Alternative für Deutschland – Die Geld-Essentialisten

In diesem Artikel wird die Entwicklung einer neuen rechts-neoliberalen Partei skizziert, Vorläufer und Kontinuitäten, und deren Ziele vorgestellt. Kommentiert wird diese Entwicklung abschließend mit der Überlegung, ob es einen Zusammenhang zwischen essentialisierenden, verdinglichenden Sichtweisen gibt: Menschen, die an Geld glauben, glauben auch an Vererbung von Intelligenz und die Überlegenheit des weißen deutschen Mannes.

Neue rechte Partei: Alternative für Deutschland

Am Donnerstag (28.02.2013) teilte Bernd Lucke von der Wahllaternative 2013 mit, dass im Laufe der nächsten Woche der Sprecherrat der WA2013 die Gründung einer neuen Partei mit dem Titel Alternative für Deutschland bekannt gibt. Zu den vorrangigen Ziele heißt es:

Die Alternative für Deutschland wird die Auflösung des Euros zugunsten nationaler Währungen oder kleinerer Währungsverbünde fordern. Sie wird sich für ein Ende der milliardenschweren Rettungsschirme und gegen eine europäische Transferunion aussprechen. Sie wird sich auch für eine Verschlankung und Entbürokratisierung der Europäischen Union durch Rückverlagerung von Kompetenzen auf die nationale Ebene einsetzen.

Es wird dann auch eine entsprechende Website zur Verfügung stehen. Am 13. oder 14. April soll es voraussichtlich einen Gründungsparteitag in Berlin geben. Bereits am vergangenen Wochenende berichteten FAZ, die WELT und die BILD ausführlich über die in Aussicht gestellte rechte Partei. Der Sprecherrat der Partei besteht aus Konrad Adam, Bernd Lucke und Dagmar Metzger. Hier hatte ich versehentlich behauptet, Dagmar Metzger sei die Sozialdemokratin, die damals die Wahl von Andrea Ypsilanti zur Ministerpräsidentin in Hessen verhindert habe. Das ist falsch und ich möchte mich bei Dagmar Metzger aus Hessen für diese Verwechslung entschuldigen. Tatsächlich handelt es sich um eine Dagmar Metzger aus München, wobei ich zunächst nicht verstand, warum eine unbekannte Journalistin einer Marketingagentur die Stelle eines ehemaligen Staatssekretärs (Alexander Gauland) einnimmt. Tatsächlich handelt es sich bei der Marketingagentur Wordstatt um eine Organisation, die mit den Münchner Wirtschaftsgesprächen seit zwei Jahren die Gründung der Alternative für Deutschland zumindest indirekt mitvorbereitet hat. Hierzu weitere Infos: Wordstatt und Alternative für Deutschland

Zur Geschichte der Alternative für Deutschland

Anti-Euro: Bund Freier Bürger

Es gab bereits in den 1990er Jahren eine Partei gegen den Euro in Deutschland. Sie nannte sich Bund freier Bürger. Zu den Parteimitgliedern zählten Joachim Starbatty und Karl Albrecht Schachtschneider, die jetzt ebenfalls zu den Hauptzeichnern der Wahlalternative 2013 gehören. Obschon die Partei eine Spende von 6,8 Millionen DM vom Milliardär August von Finck erhielt, scheiterte die Partei kläglich. Als die Partei deutlich rechts wurde, stiegen Prominente wie Schachtschneider und Starbatty aus. Die Kontinuitäten vom Bund freier Bürger zur Wahlalternative 2013 bzw. Alternative für Deutschland lassen sich auf drei Ebenen zeigen:

  • Personelle Kontinuitäten: Schachtschneider, Starbatty, Bandulet
  • Lokale Parteikontinuitäten: Beispielsweise ging der lokale Frankfurter Ableger des BfB in die Liste Bürgerbündnis für Frankfurt über, die dann später in Freie Wähler Frankfurt umbenannt wurden. Wolfgang Hübner steht hier für eine lokale Kontinuität. Im Juni 2010 sprach Schachtschneider während einer Veranstaltung der Freien Wähler Frankfurt. Aufgrund der Rechtslastigkeit Hübners bestrebt der Vorsitzende der Bundespartei der FW, Hubert Aiwanger, den Parteiausschluss von Hübner. Spätestens das könnte ihn in die Arme der AfD treiben, wenn sie ihn denn wollen.
  • Lobbyismus: Vor etwas mehr als zehn Jahren gründete sich der BürgerKonvent. Dieser Konvent erhielt von August von Finck, der einige Jahre zuvor bereits die Partei Bund freier Bürger mit 6,8 Millionen DM unterstützte, für die Kampagne „Deutschland ist mehr als jetzt“ 6 Millionen Euro. Inzwischen ist es still geworden um den BürgerKonvent. Im Vorstand des BürgerKonvents ist Beatrix von Storch, die gleichzeitig zur Hauptzeichnerin der Wahlalternative 2013 zählt. Beatrix von Storch und ihr Mann Sven von Storch haben das Freie-Welt-Netzwerk gegründet mit den Internet-Auftritten: Freie-Welt.net, Zivile Koalition e.V., Institut für Strategische Studien Berlin, Familien-Schutz.de, Der Rechtsstaat.de, Initiative Echte Reformen, Bürgerrecht Direkte Demokratie und AbgeordnetenCheck.de (nicht zu verwechseln mit AbgeordnetenWatch).

Direkt-Wahlen: Hans-Olaf Henkel und die Freien Wähler

Neben der Kontinuität der Anti-Euro-Bewegung ist das Engagement von Hans-Olaf Henkel zu nennen. Thomas Wagner analysierte in seinem lesenswerten Buch „Demokratie als Mogelpackung“ Deutschlands „sanften Weg in den Bonapartismus“. Hans-Olaf Henkel und mit ihm das Honoratioren-Netzwerk Konvent für Deutschland tritt für Direkte Demokratie ein. Es ist bemerkenswert, dass aktuell sogar die rechte FPÖ in Österreich mit Direkter Demokratie Wahlkampf macht. Tatsächlich verbirgt sich hinter diesen Forderungen nach Direkter Demokratie ein Populismus, der nichts mit emanzipatorischer Politik zu tun hat. Dies wird deutlich, wenn man berücksichtigt, dass die faschistische Sehnsucht nach dem „Starken Mann“ auch mit Direktwahlen des Bundespräsidenten verbunden werden kann. Ein Statement beim Konvent für Deutschland sprach sich dann auch für die Erweiterung der Rechte des Bundespräsidenten aus, wenn man sich schon die Mühe macht, ihn direkt wählen zu lassen. Mit diesem Bonapartismus sollen die „Quasselstube“ des Parlamentes und die Befindlichkeiten der „Politikerkaste“ umgangen werden. Mit Basisdemokratie hat diese Form der Direktwahlen nichts gemein.

Aber Henkel fokussierte nicht nur das Thema Direkte Demokratie, sondern auch eine Kritik am Euro. 2009 war er bereits Gastredner beim Bundestreffen der Freien Wähler und gab dort die Themen Direkte Demokratie und Kritik an der Euro-Politik vor. Er setzte die FDP unter Druck, er würde austreten, wenn sie nicht der eurokritischen Strategie, wie sie beispielsweise Frank Schäffler vom Liberalen Aufbruch verkörpert, folgten. Tatsächlich verkündete Hans-Olaf Henkel auf einer gemeinsamen Presse-Konferenz mit dem Freien-Wähler-Chef Hubert Aiwanger, dass er fortan die Freien Wähler statt der FDP wählen werde. 2011 stellte Henkel in drei Großauftritten in Münster, Berlin und Hamburg seine Eurokritik vor.

Henkel gehört außerdem – wie viele andere aus dem Konvent für Deutschland – zu den Unterstützern Thilo Sarrazins. Sarrazin betonte allerdings in einem Focus-Interview: „Ich glaube, dass es besser ist, wenn die eurokritischen Kräfte – Sarrazin in der SPD, Gauweiler in der Union, Frank Schäffler in der FDP – dort wirken, wo sie auch verankert sind.“

Die adeligen „Bürger“: Vom Rechtsstaat zur Zivilen Koalititon

Die unter anderem von Henkel mit dem Thema Anti-ESM und Direkte Wahlen aus den Wähler-Initiativen geschmiedete Bundespartei Die Freien Wähler trat – repräsentiert vom Vorsitzenden Hubert Aiwanger – häufiger mit der Vorsitzenden der Zivilen Koalition, Beatrix von Storch, auf. Bereits im September 2011 sprachen sich während einer Veranstaltung der Zivilen Koalition in Berlin Hans-Olaf Henkel, Beatrix von Storch und Karl Albrecht Schachtschneider für die Gründung einer neuen Partei aus, wenn die FDP sich nicht gegen den Euro-Rettungsschirm entscheide.

Entstanden ist die Zivile Koalition aus der Intiative Studenten für den Rechsstaat, die seit 1996 die Rückgabe von Adelsgütern aus der Ex-DDR fordern. Sehr früh berichtete schon die extrem rechte Junge Freiheit über das Ansinnen des damals noch studierenden Adels. Inzwischen haben Beatrix und Sven von Storch mindestens ein gutes Dutzend bezahlter Mitarbeiter_innen. Angeblich werden sie über Kleinspenden finanziert. Ob darüber hinaus eine Finanzierung durch August von Finck vorliegt, lässt sich bislang nicht bestätigen. Lediglich die Adresse der Zivilen Koalition stimmt mit der der PR-Management-Abteilung von Mövenpick Germany überein. Mövenpick Germany gehört zum August von Finck-Imperium, vielleicht erinnert sich noch jemand an die FDP-Spendenaffäre im Zusammenhang mit der Hotelsteuer-Senkung.

Die Zivile Koalition ist extrem christlich-antifeministisch orientiert.

Bündnis Bürgerwille und die Ökonomie-Professoren

Gegründet und vorangeschoben wurde die Wahlalternative 2013 von Bernd Lucke, der jetzt auch die Gründung der Partei Alternative für Deutschland bekannt gab. Bernd Lucke ist bekannt für seine Appelle von Wirtschaftsprofessoren. So war er einer von drei Initiatoren des Hamburger Appells von 2005, in dem dringend von Lohnerhöhungen abgeraten wurde. „Die Konsolidierung der Staatsfinanzen erfordert weitreichende Einschnitte in allen Bereichen der öffentlichen Ausgaben. Davon können auch die sozialen Sicherungssysteme nicht ausgenommen bleiben.“, heißt es dort. Dem kurz vor der Bundestagswahl 2005 publizierten Appell schlossen sich 243 Wirtschaftsprofessoren an. Er wurde durch eine Anzeigenserie der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft  bekannt gemacht.

Bernd Lucke gründete auch das Plenum der Ökonomen, dessen Gründungsaufruf nach eigenen Angaben 327 „Professoren für Volkswirtschaftslehre“ unterschrieben haben. Initiiert hatte er auch die Internet-Plattform Bündnis Bürgerwille. Diese versteht sich als eurokritisch und bezieht sich auf die Bogenberger Erklärung, die wiederum vor Lohnerhöhungen in Deutschland warnt. Zu den Erst- und Hauptzeichner des Bündnis Bürgerwille zählten u. a. Hans-Olaf Henkel und Beatrix von Storch. Mitinitiator war Bernhard Seitz, der ebenfalls das Aktionsbündnis Direkte Demokratie initiierte. Unterstützt wurde die Initiative vom Bund der Steuerzahler Deutschland.

Viele der Erst- und Hauptzeichner des Bündnis Bürgerwille fanden sich dann im Sommer 2012 auch als Hauptzeichner der Wahlalternative 2013 wieder. In dem von Konrad Adam, Alexander Gauland und Bernd Lucke unterzeichneten Aufruf wandten sie sich gegen das Eintreten Deutschland für fremde Schulden, für das Aufgeben des einheitlichen Euro-Währungsgebietes und gegen die Abtretung von nationalen Hoheitsrechten. Als befreundete Organisationen traten Bündnis Bürgerwille, Aktionsbündnis Direkte Demokratie und die Internetplattform Stop ESM auf. Stop ESM hat interessanterweise nicht nur wie zu erwarten Gruppierungen mit im Boot wie die marktlibertäre PdV, die Freien Wähler Bayern und die WA2013 als parteiorientiere Initiativen, und rechte Magazine wie Deutschland.net oder IK-News, sondern auch verschiedene Initiativen mit dem Schwerpunkt Gold-Währung. Auch hier kann wieder frei assoziiert werden, ob es Zusammenhänge zu August von Finck gibt, der vor kurzem einen Millionenbetrag für das Recht auf den Namen Degussa Goldhandel ausgab und seit November 2011 Niederlassungen in München, Frankfurt, Stuttgart, Köln, Hamburg, Berlin und Zürich für die Degussa Goldhandel GmbH gründete.

Die Wahlalternative 2013 beschloss, die Freien Wähler während der Landtagswahl in Niedersachsens und voraussichtlich auch während der Bundestatswahl zu unterstützen. Es sei keine eigene Partei geplant, hieß es damals noch. Im Gegenzug wurde erwartet, dass Kandidaten aus der WA2013 in den anstehenden Wahlkämpfen gut plaziert werden. Tatsächlich erhielt Bernd Lucke einen vorderen Platz für die Niedersachsenwahl im Januar 2013.

Von der WA2013 zur Alternative für Deutschland

Ende des Jahre 2012 wurde auf der Facebook-Seite der Wahlalternative2013 immer offenen der Kurs Aiwangers kritisiert, der eine Koalition mit Rot-Grün nach der Landtagswahl in Bayern 2013 nicht ausschloss. Es kam zu einer internen Abstimmung, wo sich eine sehr große Mehrheit für die Gründung einer eigenen Partei aussprach. Aus den Diskussionen ließ sich schließen, dass den Befürwortern einer eigenen Partei Aiwanger zu sozialdemokratisch erschien. Eine Rolle mag auch der Konflikt der Freien-Wähler-Spitze mit dem extrem rechten Wolfgang Hübner aus Frankfurt a.M. gespielt haben. Der Sprecherrat kündigte an, mit einer Entscheidung nach der Landtagswahl zu warten. Es wurde aber bereits damit begonnen, in allen Bundesländern eigene Strukturen aufzubauen.

Die Wahl in Niedersachsen war wie zuvor die Wahlen in Schleswig-Holstein und NRW ein Desaster. Die Freien Wähler hätten zumindest einen Achtungserfolg von vier Prozent gebraucht, um in den Medien wahrgenommen zu werden, sie erhielten aber nur 1,1 Prozent der Stimmen. Nach der Wahl kündigte der Sprecherrat die Gründung einer eigenen Partei an. Am 20.1. hätten in Hannover die Landesbeauftragten und der Sprecherrat getagt und Konsequenzen aus der Wahl gezogen. Auf der Facebook-Seite heißt es:

„Wir wollen das euroskeptische Lager nicht zersplittern, sondern im Gegenteil zusammenführen. Deshalb haben wir nicht nur den Freien Wählern, sondern auch der Partei der Vernunft (PDV), dem Aktionsbündnis Direkte Demokratie (ADD) und, stellvertretend für andere freie Wählergruppen, der Dortmunder Unabhängigen Wählervereinigung (DUW), eine gemeinsame Parteigründung vorgeschlagen. (Andere Initiativen wie Bündnis Bürgerwille, der Bund der Steuerzahler oder die Zivile Koalition kommen wegen ihrer Gemeinnützigkeit nicht als Gründungspartner in Frage). Nach unserem Vorschlag würden wechselseitig die Möglichkeit von Doppelmitgliedschaften geschaffen werden, sodass die anderen Parteien bestehen bleiben können. Sie würden aber auf einen eigenen Wahlantritt bei der Bundestagswahl verzichten und statt dessen die neue Partei unterstützen. Bundestagskandidaturen wären für alle Mitglieder der neuen Partei möglich, egal, welcher Partei sie zuvor angehört haben. Programmatisch soll sich die neue Partei auf die Schnittmenge der inhaltlichen Vorstellungen der beteiligten Gruppen konzentrieren.“

Trotz eines Appells vom Aktionsbündnis Direkte Demokratie an die Freien Wähler und die PdV, sich der Initiative anzuschließen, lehnten PdV und Freie Wähler ab. Es ist unklar, wie einzelne Freie Wähler-Listen reagieren werden, die sich oftmals gerade erst einheitlich in Freie Wähler umbenannt haben. Für die Frankfurter Liste der FW beispielsweise wäre ein Wechsel attraktiv, da Hübner in der Bundespartei der FW nicht geduldet wird. Und für Gabriele Pauli, die dem Weimarer Kreis der Freien Wähler nahesteht, könnte die Alternative für Deutschland auch ein spannendes Feld sein. Noch hat sich Hans-Olaf Henkel nicht gemeldet, allerdings ist er schon länger nicht mehr offen mit Aiwanger aufgetreten. Stattdessen verlas er vor wenigen Monaten noch eine Laudatio auf Thilo Sarrazin, von dem Aiwanger sich distanziert hatte.

Allerdings versucht die Alternative für Deutschland sich von deutlich rassistischen Parteien zu distanzieren. Kurz vor Bekanntgabe der Gründung der Alternative für Deutschland wurde jemand, der sich zu deutlich rechts positioniert hatte, aller Ämter enthoben. Die Facebook-Likes gingen von 2223 auf 2220 herunter, stiegen dann aber am Wochenende nach dem FAZ-Artikel auf 3668 an. Wir haben es bei der Alternative für Deutschland nicht mit einer dumpfen Anti-Islam-Partei wie den Pro-Parteien zu tun. Es gibt auch keine Annäherung an die FPÖ, wie damals beim Bund Freier Bürger. Eine Gemeinsamkeit wird eher mit dem Team Stronach aus Österreich gesucht, zu dessen Expertenrat nach Auskunft seines Leiters, Thomas Bachheimers (Europapräsident des Goldstandard-Instituts), u.a. Wilhelm Hankel und Hans-Olaf Henkel gehören. Das Team Stronach wurde vom österreichischen Milliardär Frank Stronach im September 2012 gegründet und erreichte in der ersten Wahl am 3. März 2013 in Kärnten 11,3% der Stimmen.

Was will die Alternative für Deutschland?

Als Partei kann die Alternative für Deutschland nicht nur den Euro kritisieren, sie hat tatsächlich weitere Eckpunkte. Ich zitiere kurz aus einem Entwurf für einen Programm aus dem WA2013-Wiki einige Eckpunkte, die mir besonders aufgestoßen sind.

Auszüge aus einem Entwurf zum Parteiprogramm

Datum: 24.1.2013
Version: 0.7
Autoren: WA2013 Sprecherrat
Dokumentart: Parteiprogramm
Dokumentbeschreibung: Kurze Fassung des Programms einer aus der WA 2013 zu gründenden politischen Partei (im Folgenden WA-Partei)
Status: Entwurf

Steuern:

„Für eine alleinstehende Person bleiben in diesem Modell die ersten 10.000 Euro steuerfrei. Bei einem Einkommen von 20.000 Euro beträgt der durchschnittliche Steuersatz 8.75%. Mit wachsendem Einkommen steigt er langsam bis auf maximal knapp 25%, weil jeder zusätzliche Verdienst konstant mit 25% versteuert wird“

Arbeitslosigkeit:

„Zur Integration von gering Qualifizierten in den Arbeitsmarkt fordert die WA-Partei eine Liberalisierung des Arbeitsmarktes und die Subventionierung der Weiterbildung niedrig Qualifizierter nach Erhalt eines Arbeitsplatzes.“

Bürgerliche „Kindspauschale“ statt Kindergeld:

„Z. B. könnte der Mutter unmittelbar nach der Geburt eines jeden Kindes eine Kindspauschale von 25.000 Euro ausgezahlt werden – finanziert durch den Wegfall des monatlichen Kindergeldes in den ersten ca. 10 Jahren. Für junge Paare wäre dies ein erheblicher Anreiz zur Familiengründung und auch größere Familien mit drei oder vier Kindern fänden dies finanziell attraktiv. Aus naheliegenden Gründen wäre die sofortige Auszahlungsmöglichkeit aber auf Mütter zu beschränken, die in geordneten Verhältnissen leben: Antragsberechtigt wären z. B. nur Mütter, die ein bestimmtes Mindestalter erreicht haben, über eine abgeschlossene Berufsausbildung und ein festes Arbeitsverhältnis verfügen etc.“

Höhere Renten für „Kinderreiche“:

„Die WA-Partei setzt sich für eine stärkere Umverteilung zwischen kinderlosen und kinderreichen Rentenversicherten im Umlageverfahren ein, um dem Aufziehen von Kindern die notwendige Anerkennung auszudrücken und die demographische Lücke, die die Nachhaltigkeit des Umlageverfahrens beeinträchtigt, zu schließen.“

Mehr Eigenleistung im Krankenversichungs-System:

„Das Krankenversicherungssystem leider aber auch unter einer mangelhaften Prävention, einem Mangel an Pönalisierung [Pönal=Vertragsstrafe] gesundheitsschädlichen Verhaltens (und Belohnung gesundheitsfördernden Verhaltens) und daran, dass zahlreiche Leistungen erbracht werden, für die keine medizinische Wirksamkeit nachgewiesen ist. Deswegen müssen die Prävention signifikant gestärkt werden, die Beitragshöhe zu den Krankenversicherungen in Abhängigkeit vom Gesundheitsverhalten korrigiert und die Leistungen streng auf medizinisch wirksame Maßnahmen beschränkt werden.“

Mehr elternabhängige Bildung:

„Derzeit erhalten, wie die PISA-Studien gezeigt haben, nur Kinder aus bildungsstarken Familien in Deutschland eine adäquate Bildung, nur ihr geistiges Potential wird voll zur Entfaltung gebracht. Dieser Befund wird oft als ein Versagen des Staates interpretiert. Richtig ist aber, dass hier in erster Linie ein Versagen vieler Familien vorliegt.
Erziehung und geistige Prägung von Kindern ist Recht und Pflicht ihrer Eltern. Der Staat unterstützt dies durch Schulen, Universitäten und andere Ausbildungsangebote. Aber gerade im Bereich der schulischen Bildung muss der Staat auch darauf vertrauen können, dass seine Bildungsanstrengungen von den Elternhäusern unterstützt werden. […]

Die WA-Partei befürwortet deswegen eine Rückkehr zum Prinzip der familiären Bildungsverantwortung. Die Einführung von Bildungsgutscheinen und ähnlichen Anreizsystemen ist ein sinnvoller Schritt zur Förderung des familiären Bildungsbeitrages“

Der Inhalt ist verfügbar unter der Lizenz Creative Commons „Namensnennung, Weitergabe unter gleichen Bedingungen“http://wiki.wa2013.de/wiki/index.php?title=Programmentwurf&diff=812&oldid=810

Geld-Essentialismus

Abschließend möchte ich eine Bewertung vornehmen, die ich unter dem Titel „Geld-Essentialismus“ fasse. Ich beschäftige mich in der Regel nicht mit Parteigründungen und bin Soziologe und kein Parteienforscher. Mein Thema ist eher Diskriminierungsforschung. In diesem Forschungsbereich spielt der Begriff „Essentialismus“ eine Rolle.

Mit dem Begriff „Essentialismus“ werden in der Regel Bilder von Schwarzen und Weißen, von Frauen und Männern kritisiert, die unveränderliche Unterschiede suggerieren. So gibt es religiös begründete Zuschreibungen, dass Frauen nun mal für Reproduktionsarbeiten besser geeignet seien als Männer, diese hingegen von Natur aus als ex-prähistorische Jäger eher für öffentliche Arbeiten geeignet seien. Essentialismen können aber auch biologistisch begründet werden, wenn beispielsweise behauptet wird, dass sich Intelligenz rassen- und klassenspezifisch vererbt. Essentialismus heißt also so viel, dass es essentielle gruppenbezogene Unterschiede zwischen den Menschen gebe, die sich nicht durch politische Maßnahmen auflösen lassen.

Beim Verfolgen der Diskussionen fielen mir diverse Essentialismen auf. Beispielsweise wurde die Laudatio von Hans-Olaf Henkel an Thilo Sarrazin auf der Facebook-Seite der WA2013 gepostet. Sarrazin vertritt bildungspolitische Essentialismen, er spricht von genetisch bedingten Bildungsunfähigkeiten bestimmter Bevölkerungspopulationen. Diese essentialistischen Sichtweisen beziehen sich oftmals nicht nur auf eine einzelne Gruppe, sondern auf mehrere. In der Forschung zur Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit wird von einem Syndrom der Menschenfeindlichkeit gesprochen: Rassist_innen seien oftmals auch behindertenfeindlich, sexistisch und werteten Arbeitslose ab. Ein Grund hierfür kann sein, dass Menschen nicht nur nach einem bestimmtes Gruppenmerkmal stereotypisiert werden, sondern dass davon ausgegangen wird, dass diese Merkmale sich nicht ändern können und dürfen. Wer diese ehernen Gesetze nicht anerkennt, ist ein unverbesserlicher „Gutmensch“, der eine „Ideologie“ über die Tatsachen stülpt.

Mir fiel auf, dass diese Denkweise sich auch auf Geld übertragen lässt. Geld wird ebenfalls essentialisiert. Sehr anschaulich wird die schon alte Kritik an diesen Geld-Essentialismus im folgenden Video zum Ausdruck gebracht:

Geld ist eine Soziale Wirklichkeit. Geld wird aber von Geld-Essentialisten als etwas Echtes, etwas Individuelles betrachtet, als eigentümliches. Dieser Essentialismus basiert auf einem grundlegenden Widerspruch unserer Gesellschaft, dass nämlich die Produktion arbeitsteilig ist, die Aneignung der Produktion aber individuell durch die wenigen Produktionsmittelbesitzer geschieht.

Steuern werden von diesen Geld-Essentialisten dann auch als soziale Eingriffe betrachtet, statt zu realisieren, dass Geld ein Steuerungssystem ist, in dem Steuern integriert sind. „Ich habe Geld verdient und jetzt wird mir was durch die Steuern weggenommen“ ist eine geld-essentialistische Sichtweise. Das vermeintlich verdiente Geld wurde nicht verdient, verdient wurde nur das, was abzüglich der Steuern übrigblieb. Aus diesem Geld-Essentialismus ergeben sich dann auch die für Essentialismen typischen Verstöße gegen den Kategorischen Imperativ: Kaufhausdiebstähle oder Ohne-Ticket-Fahren in der U-Bahn werden stärker sanktioniert als Steuerbetrug in Millionenhöhe.

An der Euro-Kritik lässt sich zeigen, wie der Geld-Essentialismus sich mit dem Essentialismus der Nation verbindet: die DM – hart wie Krupp-Stahl.

Dieser Geld-Essentialismus mag auch eine Grundlage sein für die immer wiederkehrende Forderung nach dem Gold-Standard, das heißt, nationale Währungen abhängig zu machen von Gold. Der Gold-Standard wirkt wie die vor kurzem beschlossene Schuldenbremse, nur noch „härter“.  Und Gold-Standard wie Schuldenbremse werden als Effekt den gesellschaftlichen Fortschritt bremsen, da vor allem im Bereich der Bildung gekürzt wird. Und auch im Bereich der Bildung zeigen sich wieder Parallelen zum Geld-Essentialismus: so wie das elterliche Besitzvermögen als eigentümlich betrachtet wird (dies ist das ursprüngliche Grundanliegen des Ehepaares Storchs gewesen: sich die Besitztümer der adeligen Vorfahren wieder anzueignen), so wird auch Bildung zum Eltern-Kind-Eigentum erklärt und mit Begabungs- und Intelligenzvererbungstheorien (Sarrazin) rationalisiert.

Das Krasse an den Essentialismen ist: sie machen sich gegenseitig scheinbar plausibel.

Nachtrag 6.03.2013:

  • In Günter Lachmanns Online-Magazin ist ein Beitrag eines Oeconomicus erschienen, der tiefe Einblicke in die AfD verspricht. Tatsächlich sind diese „Einblicke“ mit Einschränkungen wie „dem Vernehmen nach“ kommentiert. Interessanter sind einige Verweise auf die Hintergründe einzelner AfD-Unterstützer. Günter Lachmann hatte als WELT-Redakteur die Wahlalternative 2013 bekannt gemacht und hat aktuell in der WELT zudem einen Artikel für die AfD verfasst. Oeconomicus:  Tiefe Einblicke in die politische „Alternative für Deutschland“.
  • Der Freie-Wähler-Rechtsausleger Wolfgang Hübner aus Frankfurt a.M. gibt dem FW-Vorsitzenden Aiwanger die alleinige Verantwortung für das Scheitern der Zusammenarbeit mit der AfD. Er plädiert dafür, dass sich die AfD „den Themen Einwanderung/Islam, innere Sicherheit und Familie“ öffne. Indirekt bittet Hübner damit um eine Einladung in die AfD, die bislang kein Interesse daran hat, Euroskepsis mit Anti-Islamismus zu vermengen. Das Abschöpfen dieses IP/PRO-Potentials ist genauso verlockend wie die Gefahr besteht, damit als eindeutig rassistisch bezeichnet zu werden. Hübner ruft seine eigene Partei zu einem Verzicht auf die Bundestagwahlen zugunsten der Unterstützung der AfD auf. Wolfgang Hübner: Chancen und Probleme einer Parteineugründung
  • Beatrix von Storch begrüßt das Programm der AfD. Vorsichtig, aber deutlich positioniert sie sich für die AfD und gegen die FW: „Die neue Partei formuliert in vielen Punkten etwas klarer als die Freien Wähler, bezeichnet zum Beispiel die Ursachen der Euro-Krise klar: den Einheits-Euro.“ Es gelte jetzt die Entwicklung der AfD genau zu prüfen: „Die Zivile Koalition wird die Kandidaten in den Wahlkreisen unterstützen, die am vielversprechendsten und am entschlossensten die Themen und Interessen der Bürger vertreten.“ Beatrix von Storch begrüßt das Programm der angekündigten Partei »Alternative für Deutschland«

Nachtrag 07.03.2013:

  • Die Website ist erschienen:  http://www.alternativefuer.de/ Das Netzwerk der Zivilen Koalition scheint nicht mit dabei zu sein, der Name von Beatrix von Storch findet sich allerdings noch bei den Hauptzeichner_innen der Wahlalternative 2013. Hier scheint die Zivile Koalition eher auf eine Aufgabenteilung zu setzen. Auch das Wahlprogramm liegt vor. Erschreckend sind hier unter anderem die Aussagen zur Bildungspolitik „Wir fordern, Bildung als Kernaufgabe der Familie zu fördern.“ Das dürfte das rückschrittlichste und klassistischte Bildungsprogramm aller Parteien seien.
  • An der Auftaktveranstaltung in Oberursel nehmen folgende Personen teil:
    • Prof. emeritus Joachim Starbatty, Universität Tübingen
    • Beatrix von Storch, Rechtsanwältin, Zivile Koalition, Berlin
    • Dr. Alexander Gauland, Staatssekretär a. D., Potsdam
    • Dr. Konrad Adam, Publizist, Oberursel

Nachtrag 08.03.2013:

  • Nach dem Auftritt von Bernd Lucke bei Maybritt Illner einer halben Stunde Exklusiv-Chat beim ZDF scheint die BILD bei ihrem Kurs zu bleiben: Euro-Austritt: Ja – Alternative für Deutschland? Nein! Ohne die Unterstützung der BILD wird es wahrscheinlich keine rechtspopulistische Partei in den Bundestag schaffen. Allerdings passt es auch nicht zur BILD gegen einen rechtspopulistischen Strom zu schwimmen. In den BILD-Kommentaren fehlen Beiträge, die sich positiv auf die AfD beziehen. Sie wurden wahrscheinlich gelöscht. Apropos Zensur: Auch meine kritischen Hinweise auf der Facebook-Seite der AfD wurden komplett gelöscht: Angst vor Kritik. Es war auch nicht möglich, auf die „Analyse“ meines Artikels einzugehen. Auch dieser Beitrag wurde von der Facebook-Seite der AfD entfernt, auf der ich mittlerweile gesperrt bin.
  • Hubert Aiwanger meldete sich nun auch in der Stuttgarter Zeitung für die Freien Wähler zu Wort. Ein Zusammengehen mit der Alternative für Deutschland schloss er bei der Bundestagswahl nicht aus, die Türen seien nicht zugeschlagen. Neben der Kritik am Euro fordern auch die Freien Wähler eine Steuersenkung für die Reichen (Kirchhoff-Modell).

Nachtrag 10.03.2013:

  • Der Focus hat Emnid mit einer Umfrage zum Thema Anti-Euro-Partei beauftragt. 26% würden eine Anit-Euro-Partei wählen. Ähnliche Umfragen gab es allerdings schon vor einem halben Jahr. Für die Landtagswahl in Niedersachsen wurden daraus dann doch nur 1,1%.
  • Ich habe hier einen Überblick über die Medienberichte zur Alternative für Deutschland erstellt. Die BILD scheint als konservative Zeitung keine Propaganda für die AfD machen zu wollen. Sie stärken eher die rechten Kräften in den etablierten Parteien: Ohne BILD keine „Alternative für Deutschland“.

Nachtrag 11.03.2013:

Nachtrag 20.03.2013:

  • Hinter der Alternative für Deutschland scheinen die Interessen der organisierten Familienunternehmer zu stecken. Letztes Jahr gab es einen Streit zwischen dem BDI und den Familienunternehmern. CDU/CSU/FDP vertreten die Interessen des BDI – die organisierten Familienunternehmer schaffen sich nun eine eigene Partei: Wer steckt hinter der Alternative für Deutschland?

Nachtrag 22.03.2013:

  • Stephan Werhahn, der designierte Spitzenkandidat für die Freien Wähler ruft auf seiner Facebook-Seite dazu auf, dass sich die eurokritischen  Parteien vereinigen sollen: „Auch Bernd Lucke musste gestern erfahren, dass Euro-Kritiker nicht erwünscht sind. Seitens der Blockparteien soll kein Austausch und Umdenken stattfinden. Alternativen interessieren nicht. Der Wille des Volkes interessiert nicht. Die Eurokritischen Kräfte müssen sich vereinen! Durch Bündelung schaffen wir den Einzug in den Bundestag!“

Nachtrag 27.03.2013:

  • Werhahn – designierter Spitzenkandidat bei den Freien Wählern – ist wieder in der CDU. Die Freien Wähler hatten ihm Kontakte zu Rechtsextremisten in Düsseldorf vorgeworfen und seine Nominierung verzögert. Warum er nicht zur Alternative für Deutschland gewechselt ist, bleibt erst einmal unklar. Die Facebook-Seite der AfD hat gerade ein Foto der Jungen Freiheit zur Alternative für Deutschland hochgeladen. Enger kann ein Schulterschluss kaum sein. Auf Protesten äußerten sie, die JF sei eine „konservative Wochenzeitung“. Vielleicht wollte Werhahn seinen Ruf nicht noch weiter demontieren. Aber dass die CDU ihn wieder aufgenommen hat, verwundert schon.

65 Kommentare

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  1. Kenji

    Es gibt aber auch eine Sache, bei der Parteien wie diese in eine offene Wunde fassen: Die größte Schwierigkeit des Euro ist das Unvermögen die Währung der spezifischen, nationalen Wirtschaftskraft anzupassen. Dadurch wird das System instabil und es wurde bislang kein Instrument gefunden, dass das Kräfteungleichgewicht abfedern könnte. Eurobonds wären war ein Instrument, das in diese Richtung gehen könnte, aber keiner will mehr Zinsen für das wirtschaftliche Versagen der anderen zahlen. Vor allem nicht Deutschland, die Zinsen zahlen, die sogar unter der jährlichen Inflation liegen.

    Unterschiedliche Währungen können dafür sorgen, dass jeder für sich allein auf seinem Wirtschafts-Trampolin springen kann, anstatt an andere angekettet zu sein.

    Ich bin nicht für die Aufgabe des Euro, aber die Argumente oben sind auch nicht aus der Luft gegriffen. Und mit diesem Angstfaktor könnte diese Partei punkten.

    • W-Day

      Auch mit unterschiedlichen Währungen sind wir wirtschaftlich aneinander gekettet.
      Solange wir in Geld/Tauschwirtschaft leben, wird es soziale Ungerechtigkeit, Abhängigkeit, Herrschaft geben.

      • futuretwin

        Ich weiß nicht, ob man sämtliche Herrschaft auf die Tauschwirtschaft zurückführen kann.
        Und ist eine Abschaffung der Tauschwirtschaft überhaupt möglich? Ist sie nicht laut Adorno untrennbar mit Rationalität und Aufklärung verwoben?

        Michael Jäger unternimmt auf der Web-Präsenz von „Der Freitag“ einen Versuch, theoretisch zu untersuchen ob es möglich ist, das Kapital abzuschaffen, das Geld aber beizubehalten:
        http://www.freitag.de/autoren/michael-jaeger/die-andere-gesellschaft-gliederung-in-kapitel

      • W-Day

        > Ich weiß nicht, ob man sämtliche Herrschaft auf die Tauschwirtschaft
        > zurückführen kann.

        Nein, aber die alles durchdringende Warenförmigkeit, die durch die jahrhundertelange, allmähliche und mit Gewalt durchgesetzte Geld/Tauschwirtschaft erzielt wurde, zementiert Herrschaft, Abhängigkeit und soziale Ungerechtigkeit.
        Wer kein Geld hat, wer kein Tauschmittel hat (von mir aus selbstangebautes Gemüse), muss entweder verhungern, kriminell werden, oder zB seinen Körper als Ersatzteillager (Organhandel) oder Sexobjekt (Prostitution) anbieten, bzw. er oder sie macht das mit anderen mittellosen Menschen, womit wir wieder bei der Kriminalität sind. Herrschaft (und damit die Abhängigkeiten etc.) im Feudalismus unterscheidet sich von Herrschaft im Absolutismus, und das, was wir als Demokratie kennen, unterscheidet sich natürlich wiederum von den vorgenannten, das ist mir klar.

        > Und ist eine Abschaffung der Tauschwirtschaft überhaupt möglich?
        > Ist sie nicht laut Adorno untrennbar mit Rationalität und Aufklärung verwoben?

        Sie ist damit verwoben, aber Gewebe kann man auftrennen, um daraus Neues zu weben.

        Ich kann mir eine Welt ohen Herrschaft vorstellen, und ebenso ohne Tauschmittel. Zur Veranschaulichung, Kinder leben in der familiären Gemeinschaft ohne für die ihnen entgegengebrachte Liebe und Fürsorge „zahlen“ zu müssen, ohne ein Tauschmittel einzusetzen.
        So in etwa kann die gesamte Gesellschaft funktionieren, wenn sie herrschaftsfrei ist.
        Mir ist bewusst, daß das eine Utopie ist und vielen lächerlich vorkommt.

  2. philmon

    „Und Gold-Standard wie Schuldenbremse werden als Effekt den gesellschaftlichen Fortschritt bremsen“ – Diese Aussage ist selbstverständlich falsch. Wenn dem so wäre, dann wären Staaten wie die Schweiz oder Norwegen (mit ihren soliden Staatsfinanzen) gesellschaftlich rückständig und im hochverschuldeten Griechenland gäbe es einen enormen gesellschaftlichen Fortschritt (relativ). Es wäre ratsam nur die Themenkomplexe in Artikeln zu behandeln, mit denen man sich im Vorfeld ernsthaft beschäftigt hat und über man intensiv nachgedacht hat.

    • Andreas Kemper

      Die Schuldenbremse wird in Deutschland dazu führen, dass die Bundesländer vor allem die Bildungsausgaben herunter fahren werden. Dies wird die soziale Ungerechtigkeit erhöhen und gleichzeitig den Fortschritt bremsen.

  3. philmon

    Das befürchte ich ebenfalls. Der Kern der Problematik liegt allerdings nicht in soliden Staatsfinanzen, sondern in der ineffizienten Ausgabenpolitik. Geringe Staatsschulden sind tendenziell etwas erstrebenswertes, da in der Folge u.a. die Zinslast c.p. geringer ist. Zudem zapft der Staat die Kapitalmärkte an, um sich das Geld zu leihen und gibt dieses Geld wiederum für irgendwelchen Murks aus. Täte er dies nicht und würde keine Schulden machen, so wären die Finanzmittel für private Investitionen, z.B. in Forschung und Entwicklung, über. Dies wäre deutlich sinnvoller.
    Sparmaßnahmen im Bildungswesen finden statt, weil man Geld nur einmal ausgeben oder verplanen kann und wir uns z.B. mit irrsinnigen Summen für die Schulden anderer Eurostaaten verbürgt haben, um damit das Vermögen der Reichsten der Reichsten sichern. Diese Mittel fehlen folglich an irgendeiner Stelle und dass im Bildungswesen und nicht beispielsweise bei Kriegstreiberei gespart wird liegt an der Inkompetenz oder Bösartigkeit (was zutrifft kann ich nicht beurteilen) der etablierten Politiker.
    Fortschritt wird durch alle etablierten Parteien gebremst (die Linke ausgenommen), da sie sich im Grunde einig sind wenn es um Sparmaßnahmen im Bildungswesen geht (vor allem sind dies versteckte Einsparungen) ! Eine neue Partei, die für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Fairness ist wie die „Alternative für Deutschland“ täte der sozialen Gerechtigkeit in jedem fall gut. Politische Meinungen sind natürlich unterschiedlich, aber hier muss auch ein politischer Gegner erkennen, dass die Absichten gute sind und die Argumentation zudem konsistent ist.

    • Andreas Kemper

      … ähm, ich habe auf den Programm-Entwurf und auf Bernd Luckes langjähriges Engagement für „Einschnitte“ ins Sozialsystem verwiesen?

      Sparausgaben im Bildungswesen finden statt, weil seit Jahren die Steuern für die Reichen gesenkt wurden.

    • 19Camerata44

      Wenn man sich die in der AfD handelnden Personen betrachtet, dann habe ich Schwierigkeiten, diese nun unbedingt mit sozialer Gerechtigung in Zusammenhang zu bringen. Zur Zeit fischt diese Gruppe (Rechtspopulisten und Rechtsextreme) die äußersten rechten Ränder ab und der „Beifang“ soll dann der Garant für soziale Gerechtigkeit sein? Wovon träumen Sie nachts?

      • Andreas Kemper

        Zustimmung. Die AfD steht genau für das Gegenteil von sozialer Gerechtigkeit. Je mehr ich recherchiere, desto deutlicher stellen sie sich für mich als parlamentarischer Arm der organisierten Familienunternehmern dar.

      • R. S.

        in meinem Traum habe ich Sie als Dummschwätzer gesehen.
        R.S.

      • Andreas Kemper

        Dann scheinen Sie ja viel verarbeiten zu haben.

  4. futuretwin

    @ W-Day

    Das bedingungslose Grundeinkommen geht ja in die Richtung. Jäger integriert übrigens auch das Grundeinkommen in seine Idee einer „Anderen Gesellschaft“ allerdings ist es bei ihm nicht, zumindest nicht um jeden Preis bedingungslos.

    Es gibt viele Ideen, wie man an der Kritik der Tauschlogik andocken kann. Etwa die, dass der Tausch, sobald wirklich Gleichwertiges getauscht wird, nicht mehr herrschaftsstabilisierend wirken muss. Sprich, die Akkumulation des Mehrwerts muss unterbleiben, das ist ja die eigentliche Logik des Kapitals.

    Ich zitiere einmal Jäger zu Adorno und Tausch:

    „In der Täuschung ist der Tausch vorweggenommen, bei dem es gerecht zugehen wird. Adorno verhält sich hier ganz einfach als der Nietzscheaner, der er ist: Wie nach Nietzsche die Moral eine „Genealogie“ hat, bei der sie aus schlimmster Amoral allmählich aufsteigt, so fängt bei Adorno die Tauschgeschichte schlimm an, muss es aber nicht bleiben.“

  5. philmon

    Ich verstehe den Grundgedanken und wir sind uns vermutlich einig darin, dass es ungerecht ist die schwächsten Glieder der Gesellschaft auf Kosten einiger Weniger zu schröpfen. Aber so einfach wie Sie sagen ist es nicht. Der deutsche Staat erzielt seit geraumer Zeit Rekordsteuereinnahmen. Da der Staat folglich kein Einnahmeproblem hat (über Aufteilung der Steuerlast lässt sich natürlich streiten), resultieren die Einsparungen nicht aus zu niedrigen Steuern. Viel dringender ist die Frag wie diese Steuern verwendet werden und offensichtlich werden diese in großem Umfang in Fässer ohne Boden gekippt, um ein nicht nachhaltiges System aufrechtzuerhalten.

    • Andreas Kemper

      Ich verstehe dann nicht, was das mit der „Alternative für Deutschland“ zu tun haben soll. Die wollen Steuersenkungen für die Reichen und Sozialabbau.

      • philmon

        Eine stabile Währung ist ein Grundpfeiler für Wohlstand und gerechte Verteilung.Von einer starken Währung und Währungsaufwertungen profitieren alle Teile der Bevölkerung, vom Milliardär bishin zum Hartz4-Empfänger. Mit unserer eigenen Währung würde sich ein großer Teil der Verteilungsgerechtigkeit von selbst ergeben. Hier verdient nämlich niemand zu wenig und es kriegt auch niemand zu wenig Sozialhilfe! Es ist bloß so, dass das Geld, in dem wir bezahlt werden zu wenig wert ist! Eine stabilitätsorientierte Geldpolitik ist eine super Sozialpolitik, da alle Bevölkerungsteile partizipieren und niemand vom Wohlstandsgewinn ausgeschlossen werden kann. Die AfD ist einzige Partei in DE , die für eine seriöse Geldpolitik steht und ist damit sozialer als alle Bundestagsparteien (die Linke ausgenommen) zusammen. Wir bräuchten keine zusätzliche Reichensteuer, wenn die Menschen nicht um ihren verdienten Lohn gebracht würden und wir die Kosten für den ineffizienten EU-Zentralismus nicht zu tragen hätten. Dass eine Reichensteuer notwendig erscheint , liegt u.a. an dem gigantischen Betrug, der mit der Euroeinführung stattgefunden hat. Von genau dieser unterbewerteten Währung profitieren letztendlich nur ein paar Wenige auf Kosten aller anderen und in der Folge wächst die Ungleichheit zwischen Arm und Reich zwangsläufig. Wenn man diesen Prozess umkehren würde-und die AfD steht für eine sinnvolle Geldpolitik- dann wäre das ein sehr sozialer Akt. Ziel sollte doch nicht sein, dass Menschen in ihrem Elend verharren und auf Allimentierung angewiesen sind! Vielmehr sollte das Ziel sein, dass alle am gesellschaftlichen Leben teilhaben können und dazu gehört auch das Arbeitsleben. Reichensteuer und Aufstockung der Sozialsysteme wären doch bloß Symptombekämpfung. Man sollte die Ursachen des Problems lösen und dafür hat die AfD schonmal richtige Ansätze.

      • Andreas Kemper

        Die Ursachen der Krise bestehen darin, dass in Deutschland und in Griechenland die Reichen sich immer mehr Vermögen angeeignet haben, dass die Steuern für die Reichen massiv gesenkt wurden und gleichzeitig das Workfare-System mit einer Niedriglohnpolitik eingeführt worden ist. Die Ausgaben für Bildung insbesondere im Primarbereich sind viel zu gering und die arme Hälfte der Bevölkerung, die inzwischen über gar kein Vermögen mehr verfügt, wird immer stärker von Bildung und gesellschaftlicher Partizipation ausgeschlossen.

  6. philmon

    Ich stimme Ihnen voll und ganz zu, dass die Bildungsausgaben zu gering sind und dass ärmere Bevölkerungsteile von der Partizipation ausgeschlossen werden. Dass die Verteilungsungerechtigkeit stattfindet und dass Reiche immer reicher und Arme immer ärmer werden ist allerdings nicht die Ursache der Problematik, sonder ein Symptom völlig verfehlter Entscheidungen der Politik. Die Frage ist doch: Wie konnte es passieren, dass die soziale Ungerechtigkeit entstanden ist?!? Dafür ist sicherlich nicht ein Faktor alleine ursächlich, sondern diverse. Aber die Währungspolitik ist dabei ein ganz entscheidender Faktor. Wenn die Mehrheit der deutschen Bevölkerung exportorientierte Großkonzerne mit einer unterbewerteten Währung subventionieren muss oder in Griechenland die Wirtschaft durch eine stark überbewertete Währung zerstört wird , damit Politiker sich ihre Gehälter in kaufkräftigen Euros auszahlen können, dann führt dies zwangsläufig zu einer ungerechten Verteilung. Und hier sage ich, ist die AfD auf dem richtigen Weg soziale Gerechtigkeit wieder herzustellen.

    • Andreas Kemper

      Das ist wirklich Unsinn. Grundlage der AfD ist Bernd Luckes Bündnis Bürgerwille, welches wiederum auf die Bogenberger Erklärung beruht, in der vor Lohnerhöhungen in Deutschland gewarnt wird und eine „Lohnflexibilität“ in Griechenland gefordert wird.

    • 28

      Ihre Argumentation ist für mich nicht nachvollziehbar. Was würde denn wirklich die Auflösung der Euro-Zone (oder ggf. ein Austritt Deutschlands) zu Folge haben ? Die dann wieder geschaffene D-Mark würde gewaltig aufgewertet, die Währungen der südeuropäischen Länder würden abgewertet werden. Die Folge wäre, dass deutsche Waren extrem teuer würden, was natürlich den deutschen Export massiv behindern würde. Viele Firmen, die ihren Sitz nicht in Deutschland haben, müssten sich aus Kostengründen nach Alternativen umsehen und notwendige Waren und Dienstleistungen eben woanders einkaufen. Was soll das so einem exportorientierten Land -wie es Deutschland nun mal ist- für Vorteile bringen ? Ist bei einem solchen Szenario nicht eher zu erwarten, dass sowohl die Unternehmensgewinne als auch die Arbeitnehmer-Beschäftigung und damit die Steuereinnahmen sinken, die sozialen Transferleistungen des Staates aber steigen (aufgrund erhöhter Arbeitslosigkeit)? Wie soll eine solche Entwicklung denn finanziert werden ? Mal abgesehen davon, dass damit auch die Idee eines einheitlichen Europas (bekanntlich wurden bis vor rd. 65 Jahren auch zwischen den grossen europäischen Ländern ständig Kriege geführt, dahin will ja sicher niemand zurück) einen heftigen Rückschlag hinnehmen müsste, erschliesst sich mir auch der ökonomische Sinn einer Rückkehr zur europäischen Kleinstaaterei nicht. Natürlich der Brüsseler Wasserkopf (und seine Kosten) würden abgeschafft, denkt man in Deutschland sehr egoistisch würde zunächst auch dadurch Geld eingespart werden, dass andere Volkswirtschaften keine Transferleistungen mehr bekommen würden. Allerdings wären diese denn auch nicht mehr in der Lage, deutsche Waren zu kaufen, hohe Zölle (um die heimischen Produzenten zu schützen) und Einfuhr-Umsatzsteuer wären auch nicht zu vermeiden.
      Die deutschen Unternehmen leben nun mal nicht vom Binnenmarkt (zumal die Kaufkraft der Arbeitnehmer durch sinkende Löhne und höherer Arbeitslosigkeit ja auch nicht steigen würde), sondern vom Export. Der Vorteil, dass z.B. Rohstoff-Importe günstiger wären, würde die Export-Nachteile sicher nicht aufwiegen. Die Rückkehr zur D-Mark erscheint mir daher nicht durchdacht zu sein und würde zumindest kurz- bis mittelfristig zu grossen Problemen führen.

  7. Schindler

    Tolles Wort „klassistischte“… Sollte vllt. mal in den Duden aufgenommen werden. Da war ein Knoten am Schluss im Hirn 😉

    • Andreas Kemper

      „Klassistischte“ ist die Steigerungsform von „klassistisch“ und das ist das Adjektiv zu „Klassismus“. Dass „Klassismus“ nicht im Duden steht, ist Klassismus.

  8. cangrande

    Analyse des Blogposting „Alternative für Deutschland – Die Geld-Essentialisten“ (http://andreaskemper.wordpress.com/2013/03/04/alternative-fur-deutschland-die-geld-essentialisten/) von Andreas Kemper:

    „Tatsächlich verbirgt sich hinter diesen Forderungen nach Direkter Demokratie ein Populismus, der nichts mit emanzipatorischer Politik zu tun hat. Dies wird deutlich, wenn man berücksichtigt, dass die faschistische Sehnsucht nach dem “Starken Mann” auch mit Direktwahlen des Bundespräsidenten verbunden werden kann. ….. Mit Basisdemokratie hat diese Form der Direktwahlen nichts gemein.“

    Der Trick in dieser Passage besteht darin, die Begriffe „Direkte Demokratie“ mit „Direktwahlen“ gleichzusetzen, und Direktwahlen dann noch auf den Präsidenten zu verengen. Joseph Goebbels würde vor Neid erblassen, wenn er diese subtile Lügentechnik noch hätte miterleben können!

    „Bereits im September 2011 sprachen sich während einer Veranstaltung der Zivilen Koalition in Berlin Hans-Olaf Henkel, Beatrix von Storch und Karl Albrecht Schachtschneider für die Gründung einer neuen Partei aus, wenn die FDP sich nicht gegen den Euro-Rettungsschirm entscheide.“

    Die Zivile Koalition ist zwar nicht mit der neuen Partei identisch; das behauptet der Autor Andreas Kemper auch garnicht. Ihm reicht es aus, dass sich deren Vorsitzende für die Gründung einer neuen Partei ausgesprochen hat, um über die Zivile Koalition herzuziehen:

    „Entstanden ist die Zivile Koalition aus der Intiative Studenten für den Rechsstaat, die seit 1996 die Rückgabe von Adelsgütern aus der Ex-DDR fordern. Sehr früh berichtete schon die extrem rechte Junge Freiheit über das Ansinnen des damals noch studierenden Adels. ….. Die Zivile Koalition ist extrem christlich-antifeministisch orientiert.“

    Dabei verlässt er sich auf die Flüchtigkeit seiner Leser, die Zivile Koalition und AfD schon von sich aus in einen Topf werfen werden – in welchem Kemper ja auch beide verkocht. Man muss sich keineswegs irgendwelche nichtexistenten Beziehungen zusammenlügen: Es reicht, wenn man Sachverhalte in einer Erzählung verwebt. Den Rest besorgen die Leser selber – im Sinne von Kemper.

    Der Aufsatz ist freilich nicht nur propagandistischer Natur; streckenweise ist er durchaus sachlich-analytisch, z. B.

    „Allerdings versucht die Alternative für Deutschland sich von deutlich rassistischen Parteien zu distanzieren. Kurz vor Bekanntgabe der Gründung der Alternative für Deutschland wurde jemand, der sich zu deutlich rechts positioniert hatte, aller Ämter enthoben. Die Facebook-Likes gingen von 2223 auf 2220 herunter, stiegen dann aber am Wochenende nach dem FAZ-Artikel auf 3668 an. Wir haben es bei der Alternative für Deutschland nicht mit einer dumpfen Anti-Islam-Partei wie den Pro-Parteien zu tun. Es gibt auch keine Annäherung an die FPÖ, wie damals beim Bund Freier Bürger. Eine Gemeinsamkeit wird eher mit dem Team Stronach aus Österreich gesucht …..“

    Voll daneben ist jedoch der Schluss:
    „Abschließend möchte ich eine Bewertung vornehmen, die ich unter dem Titel “Geld-Essentialismus” fasse. ….. Geld ist eine Soziale Wirklichkeit. Geld wird aber von Geld-Essentialisten als etwas Echtes, etwas Individuelles betrachtet, als eigentümliches.“

    Da ist was dran, aber wenn Kemper fortfährt:

    „Steuern werden von diesen Geld-Essentialisten dann auch als soziale Eingriffe betrachtet, statt zu realisieren, dass Geld ein Steuerungssystem ist, in dem Steuern integriert sind. ‚Ich habe Geld verdient und jetzt wird mir was durch die Steuern weggenommen‘ ist eine geld-essentialistische Sichtweise“

    dann schildert er eine (auf der ideologischen Ebene) spezifisch libertäre Denkweise. Die AfD ist freilich alles andere als libertär. Tatsächlich stellt der Autor in diesem ganzen Kapitel denn auch keinerlei Zusammenhang zwischen dem „Geldessentialismus“ und der AfD her. Das sollen (und werden) erneut seine Leser leisten.
    SO geht Propaganda heute!

    • Andreas Kemper

      Danke für die Analyse meines Beitrages.

      Zur Direkten Demokratie:
      Es geht nicht nur um Direktwahlen von Ministerpräsidenten. Die Rechtspopulisten haben auch aus dem Hamburger Schulstreit gelernt, wo sich gezeigt hat, dass die Kampagnenfähigkeit und Wahlmoblisierung der Reichen besser ist als die der Armen. INSM, BürgerKonvent, und jetzt das Freie-Welt-Netzwerk des Ehepaares von Storch setzen auf gezielte Kampagnen. Diese sind mit Volksbefragungen sehr kompatibel. Ich empfehle hier Thomas Wagners Buch „Demokratie als Mogelpackung“.

      Zum Verhältnis Zivile Koalition und AfD:
      Beatrix von Storch zählte zu den Hauptzeichnerinnen der Wahlalternative2013. Sie nimmt nächste Woche als Referentin an der Auftaktiveranstaltung in Oberursel teil. Sie hat die Gründung der Partei begrüßt. Als es letzten Monat darum ging, die Partei zu gründen, ist ausdrücklich darauf hingewiesen worden, dass die Zivile Koalition nicht offiziell die neue Partei unterstützen könne, weil es sich um einen gemeinnützigen Verein handelt. Dennoch bietet Beatrix von Storch vor Ort die Zusammenarbeit an. Am wichtigsten aber: Die Ziele der Zivilen Koalition decken sich hundertprozentig mit denen der AfD.

      Zum Thema Steuern und Libertarismus:
      Zugegeben: Die AfD ist nicht ganz so libertär wie die Partei der Vernunft. Die AfD will die Steuern für die Reichen nur senken, nicht ganz abschaffen. Allerdings bot die Wahlalternative2013 auch der Partei der Vernunft an, zusammen eine Partei zu gründen. Soo weit kann also die AfD nicht von libertären Ideen entfernt sein. Sie ist konservativ-libertär, paläolibertär, rechts-libertär.

      So weit.

    • Andreas Kemper

      Meine Beiträge auf der Facebookseite von Alternative für Deutschland wurden gelöscht. So viel Angst vor Kritik? Vor dem Löschen Nach dem Löschen

      • Andreas Kemper

        Auch meine Entgegnung auf die Analyse des Artikels oben durch Burkhardt Brinkmann wurde zensiert. Soviel zum Thema Propaganda und Demokratie 😉 Zweiter Versuch

  9. Andreas Kemper

    Ich werde rassistische Kommentare mit Inhalten wie „Stop der Millionen Armutseinwanderer aus kulturfremden Regionen/Religionen wie Muslimen und Romas, nicht integrationsfaehig“ hier ebenso wenig freischalten wie beleidigende Texte.

  10. Brotquadrateck

    Wer der Sache selbst auf den Grund geht, erfährt, das Andreas Kemper selber, die Antworten von Herrn Brinkman, auf diesem Blog anscheinend nicht veröffentlichen will/möchte.

    Schade eigentlich, Kemper hat so anscheinend die Möglichkeit auf das zurückerlangen seiner verlorenen Reputation/Ehrlichkeit vertan.

    Wieso zensiert der Kemper seine „eigene“ Diskussion? Womöglich scheu vor der Wahrheit?

    Wie auch immer.

    Würd ich in Deutschland wohnen, würde die AfD definitiv meine Stimme erhalten.

    • Andreas Kemper

      Ich denke nicht, dass ich Herrn Brinkmann hier zensiert habe. Aber Sie haben da wahrscheinlich mehr Informationen?

      • Burkhardt Brinkmann

        Der Eindruck einer Zensur ist vielleicht dadurch entstanden, dass ich hier nicht unter meinem Klarnamen kommentiert habe, sondern unter meinem Aliasnamen „Cangrande“.

        Fakt ist daher, Brotquadrateck, dass Andreas Kemper meinen Leserkommentar NICHT wegzensiert hat.

        Und wenn andererseits Kempers Kommentar auf der Facebookseite der Partei „Alternative für Deutschland“ gelöscht wurde, dann missbillige ich das mit aller Entschiedenheit.
        So etwas geht für mich absolut und total garnicht!

        Burkhardt Brinkmann

  11. Brotquadrateck

    „Ich denke nicht, dass ich Herrn Brinkmann hier zensiert habe. “

    Das hat niemand so formuliert, ausser Ihnen.

    Meine Wortwahl war „nicht veröffentlichen“. Das Wort Zensur/zensiert hat sich auf Ihre Diskussion bezogen, da Sie nicht alle Informationen zur Verfügung stellen möchten.

    Sehr monoton von Ihnen, machen Sie aber nur so weiter, der Leser sollte selbst herausfinden, was da passierte.

    Danke für Ihre Zeit und Mühe.

    • peter

      aus dem AFD porgramm: Wir fordern eine drastische Vereinfachung des Steuerrechts. Der Bürger muss verstehen können, warum er in welcher Höhe besteuert wird. Die Cleveren sollen nicht besser behandelt werden als die Ehrlichen.
      Wir fordern ein Steuersystem, in dem Reiche absolut und prozentual stärker belastet werden als Arme. (Progressive Einkommensbesteuerung).

      • Andreas Kemper

        Wow, sie fordern, dass Reiche absolut und prozentual stärker belastet werden als Arme. Bitte lesen Sie diesen Satz nochmal.
        Es geht dann übrigens weiter und sie beziehen sich dann auf das Kirchhoff-Modell mit extremen Steuersenkungen für die Reichen.

    • peter

      es geht um das schließen von steuerschlupflöchern und eine vereinfachung des steuersystem.

      die AFD ist für steuerprogression, damit geht ihre behauptung sie wollen alle gelich besteuern völlig ins leere.

  12. peter

    hallo herr kemper , ich werde sicher bald mitglied bei der AFD -alternative für deutschland. ich teile, welch überraschung also nicht ihre meinung . ich darf ihnen aber sagen, das sich ihr blog sehr abhebt von anderen blogs – wie http://www.publikative.org/ – die nur mit schlagwörtern und billiger polemik arbeiten. da geht es bei ihen deutlich sachlicher zu. das möchte ich ausdrücklich würdigen. das ihre beitrage auf facebook gelöscht wurden, finde ich nicht in ordnung.

    aus meiner sicht ist und wird die AFD eine liberale partei, die programmatisch endlich eine alternative zum euro“wahn“ und der merkelschen alternativlosigkeit bietet. und das ist und soll auch das kernthema sein, ich werde mich jedenfall dafür einsetzten.

    der verweis auf z.bsp. prof hankel und prof starbatty und deren veröffentlichungen in der jungen freiheit, da muß man der fairness halber auch sagen, in anderen zeitungen wurden besagte wissenschaftler jahrelang als aussätzige behandelt- euro-mahnungen waren bis 2008/2009 eben nicht standesgemäß, man wurde als ewiggestriger beschimpft (von h.schmidt, schäuble und co) nur weil die herren jahrelang vor den euro-folgen warnten.

    jetzt zeigt sich, sie hatten recht.

    • Andreas Kemper

      Ich sehe es nicht so, dass bei publikative.org nur mit „schlagwörtern oder billiger polemik gearbeitet“ wird.

      Und ich befürchte, dass Sie sich bei der Gründungsveranstaltung in April unter vielen Rechtskonservativen wiederfinden werden.

  13. peter

    herr kempter , ich habe viele schlagwörter. bei publikative gelesen oder noch schlimmer bei herrn gensing und seinem tagesschau.de beitrag gelesen.

    ich selber bin in vielen bereichen eher liberal ((ja zu homo ehe etc) und ein verfechter des rechtsstaates und gerade deshalb setzte ich mich ein für vertragstreue – maastrichts vertrag.ect- ein.

    ich vermute die neue partei wird sich aus vielen enttäuschten ex-wählern von cdu/fdp aber auch spd und grünen speisen. die alle als rechtspopulistisch zu verteufeln , halt ich für schon bosartig.
    die welt ist schon lange nicht mehr so schlicht in recht-mitte-links schubladen einzuteilen.

    was im übrigen rechtspopulistisch sein soll, wenn man steuerzahlerhilfen für russische milliardäre auf zypern ablehnt , erschliest sich mir nicht.

    • Andreas Kemper

      Die Parteigründung im April wird zeigen, wie rechtspopulistisch sich die AfD positioniert.

      Das bisherige Programm sagt nicht viel aus. Ich finde es sehr problematisch. Sollte es in etwa so ausgestaltet werden, wie es im Wiki der Wahlalternative 2013 vorgeschlagen wird, dann ist der Vorwurf Rechtspopulismus gerechtfertigt. Ich verfolge die Facebook-Seite der WA2013 seit der Gründung. Auch diese Beiträge waren rechtspopulistisch, und zwar nicht nur die Kommentare, sondern vor allem auch die offiziellen Beiträge.

      Zu den „russischen Milliardären auf Zypern“: Wie wäre es, wenn ersteinmal die deutschen Milliardäre wie August von Finck kritisiert werden, der damals die Partei Bund Freier Bürger finanzierte, zu der auch die AfD-Mitglieder Starbatty, Schachtschneider und Bandulet gehörten?

      • peter

        sie lenken ab. sind sie jetzt für die rettung russischer milliärdare oder nicht?

      • Andreas Kemper

        Ich bin gegen eine Partei, die eine Nähe zu sehr problematischen deutschen Milliardären hat, sich aber über russische Milliardäre echauffiert.

      • cangrande

        „Zu den “russischen Milliardären auf Zypern”: Wie wäre es, wenn ersteinmal die deutschen Milliardäre wie August von Finck kritisiert werden“

        Wüsste nicht, dass man da eine Reihenfolge einhalten muss, oder wie die Frage, ob deutsche Steuergelder (wenn auch zunächst nur als Kredit an Zypern) russischen Oligarchen in den Rachen geworfen werden sollen oder nicht, sachlich oder logisch davon abhängen könnte, ob man deutsche Milliardäre, den Papst oder die Al Fatah kritisert?

        Das hat überhaupt nichts miteinander zu tun, und Nicht-Kritik an deutschen Milliardären präkludiert in keinster Weise die Ablehnung, deutsche Steuergelder für (u. a. mutmaßlich) die russische Mafia ins Feuer zu stellen.

      • Andreas Kemper

        Na sicher „präkludiert“ das das. Vor allem dann, wenn sich die AfD so vehement für die Steuersenkung der Reichen einsetzt.

  14. peter

    ps. ich war auch ein großer fan von pim fortuyn , auch der ist als rechtspopulist wochenlang verunglimpft worden und wurde dann einfach umgebracht.

    in so einem poltischen hetzklima möchte ich nicht leben!! darum kann ich nur davor warnen mit solchen begriffen um sich zu werfen.

  15. peter

    billige schubladen in die sie fortuyn da stecken.

    der man hatte linksliberale und konservative ansichten- diese billige etikett rechtspopulist paßt jedenfalls nicht.

    aber danke solcher hetze ist er auch ermordet worden. traurig!

    • Andreas Kemper

      Sorry, das habe ich anders in Erinnerung. Ich war erschrocken über Pim Fortuyn und über die Entwicklung in den Niederlanden, die mir plötzlich sehr deutsch vorkamen.

      • peter

        und ich war erschrocken mit welcher hetze er verfolgt wurde, ich habe bis zu dem zeitpunkt in D rot /grün gewählt- danach war ich nichtwähler weil ich es unerträglich fand wie führende grüne gegen den mann gehetzt haben und als er tot war, hörte man nichts- kein wort – das war geistige brandstiftung.

        fortuyn hat viele wichtige fragen gestellt, die bis dahin unter der decke gehalten worden im namen der pc- er hatte gewaltigen zuspruch und wäre wohl ministerpräsident geworden und wort von einem fanatiker umgebracht. das sind die traurigen fakten.

        ein schöner nachruf von damals, wenigst da sha tder spiegl gebracht – nachdem er vorher wochenlang mit gehetzt hat.

      • Andreas Kemper

        Zitat aus Wikipedia:
        „Im August 2001 zitierte ihn das Rotterdams Dagblad: „Ich bin auch für einen kalten Krieg mit dem Islam. Den Islam sehe ich als eine außerordentliche Bedrohung an, als eine feindliche Gesellschaft.“ Verschiedene Organisationen zeigten ihn wegen dieser Äußerung an mit Verweis auf das niederländische Antidiskriminierungsgesetz. Die Anzeigen blieben jedoch erfolglos, da Fortuyns Aussagen vom Grundrecht auf freie Meinungsäußerung gedeckt waren.
        Am 9. Februar 2002 sagte er in einem Interview mit der linken Tageszeitung de Volkskrant, dass die Niederlande mit 16 Millionen Einwohnern nicht weiter aufnahmefähig und vierzigtausend Asylbewerber pro Jahr nicht hinnehmbar seien. Außerdem meinte er, es sei besser, den ersten Artikel des niederländischen Grundgesetzes zu streichen („Niemand darf diskriminiert werden“), als die Freiheit der Meinungsäußerung einzuschränken.“

      • Andreas Kemper

        Ich denke, die Kritik an solche Äußerungen und auch die Zuschreibung „Rechtspopulismus“ ist hier gerechtfertigt.

      • peter

        sie wissen schon das der imam von rotterdam zu fortuyn gesagt, hat er wäre als schwuler weniger wert als ein schwein . sier ergreifen also partei für solche leute?

      • Andreas Kemper

        Nein, ich ergreife ganz bestimmt nicht Partei für religiös-fundamentalistischen Heterosexismus. Wir haben hier in Münster einmal im Jahr diesen unsäglichen 1000-Kreuze-Marsch und der geht von Christ_innen aus. Sie wissen, wass der aktuelle Papst gesagt hat: Die Home-Ehe kommt vom Teufel. Sollen wir jetzt alle Katholik_innen ausweisen? Eigentlich eine gute Idee 😉

  16. peter

    sie lenken immer ab – wenn man russische milliärdare erwähnt die mit steuergeldern gerettet werden, , erwähnen sie herrn finck . wenn man sagt der imam von rotterdam bezeicnet schwule und pim fortiuyn persönlich als weniger wert als schweine ( und damit die ermordung schon zwischen den zeieln gutheißt) – dann kommen sie mir mit irgnedwelchen obskuren christlichen vereinigungen.

  17. 19Camerata44

    Wenn hier Pim Fortiuyn im Zusammhang mit der AfD genannt wird, dann müsste doch dem Dümmsten klar sein, mit wem wir es hier zu tun haben.Die AfD als Sammelbecken für alle Rechtspopulisten und Rechtsextreme. Wie anders ist es zu verstehen, dass das Gründungsmitglied der AfD, der Staatsrechtler Schachtschneider bei der NPD als Referent auftritt? Als Missionar oder eher, um schon mal „Sondierungsgespräche“ zu führen. Was einem die Zornesröte ins Gesicht treibt, ist die Tatsache, dass wir im September 2013 Neo-Nazis im Parlament sitzen haben. Prof. Lucke tritt zwar sehr eloquent in der Öffentlichkeit auf, aber das sollte nicht darüber hinwegtäuschen, daß er gesinnungsmäßig mit seiner Anhängerschaft am äußersten rechten Rand agiert. Ich empfehle mal einen Link: http://bubgegenextremerechte.blogsport.de
    Wann formiert sich hier Widerstand?

  18. anonyme_Untersch1cht

    @peter
    Das „ablenken“ ist doch der Hinweis auf den offensichtlichen Widerspruch. Scheinbar blenden sie aus, was sie nicht sehen möchten. Also lassen nur das gelten, was in ihr Weltbild passt und dieses bestätigt. Damit können sie dann für sich „recht behalten“, müssen mit dem was sie dort vertreten jedoch nicht „richtig“ liegen.

    Um kurz auf Pim Fortuyin einzugehen. Die pauschale Verurteilung „der Muslime“ und die Behauptung diese würden aus dem Ausland kommen und die entsprechende Religion würde nicht zu Europa gehören, ist nun einmal schlicht falsch.
    Sich jetzt das Beispiel des Imams von Rotterdam rauszugreifen und den als Repräsentanten „der Muslime“ zu nehmen ignoriert, dass es auch ganz viele andere Muslime gibt. Viele davon sind ähnlich religiös, wie die getauften Christen. Auch haben die nun keinesfalls alle eine „barbarische“ geschweige denn überhaupt Andere Kultur sondern Leben ganz genauso wie alle anderen auch. Darüber hinaus werden dann natürlich auch viele die mit Religion mal rein gar nichts am Hut haben als Muslime aufgefasst. Weil natürlich nicht alle „Araber“ oder „Türken“ Muslime sind(teilweise sind das dann noch nicht mal „Araber“ oder „Türken“ sondern die sind bereits „hier“ geboren).
    Das stellt nicht in Abrede das es auch religiöse Spinner gibt und einige von denen auch gewaltätig sind, die Mehrheit ist es aber nicht. Das einfach zu ignorieren, wäre dann eine populistische, weil rational unzulässige Vereinfachung, die bestehende Vorurteile aufgreift und weiter emotionalisiert um daraus politisches Kapital zu schlagen.

    btw. Papst Franziskus ist auch gegen Schwule, als nicht gottgewollt und das sich die katholische Kirche gegen Kondome ausspricht, hat für deren Anhängerinnen und Anhänger Folgen und wäre auch noch eine Sache. Aber ist ja nur eine obskure Sekte diese katholische Kirche völlig unbedeutend, im Gegensatz zum Imam von Rotterdam durch den das Abendland in Gefahr ist 😉

  19. Familitarismus – Andreas Kemper linked to this post.

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