierte „Wer aber vom Kapitalismus nicht reden will, sollte auch vom Faschismus schweigen“? Zumal: Wie ist er überhaupt wohl auf das schmale Brett gekommen, der [links-] nationale Sozialismus weise Merkmale des Faschismus auf? Fragen über Fragen..

    Wenn’s nicht eigermaßen deprimierend wäre, in den Kommentaren nahezu das gesamte Repertoire der „Whitewashing“-Mottenkiste wiederzufinden – die Legende der „sauberen Wehrmacht“ ebenso wie „linke Nazis“, sogar die „jüdische Weltverschwörung“ wird zart angedeutet: Fast könnte man angesichts des ernsten Tonfalls, mit welchem hier in geradezu naiver Unschuld wissenschaftlich unhaltbarer Nonsens vorgetragen wird, in Heiterkeit ausbrechen. Allerdings nur _fast_, denn angesichts des Leids, Elends und Verderbens, das die nationalsozialistische Ideologie über die Menschen brachte, bleibt einem das Lachen unmittelbar im Halse stecken.

    Abschließend ein kurzer Nachsatz: Auf die Ebene des Individuums verlagert (hier: „Stauffenberg war nicht rechts..“) stellt sich m.E. weniger die Frage, ob Stauffenberg womöglich „links“ gewesen ist, als vielmehr, warum sich der Widerstand eigentlich auf eine Hand voll Figuren beschränkte. Ich mein‘: Wo waren denn die [Wirtschafts-] Eliten, die 1932 noch darüber schwadronierten, Hitler „einrahmen“ und „zähmen“ zu können? Nichts liegt mir ferner, als Daniel Goldhagens Thesen hier erneut aufzukochen. Vollkommen aus der Luft gegriffen scheinen diese jedenfalls keineswegs.

    @futurewin: Wie wäre, statt der Theorie einer [historischen] „Linksverschiebung“, das Erklärungsmodell einer [postmodernen] „Rechtsverschiebung“? Dass nationalsozialistische Ideologien im heutigen politischen Diskurs wieder salonfähig werden, spricht weniger für die These, Nazis seien [irgendwie] „links“, als vielmehr dafür, dass ein parteibergreifender Rechtsruck stattgefunden hat. Wer sich ein wenig auf Recherche versteht, wird leicht herausfinden, dass die NPD von nahezu allen etablierten „seriösen“ Parteien seit den 1980’er Jahren in vielen Punkten ihrer damaligen Forderungen programmatisch rechts überholt wurde.

    Beste Grüße,
    Werner Hupperich

  18. futuretwin

    Herr Hupperich, Sie wollen doch nicht ernsthaft behaupten, dass die Begriffe rechts und links seit 1789 keinerlei Bedeutungsverschiebung erfahren haben?

    Mit Ihrer Schreibweise „[historischen] ‚Linksverschiebung‘ “ deuten Sie zudem an, dass ich den Begriff Linksverschiebung irgendwo verwendet habe, was nicht der Fall ist, weswegen ich Ihre Frage auch nicht ganz verstehe. Die Postmoderne hat Ihrer Meinung einen Rechtsruck zur Folge?

    Da sind wir doch schon mitten im Thema: quasi postmodern argumentiert die sogenannte Nouvelle Droite mit Alain de Benoist. (Zum neurechten Rassismus empfehle ich übrigens Angelika Magiros: Kritik der Identität. Tolles Buch!) Aber die muss man von etwa der NSDAP doch deutlich unterscheiden, oder nicht? Das soll jetzt in keinem Fall eine Verharmlosung sein!

    Mittlerweile wird der Nationalsozialismus als Paradebeispiel (das ist ja schon fast ein Kalauer) für eine rechte Bewegung angeführt. Vorher waren das doch eher restaurativ-monarchistische Kräfte, die in der Nationalversammlung ganz rechts saßen, oder?

    China muss kommunistisch sein, da die regierende Partei so heißt? Demnach muss die DDR ja demokratisch gewesen sein. Polemiken zum klaren Denken spare ich mir hier.

    Es ist ja sehr praktisch wenn in die Definition „links“ ein Antinationalismus eingeschrieben ist. Dann sind wir ja als Linke automatisch antinationalistisch brauchen uns darum gar nicht mehr zu kümmern. Dann sind linke Bewegungen ja „per definitionem“ dem Nationalismus unverdächtig. Was ist denn mit den ganzen linken Befreiungsbewegúngen? Kommen da keinerlei Nationalismen vor? Nicht, dass ich das nicht z.T. in Ordnung fände (ich bin schließlich kein Antideutscher), aber es liegt doch auf der Hand, das kann man doch nicht wegdefinieren.

  19. Werner Hupperich

    >>China muss kommunistisch sein, da die regierende Partei so heißt? Demnach muss die DDR ja demokratisch gewesen sein. Polemiken zum klaren Denken spare ich mir hier.<<

    Sofern das Denken klar genug ist, um die Untauglichkeit parteipolitischer Namensgebung zur [programmatischen] Inhaltsbestimmung festzustellen, reduziert sich immerhin das Risiko, einem Etikettenschwindel aufzusitzen. So mag es zwar durchaus erhellend sein, zu prüfen, als wie sozial sich eigentlich die SPD (insbesondere seit Schröder) präsentiert, wie viel christliche Nächstenliebe in der CxU steckt, was die "Liberalen" unter "Freiheit" verstehen (besser: _wessen_ Freiheit ihnen am Herzen liegt..) und, last but not least, wie viel Ökologie ob ihrer hausgemachten politopportunistischen und karrieristischen "Sachzwänge" bei den Bündnisgrünen noch übrig blieb. Das kann – und sollte – man, mit der begründeten Hoffnung auf einigen Erkenntnisgewinn, tatsächlich tun.

    Was die Mühe jedoch nicht lohnt – es gibt bei den Historikern kaum ein Forschungsgebiet, welches auch nur annähernd so umfassend analysiert wurde wie der Nationalsozialismus – ist, sich auf zum Zweck der Provokation gezielt lancierte Plattitüden eines "linken" Nationalsozialismus einzulassen. Der einzige mir bekannte Historiker, der – gegenüber der Presse, im Rahmen einer wiss. Publikation hat er sich das nicht getraut – über linke Nazis schwadronierte, war Götz Aly. Übrigens: Wer Aly nicht kennen sollte: Das ist der, der behauptete, dass "jedes Dorf in Südwestdeutschland von Vergewaltigungen durch schwarze Soldaten“ zu berichten wisse. Auch diese Aussage erfolgte gegenüber der Presse, Belege für seine Behauptungen blieb Aly – erwartungsgemäß – schuldig.

    Sie meinen, Stichwort "Antinationalismus", weiterhin, die "Internationale" gehöre in eine "Nationale" umgeschrieben und neu intoniert? Antinationalismus ist keine "Nebenform" oder "Weiterentwicklung" des Internationalismus, sondern dessen zwingende Konsequenz. Weil der linke Begriff des Sozialismus das Gegenteil von Ausgrenzung, Verfolgung und Vernichtung bedeutet, war der Nationalsozialismus auch nicht links.

    Sofern Sie – abseits des propagandistischen [Medien-] Geblubbers seitens etwa einer Erika Steinbach, eines Götz Aly nebst einer ganzen Heerschar rechtsliberaler, ideologisch-lumpensammelnder Amateurhistoriker – wissenschaftliche Quellen benennen können, deren Befunde auf ein linkssozialistisches Fundament des Nationalsozialismus hindeuten, können wir gerne das Thema weiter ausbreiten. Bislang blieb eine dementsprechende Recherche in der wissenschaftlichen Literatur meinerseits leider erfolglos. Aber vielleicht haben Sie mehr Glück bzw. habe ich bloß nicht intensiv genug gesucht.

    Beste Grüße,
    Werner Hupperich

    PS: Was hatten die Nazis eigentlich gegen Kommunisten? Nach modernem, rechtsliberalen Geschichtsklitterismus wäre ja vielleicht gar anzunehmen, dass diese den NationalSOZIALISTEN bloß "nicht links genug" waren. Bin gespannt, wann das Kunststück gelingt, Kalle Marx in einen rechten Agitator und Adam Smith in einen linken Philosophen zu transformieren. Dass sie dabei ihre Mitmenschen für dumm genug halten, darauf hereinzufallen, wirkt nur auf den ersten Blick erheiternd. Dass es in der beständig wachsenden VT'ler und Eso-Szene hinreichend Rezipienten für solchen Unfug finden, denen Abwegigkeit und Originalität als Qualitätsmerkmal dienen, empfinde ich demgegenüber als weniger lustig. Die Art und Weise zum Beispiel, wie derzeit die PR-Abteilungen der wirtschaftsliberalen "Fossilisten" in der Klimadebatte systematisch den armen Ufologen und neugermanischen Medizinern ihre ohnehin wirren Köpfe verdrehen, erregt fast schon ein wenig Mitleid. Im Moment wird die "rot-grüne Weltverschwörung" als neuester Kalauer gehandelt. Ich bin mir sehr sicher, dass sich darin auch für die Legende angeblich "linker Nazis" ein lauschiges Plätzchen finden lässt. Möglicherweise findet sich in Marxens "Kapital" ja ein Schriftcode, der dechiffriert den Bauplan einer Reichsflugscheibe ergibt..

    • Telipinu Hatti

      Leider sehen das tatsächlich immer mehr von denen so. Wagenknecht hetzt gegen Flüchtlinge, NPDler fordern die Kapitalistenenteignung, Elsässer und Rabehl wechseln mal kurz von ganz links nach ganz rechts, ohne Umweg über die Mitte, und rote Zellen und Irakische Baath-Offiziere ins Islamistische Lager. Die Extremisten haben miteinander mehr zu tun als mit den Demokraten, auch wenn sie sich untereinander spinnefeind sind und das nie zugeben würden. Aber die klaren Grenzen verschwinden, wenn der Feind mal wieder EU, USA, Israel, Juden, Demokratie, „Großkapital“ heißt. Auf den Montagsdemos findet man Wirrköpfe aus allen Lagern und Linke, NPD und AfD haben an der Basis gleichermaßen Putinversteher. „Linke“ (antikapitalistische) Nazis gab es schon immer, so wie Strasser. Heute scheinen sie populärer zu sein als 1929-1933.

      • Andreas Kemper

        Es müsste untersucht werden, warum Menschen wie Elsässer und Rabehl so einfach das politische Milieu wechseln können. Hier scheint es einige verbindende Merkmale zu geben: Anti-Imperalismus, Anti-Amerikanismus, Maskulinismus, Machiavellismus… Der Nationalsozialismus hatte allerdings keine marxistischen Vorläufer, sondern rechte Vordenker, es wurde ein „Sozialismus“ angestrebt, der mit dem marxistischen Sozialismus nichts gemein hatte. Schon Oswald Spengler verdeutlichte dies in „Preußentum und Sozialismus“ 1919. Er appellierte für einen rechtsorientierten, preußischen Sozialismus gegen Marx und den Bolschewismus. In diesem Sinne waren die Nationalsozialisten „Sozialisten“, das war allerdings eine durch und durch rechte, anti-materialistische, anti-marxistische Ideologie. Die Hufeisen-Theorie, nach sich die „Extreme“ auf „beiden Seiten“ annähern ist eine falsche Sichtweise und eine verkehrte Metapher.

      • Telipinu Hatti

        Ergänzung: Der Syndikalismus ist doch später von Rechten aufgegriffen worden und in den Faschismus eingegangen. Und dessen Theoretiker waren definitiv links.

  20. futuretwin

    Vielleicht sollte ich noch einmal klar stellen, dass ich die These der linken Nazis natürlich NICHT vertrete. Vielleicht kommt von Ihnen dann etwas anderes als Polemik.

    „Sie meinen, Stichwort „Antinationalismus“, weiterhin, die ‚Internationale‘ gehöre in eine ‚Nationale‘ umgeschrieben und neu intoniert?“ Nein, meine ich nicht. Und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie derlei Unterstellungen unterlassen könnten.
    Nur warnen Sie selbst vor Etikettenschwindel (ich habe Ihre Bemerkungen zu China auch mittlerweile als ironisch decodiert, leider etwas spät), laufen jedoch selbst Gefahr einem solchen aufzusitzen, wenn Sie etwa sich links nennende Befreiungsbewegungen als nationalistischem Gedankengut grundsätzlich unverdächtig DEFINIEREN. Das würde ich als epistemisches Hindernis bezeichnen.

    Sie sind im Übrigen auf keine meiner Fragen direkt eingegangen.

  21. Maria Leuschner

    Der Begriff „Linksfaschismus“ wurde, soviel ich weiß, von Habermas geprägt. Dies war wohl als Warnung an die menschenverachtende Denk-Und Handlungweise der RAF gerichtet.. Im übrigen empfehle ich wieder mal Wilhelm Reich „Die Massenpsychologie des Faschismus“ zu Gemüte zu führen. Dies an die beiden vorigen Diskutanten, nicht Duellanten. Gruß Maria

  22. sabine w (@HollyGoMadly)

    Frau Leuschner
    Habermas hat die Kontinuitäten der NS-Zeit kritisch beschrieben, die sich in der Politik der Nachkriegszeit abzeichneten. Er beteiligte sich im „heissen Herbst“ an öffentlichen Diskussionen, aber diese Wortwahl benutzte er für die Bewegung um Dutschke- das hat er aber später bedauert und zurückgenommen.
    Er hat im Mai ja auch der AfD Erfolg gewünscht, da diese ja das Thema Europa stark im Fokus hat. Wie er heute dazu steht, weiss ich nicht. Aber große Intellektuelle können sich irren 🙂

  23. Sigmun

    Um mal in den Hass eine Kelle Humor reinzukippen:
    Wenn die Nazis links waren und die afd Mitte, dann hießt das doch:

    Die afd-Anhänger sehen sich politisch also

    rechts von Adolf Hitler. 🙂

  24. Graybeard

    Stauffenberg war ja soo pööhse, Mühsam, der Deutschenhasser, soooo guuuut.

    Na, wenn die feine Frau MagisterIn ZeckenzüchterIn das sagt, werde ich sofort dem Klischee genügen und AfD wählen. LOL!

  25. Telipinu Hatti

    Ich kann verstehen, dass sich viele Rechtskonservative nicht mit einer totalitären, revolutionären Ideologie wie dem Nationalsozialismus in einen Topf schmeißen lassen wollen, deren Staatsaufbau mehr mit der UdSSR gemeinsam hatte als mit Preußen oder auch nur dem Faschistischen Italien. Ich kenne Linke, die Stalin als „rechts“ einstufen (keine Trotzkisten, sondern gemäßigte Linke). So falsch war das angesichts von sowjetischem großrussischem Chauvinismus und Imperialismus auch nicht. Und es war Kurt Schumacher („die Demokratie wird sozialistisch sein oder sie wird gar nicht sein“), der – nach 10 Jahren Nationalsozialistischem Konzentrationslager – die Kommunisten aufgrund ihrer Herrschaftsmethoden „rotlackierte Faschisten“ genannt hat. Totalitär ist eben was eigenes. Das lässt sich weder nach links noch nach rechts richtig verorten.

    Und was den 20. Juli angeht: die putschenden Wehrmachtsoffiziere waren die einzigen, die überhaupt eine Chance hatten, weil sie eben an Schlüsselstellen saßen. Den Terreur haben 1794 auch Männer wie Tallien und Barras beendet, die zuvor noch für das Regime gekämpft hatten. Auch in der UdSSR haben Stalins Schergen Malenkow, Chrustschow und sogar Molotow und Kaganowitsch 1954/55 die Lager geöffnet, auch wenn das natürlich kein Regimewechsel war.

    Ich gehe ohnehin davon aus, dass in ein paar Jahren die AfD so weit nach rechts gerückt sein wird, dass Stauffenberg und Tresckow unter der Hand als Verräter gelten werden.

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