Wordstatt und Alternative für Deutschland

Nachdem die Wahlalternative 2013 den Beschluss bekannt gab, eine eigene Partei Alternative für Deutschland zu gründen, war dies mit einem Wechsel im Vorstand verbunden: der bekannte ehemalige Staatssekretär Alexander Gauland gehörte fortan nur noch zum stellvertretenden Sprecherrat und eine Dagmar Metzger gehört nun neben Bernd Lucke und Konrad Adam zum Vorstand. Irrtümlich nahm ich zunächst an, es handele sich um die bekannte Dagmar Metzger aus dem konservativen Seeheimer Kreis der SPD, die vor ein paar Jahren die Wahl ihrer Parteikollegin Andreas Ypsilanti zur Ministerpräsidentin von Hessen verhinderte. Für diese von mir verbreitete Fehlinformation möchte ich mich entschuldigen.

Tatsächlich handelt es sich bei Dagmar Metzger um eine Journalistin aus München, die dort eine Marketingagentur betreibt.  Während ich es schon seltsam fand, dass ein ehemaliger Staatssekretär durch eine weitgehend unbekannte Journalistin ersetzt wurde, führt die Recherche zu dieser Marketingagentur zu weiteren Fragen.

Münchner Wirtschaftsgespräche

Die Marketingagentur Wordstatt von Dagmar Metzger verlinkt auf die von ihr organisierten Münchner Wirtschaftsgespräche. Warum organisiert eine PR-Agentur Wirtschaftsgespräche mit prominenten Vertretern national-konservativer und marktradikaler Ideen? Eine einfach Erklärung wäre, dass Dagmar Metzger zu den Unterstützerinnen des Liberalen Aufbruchs gehört, also dem marktliberalen Flügel innerhalb der FDP. Dass es sich hier um ein politisches Hobby von Dagmar Metzger handelt, alle paar Wochen ein paar Prominente nach München einzuladen und diese Veranstaltungen aus der eigenen Brieftasche zu zahlen, kann natürlich sein. Hier ist eine Auflistung der Prominenten, die in den letzten zwei Jahren an den Münchner Wirtschaftsgesprächen teilnahmen:

  • Arnulf Baring
  • Wilhelm Hankel
  • Hans-Werner Sinn
  • Reiner Kröhnert
  • Hans-Herbert von Arnim
  • Frank Schäffler
  • Klaus-Peter Wilsch
  • Richard Sulik
  • Peter Boehringer
  • Rolf Baron von Hohenhau
  • Thorsten Polleit
  • Bruno Bandulet
  • Hubert Aiwanger
  • Michael Piazolo
  • Stephan Werhahn
  • Bernd Lucke

Dies ist genau die marktradikal-nationalkonservative Szene, die sich bei der Alternative für Deutschland wiederfindet. Diese Wirtschaftsgespräche finden selbstredend nicht in irgendeinem Kneipen-Hinterraum statt, sondern im Fürstensalon im  Hotel Bayerischer Hof. Im Bayerischen Hof fand im Mai 2012 übrigens auch der „Südkongress“ der Zivilen Koalition statt, mit der Gastgeberin Beatrix von Storch und den Rednern Hans-Herbert von Arnim, Hubert Aiwanger und Thomas Dechant.

Die Münchner Wirtschaftsgespräche wurden ursprünglich von der CSU-nahen Hans-Seidel-Stiftung durchgeführt. Im Internet findet man für Anfang 2000 noch mehrere Berichte zu diesen Gesprächen. Dann ist eine zeitliche Lücke und plötzlich tauchen die Münchner Wirtschaftsgespräche unter der Federführung der Marektingagentur Wordstatt Anfang 2011 wieder auf. Aber es wird noch irritierender.

Steuer-Wahnsinn.de

Die Wordstatt GmbH befindet sich im selben Haus wie die 2007 gegründete Cosmotel GmbH mit dem Geschäftsführer Gustav Jandek. Die Cosmotel GmbH betreibt die Internet-Seite Steuer-Wahnsinn.de. Die „Steuer-Links“ dieser Seite führen zu einer ganzen Anzahl von relevanten Seiten, die sich mit Steuern befassen, aber auch zur Homepage von Frank Schaeffler (Liberaler Aufbruch, FDP) und dem rechtskonservativen KOPP-Verlag. Mir stellt sich hier die Frage, warum man eine GmbH mit einer Einlage von 25.000 Euro gründet, wenn man nur eine Internet-Seite betreiben möchte. Sollte es tatsächlich sein, wie die Firmensuchmaschine firma-24.de hier anzeigt, dass auch die Cosmotel-GmbH zu Dagmar Metzger gehört?

Die Alternative für Deutschland wird gerade massiv von den konservativen Medien bekannt gemacht. Vielleicht sollte man sich etwas mehr mit den Hintergründen befassen, damit Verschwörungstheorien von Tatsachen geschieden werden können.

13 Kommentare

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  1. Fritz Schladitz

    Hallo Herr Kemper!

    Vielen Dank, daß sie das so gut herausrecherchiert haben.
    Ich muss mich gleich einmal mit der Initiative und dem Hintergrund der Werbeagentur befassen!
    Möglicherweise kann ich ja dort unterstützend helfen.

    Endlich einmal eine ökonomisch tragfähige Allianz!
    Es wäre wünschenswert, wenn sich mehr Leute und Persönlichkeiten outen würden, (ich kenne einen Haufen davon, die privat volle Unterstützung signalisieren) und einer nationalökonomischen Bewegung anschlössen, um dem Euro – Wahn ein Ende zu bereiten.

    Die Besinnung auf vernünftige konservative Werte, und ein Feintuning zu Gunsten des arg gebeutelten deutschen Michels täte wahrlich not!

    Bitte nicht falsch verstehen: Keinesfalls plädiere ich für einen kritikfreien Weg zurück ins Althergebrachte. Aber es erscheint derzeit mehr als angebracht, sich der deutschen Stärken wieder einmal zu besinnen, und mehr für das eigene Volk zu tun, als Zahlmeister für völlig aus dem Ruder geratene Mit – Europäer zu spielen, bis auch noch das letzte deutsche Wasserversorgungswerk an internationale Konzerne versilbert wurde, um nur dem einen -alternativlosen- Weg zu frönen, die uns die Blockparteien glauben vorspiegeln zu müssen.

    Ach ja, und Frau Metzger ist das beste Beispiel für den tragfähigen Feminismus auch im konservativen Lager!
    Hut ab!

    • Andreas Kemper

      Ich bin mir nicht sicher, ob wir uns richtig verstehen.

      Aber erkundigen Sie sich mal nach den Hintergründen der Werbeagentur, die so freimütig Lobbyarbeit anbietet.

      Allerdings habe ich es nicht so mit „deutschen Werten und Michels“.

  2. PSteele

    Ich verstehe nicht einmal ansatzweise, wo hier eine „Verschwörungstheorie“ lungern sollte.
    CDUCSUFDPSPDGrüne sind zurzeit vollkommen in der Hand der Bankenlobby + Exportindustrielobby.
    Auch die Linke vertritt nicht die Interessen des deutschen Steuerzahlers, wenn Sie für Euro-Bonds eintritt.
    Die Alternative für Deutschland hat sicherlich keinen Grund zu verbergen, dass sie eine Lobby des deutschen Steuerzahlers ist. Das ist doch gerade ihr Markenzeichen!
    Man muss die Leute, die Sie da auflisten nicht mögen. Wenn allerdings die Steuerzahlerlobby in anderen Parteien kein Gehör findet, sind die anderen Parteien viel weniger wählbar.

    Welche Partei würde denn Herr Kemper der AfD vorziehen?

    Haben Sie es mit der Bankenlobby oder sind Sie einfach nur Euromantiker?

    • Andreas Kemper

      Und die „Steuerzahllobby“ vertritt wessen Interessen? Die Interessen der Reichen oder die Interessen der Armen?

      • PSteele

        Gucken Sie Herr Kemper. Ich beantworte Ihnen die Frage, wohingegen Sie nur mit Gegenfragen ausweichen.

        Lassen Sie mich ausholen:

        Die Alternative für Deutschland vertritt die Interessen aller deutschen Steuerzahler, die nicht wollen, dass Ihr Geld den Bankensektor subventioniert.
        Ja, und selbst Hartz-4-Empfänger zahlen Mehrwertsteuer, so dass es selbst die Armen in Deutschland miteinschließt.
        Und vor allem liegen den Anhängern der AfD auch die Armen in Südeuropa am Herzen, da unsere Bankenlobby-Blockpartien eine ganze südeuropäische Generation der Zukunft beraubt.
        Eine geordnete Auflösung des gescheiterten Euro wird den armen Südeuropäern am schnellsten helfen.

        Sofern sich nun eine Vereinigung der Steuerzahlerlobby für die Alternative für Deutschland ausspricht, sehe ich keinen Widerspruch.

        Sie vermuten, dass eine Vereinigung der Steuerzahlerlobby hauptsächlich von Reichen finanziert wird. Wo ist das Problem?
        Sofern diese Reichen nicht Großaktionäre von Banken sind oder deren Gläubigern angehören, ist doch überhaupt kein Widerspruch zur Position der Alternative für Deutschland auszumachen.

        Hellhörig sollte man doch nur dann werden, wenn Sie nachweisen könnten, dass dieser Verein von Ackermann&Co finanziert wird.

        Diesem Beweis bleiben Sie vollkommen schuldig. Sie haben hier noch nichts Relevantes gepostet.

  3. Klaus Ehrlich

    Interessanter, wichtiger Aspekt zur Afd, der unbedingt weiterverfolgt werden sollte.

    Ein Grund für die „Nominierung“ von Frau Dagmar Metzger dürfte daneben darin liegen, dass die Partei versuchen will, sich von dem Bild einer Altherrenpartei oder Professorenpartei zu lösen.

    Der Landesbeauftragte für Baden-Württemberg,Jan Czada, ist Vorsitzender der „neu­ge­grün­de­ten Stif­tung Frei­es Eu­ro­pa / Free Eu­ro­pe Fo­un­da­ti­on“. Zu der Stiftung konnten wir leider nichs finden. Aber Stiftungen haben in der Regel mit Geld zu tun. Vielleicht besteht ein Zusammenhang. Zu seiner Rolle:

    http://bubgegenextremerechte.blogsport.de/2013/03/16/alternative-fuer-deutschland-aufruf-zur-zusammenarbeit-mit-reps-und-die-freiheit/

  4. Anastasia Reichert

    Die Gretchenfrage an Herrn Kemper: Und wie steht’s mit der NPD? Der Unterstützer der AfD, der Staatsrechtler Schachtschneider, hat doch schon bei der NPD referiert. Das riecht doch alles sehr nach Rechtspopulismus.

  5. anonyme_Untersch1cht

    Puhh..
    Vielleicht macht sich mal die „Steuerzahlerlobby“ klar was Steuern sind.
    Steuern sind nämlich keine Abgaben und aus Steuern leitet sich keinerlei Anspruch ab.
    Die werden der Regierung gegeben damit die regieren kann und auch das ganze öffentliche Zeug wie Kindergärten und Schulen hinstellen kann ;D
    Ein Staat ist kein Dienstleistungsunternehmen für Steuerzahler!
    Sondern bei Staat geht es erst mal um Bürger.

    Tja und nu sagt das Steuerzahlerargument, wer mehr zahlt soll auch mehr entscheiden. Und will denen nichts abgeben, die nicht gezahlt haben z.B. weil sie gar nicht zahlen können.
    Das ist doch von Grundsatz her schon menschenverachtender Scheiß.

    Damit lassen sich auch Arme verhungern lassen, weil die nichts zahlen und alte Menschen umbringen, weil die ja nur Kosten.

    btw.
    – das ist Unsinn mit dem „Zahlmeister“, der Wirtschaft hier geht es gerade wegen Export in die EU-Länder gut, die jetzt nicht zahlen können. Bestes Beispiel dafür ist Griechenland. Der angebliche „Zahlmeister“ hat so seinen Exportüberschuss geschaffen, auf Kredit der Anderen ;D

    – im übrigen basiert der Wohlstand hier auf der Ausbeutung der dritten Welt und es ist schlicht falsch das Deutschland immer zahlen würde, das Gegenteil ist der Fall

    – wenn HartzIVler Mehrwertsteuern zahlen, so ist dieses Geld, was die da ausgeben aus Steuern finanziert ergo: die erhalten Steuermittel und bezahlen davon Steuern. Die jetzt zur Steuerzahlerlobby zu zählen ist falsch.

    Vielleicht denkt ihr ja nochmal drüber nach ob dieses rechte Zeug, auf das ihr da so abfahrt wirklich so cool ist ;D

    Die Steuerzahlerlobby sind nämlich einmal Reiche die sich vor der Beteiligung am Gemeinwesen drücken wollen.
    Zweitens solche die meinen, Steuern wären falsch investiert. Wobei sie mit denen, die sich vor der Beteiligung am Gemeinwesen drücken wollen gemeinsame Sache machen.

    Das ist wie bei den Nazis. Pseudosozial.

    Weil der unsolidarische Gedanke der ganzen Angelegenheit verpackt wird. Und um auf das Ackermann Beispiel einzugehen. Hab ich mit dem mehr gemeinsam oder mit den griechischen oder zypriotischen Bürgern? Warum da so eine „Volk“ Grenze ziehen?

    Von mir aus könnt ihr ja -aus meiner Sicht- rechten Scheiß vertreten, aber macht euch wenigstens mal klar, was ihr da eigentlich vertretet. Und ob das wirklich das ist, was ihr wollt.

    So und nun nochmal die Wiederholung von Andreas Frage:
    Und die “Steuerzahllobby” vertritt wessen Interessen? Die Interessen der Reichen oder die Interessen der Armen?

  6. Irene (@irene_muc)

    Bin mal wieder hier gelandet, weil ich nach Dagmar Metzger von der AfD gegoogelt habe – mir kam der Name auch bekannt vor, und ich wollte wissen, ob es sich um dieselbe handelt.

    Die Münchner Wirtschaftsgespräche wurden ursprünglich von der CSU-nahen Hans-Seidel-Stiftung durchgeführt. Im Internet findet man für Anfang 2000 noch mehrere Berichte zu diesen Gesprächen. Dann ist eine zeitliche Lücke und plötzlich tauchen die Münchner Wirtschaftsgespräche unter der Federführung der Marektingagentur Wordstatt Anfang 2011 wieder auf.

    Irgendeine Kontinuität würde ich daraus nicht ableiten. Es kann Zufall sein, es könnte auch sein, dass sich die Veranstalterin den bewährten Namen angeeignet hat. Man könnte noch bei der HSS fragen, was sie dazu sagt.

    • Andreas Kemper

      Hallo Irene, ich hatte zuerst Dagmar Metzger verwechselt. Ich glaube auch nicht, dass da eine Kontinuität besteht.

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