Mit Adressenhandel zum Wahlerfolg?

· Allgemein, Artikel (Netzpolitik)

Kampagnennetzwerk Zivile Koalition e.V.

In Veranstaltungen zu den Hintergründen der Alternative für Deutschland werde ich immer wieder gefragt, wie die AfD innerhalb so kurzer Zeit so bekannt werden konnte. Bisher konnte ich nur antworten, dass zwar die AfD und ihre Vorgängerorganisation Wahltalternative2013 nur von einer sehr kleinen Gruppe von drei bis vier Prominenten installiert wurde, dass dahinter aber verschiedene Netzwerke stehen. Ein Motor sei das Kampagnennetzwerk Zivile Koalition e.V.

Warum allerdings die Zivile Koalition so viele Menschen mit ihren Kampagnen erreicht, konnte ich bislang nicht beantworten. Die Zivile Koalition e.V. gab nach einem Artikel in den Antifaschistischen Nachrichten bereits während ihrer Gründung bekannt, im Januar 2007 auf eine halbe Millionen Adressen zugreifen zu können, die weitgehend ihre Ziele teilten. Die Zivile Koalition entstand aus einem Göttinger Arbeitskreis der beiden Student*innen Beatrix von Oldenburg und Sven von Storch, der die Rückgabe der ehemals durch die Sowjetunion enteigneten Adelsgüter forderte. Wie kommt ein kleines Grüppchen von ehemaligen Studierenden an 500.000 ausgesuchte Adressen? An der Gründung der Zivilen Koalition waren auch die beiden Journalisten Klaus Peter Krause und Karl Feldmeyer beteiligt. Klaus Peter Krause war nicht nur Ressortleiter für Wirtschaftsfragen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, sondern er war auch Geschäftsführer der Verlagsgruppe Fazit-Stiftung, die die größte Beteiligung an der FAZ hat. Dies legt nahe, dass Krause nicht nur mit inhaltlich-jorunalistischen Fragen zu tun hatte, sondern auch mit ökonomischen Fragen wie der Verbreitung der Zeitung – und da geht es dann um gezielte Adressen. Es soll nicht unterstellt werden, dass Krause von der FAZ oder Fazit-Stiftung Adressen mitgenommen hat. Ich möchte auf etwas anderes hinaus.

Adressenhändler Campione Computer Service

Größere Zeitungen arbeiten mit Adressenhändlern zusammen. Wie der Adressenhandel funktioniert kann in einem Schaubild des Hessischen Rundfunks, Der Weg der Daten, oder in dem Beitrag Adressenhandel. Verraten und verkauft von Katharina Blansjaar nachvollzogen werden. Ich habe bewusst diese Beiträge verlinkt, da sie auf den Dienstleister Campione Computer Service aufmerksam machen. Der dort genannte Thomas Lackmann scheint eine zentrale Rolle für die erfolgreiche Verbreitung der politischen Anliegen der Zivilen Koalition inne zu haben.

Thomas Lackmann und die Zivile Koalition

Roland Sieber machte gestern abend auf einen spannenden Blogbeitrag aufmerksam. In dem Artikel Spammer für Deutschland berichtete der Blogger Thomas Berger (Loki’s Chaos) davon, eine Spam-Mail erhalten zu haben, die auf einen Fernsehbeitrag der AfD im Fernsehen aufmerksam machte. Seine Recherchen führten zur Seite Antispam.de, wo bereits 2008 und 2010 die Zivile Koalition negativ als Spammer aufgefallen sei. Mehrere Menschen hatten sich dort über die Spams der Zivilen Koalition beschwert, wollten wissen, wer dahinter steckt und wie man gegen die Spamflut der Zivilen Koalition vorgehen könne. Hier fiel der Name Thomas Lackmann von Campione Computer Service. Thomas Berger fand heraus, dass die Zivile Koalition nicht nur auf den Dienstleister Campione Computer Service (CCS) zurückgreift, sondern dass der administrative Ansprechpartner der Domain ZivileKoalition Thomas Lackmann sei. Das heißt, die Zivile Koalition ist direkt mit Campione Computer Service verbunden. Dabei stellt sich die Frage, ob hier die Zivile Koalition nur einseitig auf den Adresshändler zurückgreift oder ob sich die Zivile Koalition auch direkt am Adressenhandel beteiligt. Denn Campione Computer Service ist nicht einfach nur ein Adresshändler, sondern steht auch für eine bestimmte Politik, die viele Ähnlichkeiten mit der der Zivilen Koalition hat. So verlinkte Klaus Peter Krause kürzlich noch auf ein Statement des „selbstständigen Unternehmensberaters und Diplomvolkswirts Thomas Lackmann“:  „Das deutsche EEG ist die dreistete Form der Umverteilung von „unten“ nach „oben“. Hier handelt es sich um einen Ausplünderungskrieg der Öko-Sozialisten, den sie vornehmlich gegen Rentner, Arme und Alleinerziehende führen – betrieben von sozialistischen Gutmenschen in allen Parteien.“ (Klaus Peter Krause: Schon mal was von Leistungsdichte gehört).

Lackmann hat zudem einige Filme produziert und im Verlag Polarbild herausgegeben. Polarbild wurde 1996 von Karl Höffkes, dem Geschichtsrevisionismus nachgesagt wird, gegründet. So produzierte Lackmann in den 1990ern den Film Die Euro-Katastrophe, in dem Schachtschneider, Starbatty, Hankel und Nölling zu Wort kommen. Starbatty ist heute Spitzernkandidat der AfD in Berlin. In eine ähnliche Richtung ging der Film: Was tun, wenn die DM stirbt? Jahre später hat er zusammen mit Günter Ederer den Film Der Klima-Schwindel – Wie die Öko-Mafia uns abzockt produziert. Günter Ederer gehörte zu den Unterstützern der Wahlalternative2013. Mit Thomas Brügmann und Bruno Bandulet produzierte Lackmann den Film Gold als Rettungsanker?. Auch Bruno Bandulet gehört zu den Unterstützern der AfD. 

Die Firma ccs new media vertreibt auch selber Filme. So z.B. ganz aktuell „Der Euro-Kollaps“. Hier kommt Klaus-Peter Krause zu Wort. Und Beatrix von Storch von der Zivilen Koalition erläutert, wie sie es geschafft habe, 1,5 Millionen Protest-Emails an Abgeordnete zu verschicken.

Nachtrag 15.09.2013

Bei der Zivilen Koalition scheint es nach einem Artikel der WELT Unregelmäßigkeiten zu geben. Unter anderem ist der Verbleib von knapp 100.000 Euro unklar: AfD-Politikerin: Das Rätsel um ein Schließfach mit 98.000 Euro

11 Kommentare

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  1. Angelika H.

    Herr Kemper, Sie haben den Beruf verfehlt! Wer von wem und mit wem und wo und wann …Kommt mir irgendwie bekannt vor….. Ich würde Ihnen trotzdem raten, sich einmal die von Ihnen aufgeführten Filme aus den neunziger Jahren “ Die Euro-Katastrophe“ und „Was tun, wenn die DM stirbt? “ anzuschauen und diese in Bezug zur Schuldenkatastrophe der Euro-Länder setzen. Die Herren Schachtschneider, Starbatty, Hankel und Nölling haben anhand von ökonomischen Gesetzmäßigkeiten das Nichtfunktionieren des Euro vorausgesagt. Sie wurden von Eurofanatikern belächelt, ausgegrenzt, mundtot gemacht. Jetzt muss die EZB Billionen drucken, Staaten müssen sich für andere Staaten bis über beide Ohren verschulden. Generationen werden darunter leiden. Und Sie kommen mit Adressenhandel.

  2. Angelika H.

    Die Überschrift: „Mit Adressenhandel zum Wahlerfolg“ Also, ich habe noch keinen Brief von der AfD bekommen. Aber einen Posteinwurf von der CDU. Das größte Problem der AfD ist, nicht genügend bekannt zu sein. Medien und Politik versuchten sie lange totzuschweigen bzw. mit Totschlagtermini wie Rechtspopulismus/Rechtsextremismus oder Begriffen wie Eurohasser zu diffamieren. Ich glaube, die AfD ist in der Bevölkerung angekommen, weil sie ausspricht, was die Menschen auf dem Herzen haben: Angst vor der Zukunft -Hass und Neid zwischen den europäischen Völkern wegen dem „Scheiß“-Euro – Angst vor Wohlstandsverlust – Angst vor zu vielen ausländischen Mitbürgern. Dazu kommt die Abneigung gegenüber unserer arroganten und abgehobenen Berufspolitikerkaste (siehe ansteigende Zahl der Nichtwähler). Ganz gewaltig sehe ich dies in den Kommentarbereichen unserer großen Medien. Berichten doch diese immer mehr oder weniger im Sinne unserer Regierung, zeigen die Leser in ihren Zuschriften eine ganz andere Meinung auf. Diese große Diskrepanz spüre ich besonders seit den Euro-Rettungsschirmen, Sarrazindebatten und Hetze gegen Syrien. Öffentlich spürt man bei berechtigter Kritik eine Maulhaltenmentalität der Verantwortlichen. Dies kann auf lange Zeit nicht gut gehen. Und nun kommt ein Herr Lucke und eine Frau Petry und nennen das Kind beim Namen.

    • Andreas Kemper

      So ein Unsinn. Das haben ja auch die Sarrazin-Fanks immer wieder behauptet, Sarrazin würde von der Presse benachteiligt werden usw. Wie bei Sarrrazin war aber auch die AfD unmittelbar in der überregionalen Presse vertreten. Die Wahlalternative2013 hatte kaum ihre unscheinbare Facebookseite hochgeladen, schon gab es einen größeren Artikel in der Welt, der dann von anderen Medien aufgenommen worden ist. Auch als die Wa2013 bekannt gab, eine eigene Partei zu gründen, wurde dies sofort von der Presse aufgenommen, dabei hatte die Partei in Gründung noch nicht mal einen Namen. Noch vor dem Gründungsparteitag waren Lucke und Henkel in den populärsten Talkshows im Fernsehen vertreten. Eine Woche vor dem Bundesparteitag hatte die Welt am Sonntag einen DM-Schein quer auf der Titelseite abgedruckt und auf den ersten Seiten ging es nur um AfD und Euro-Politik. Also erzählen Sie bitte keinen Quatsch. Die AfD war immer in den größeren Medien präsent, sie wurde zu keinem Zeitpunkt „totgeschwiegen“.

  3. Angelika H.

    Sie meinen, die AfD sei nicht totgeschwiegen worden. Warum dann Ihre Behauptung, diese habe über Adressenhandel Bekanntheitsgrad erreicht?

    • Andreas Kemper

      Weil beides ineinander greift. Um eine Partei installieren zu können, braucht man nicht einfach nur ein paar gute Pressekontakte. Sondern man braucht auch eine intensive Netzwerkarbeit.

      • Uwe

        … oder ein Thema, welches in der Bevölkerung eine Rolle spielt, auf das die Parteien keine Antworten , außer Schönrederei, haben.
        Probleme löst man niemals, indem man sie verschweigt…

        Der Euro nützt dem Arbeiter nichts, er nützt der Gewinnmaximierung der Superreichen und Banken und verarmte ganze Völker.

      • Andreas Kemper

        Wohingegen die AfD nur den Privilegien der weißen deutschen Reichen nützt und sich von Armen abschotten will.

      • Uli

        Man/frau braucht vor allem Wähler, die sich von den vorhandenen Parteien nicht repräsentiert sehen, weil diese rechtslinksrotgrünschwarzgelben Parteien letztlich nur 0 ,1% der Bevölkerung repräsentieren und von Lobbyagenturen und Konzernen gesteuert werden.
        Die Linken nannten das vor 40 Jahren geradezu prophetisch mal „Stamokap“….

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